Ötigheim ist in der ganzen Region als „Telldorf“ bekannt. Die 1906 installierte Freilichtbühne prägt das Dorfleben auf vielen Ebenen. Viele Ötigheimer engagieren sich als Laiendarsteller, Musiker, Sänger oder Tänzerinnen. Paradestück auf dem „Tellplatz“ ist seit der Anfangszeit „Wilhelm Tell“, daher die Zusatzbezeichnung, die Ötigheim nun auch offiziell bei der Landesregierung beantragt hat.
Den kleinen Ort, der stetig wächst, prägt ein reges und vielfältiges Vereinsleben. Vergangenes Jahr wurde er zum „Landmusikort“ auserkoren. Aktuell beschäftigen die Gemeinde viele Sanierungs- und Bauprojekte, wie die Sanierung Mühlstraße, der Neubau des Feuerwehrgerätehauses oder die Fortsetzung der Dorfkernsanierung.
Josef Stößer (76 Jahre alt)
Ich bin ein Ur-Ötigheimer, hier aufgewachsen, habe eine Ötigheimerin geheiratet. Ich fühle mich hier wohl, es ist einfach schön in der Rheinebene mit dem Wald und dem Schwarzwald vor der Haustür. Es ist eine tolle Dorfgemeinschaft.
Ich hatte einen guten Start im Leben, davon wollte ich der Allgemeinheit etwas zurückgeben. Deshalb war ich 13 Jahre im Gemeinderat, habe 20 Jahre den Turnverein geführt und kümmere mich da heute wieder um Projekte. Zu meinem Leidwesen nimmt das ehrenamtliche Engagement sehr ab. Dabei lebt eine Dorfgemeinschaft davon. Und es ist nicht so schwierig, etwas dazu beizutragen.
Leider liegt in Ötigheim die Gastronomie fast am Boden. Wir hatten hier mal etwa 14 Gastwirtschaften, heute sind es noch zwei. Deshalb freut es mich, dass es gelungen ist, im TGÖ-Vereinsheim nun einen Wirtschaftsbetrieb zu etablieren, der gut angenommen wird.
Ich bedaure, dass es nicht gelungen ist, eine weiterführende Schule am Ort zu halten.Josef Stößer
Einwohner von Ötigheim
Ötigheim ist eine lebendige Gemeinde, die von den zahlreichen Vereinen mit Leben gefüllt wird und bereichernde Partnerschaften zum Kurort Rathen und dem italienischen Gabicce Mare pflegt. Bei den Volksschauspielen kann man sich musisch oder künstlerisch entwickeln – das ist etwas Besonderes
Unser rühriger Bürgermeister setzt viele Dinge in Bewegung und unterstützt die Vereine in vielfältiger Weise. Ich bedaure, dass es nicht gelungen ist, eine weiterführende Schule am Ort zu halten. So müssen die Kinder nun nach Rastatt oder Durmersheim. Glücklicherweise gibt es aber eine gute ÖPNV-Anbindung.
Martin Torshizi Moghaddam (42 Jahre alt)
Wir sind nach Ötigheim gekommen, weil wir einen Bauplatz gefunden haben und wohnen jetzt seit fünf Jahren sehr gerne hier. Die Lage in der Rheinebene mit vielen Freizeitmöglichkeiten, der Nähe zu Karlsruhe, der guten Autobahnanbindung, aber auch die Nähe zu Frankreich schätzen wir. Außerdem haben wir eine richtig tolle Nachbarschaft im Neubaugebiet „Hagenäcker II“. Alle sind sehr hilfsbereit, hier sind viele junge Familien hergezogen, so dass unsere sechs und neun Jahre alten Kinder sofort Anschluss hatten. Wir veranstalten mit der Nachbarschaft auch immer kleine Straßenfeste, das ist eine tolle Gemeinschaft.
Überragend finde ich die Betreuung in Grundschule und Kindergarten. Das vielfältige kulturelle Angebot bei den Volksschauspielen und in den Vereinen schätze ich sehr. Das Angebot für Kinder ist klasse– von der Vielfalt der Vereine bis zur unterschiedlichen Ausstattung der Spielplätze. Ich finde es auch nicht schwierig, hier Kontakt zu finden.
Kritik an Rasern in vielen Bereichen des Ortes
Ein Kritikpunkt ist für mich das Thema Verkehr. Es wird in vielen Bereichen des Ortes zu schnell gefahren, auch in den verkehrsberuhigten Zonen oder bei der Grundschule. In der Schwarzwaldstraße könnte man zum Beispiel das Tempo durch den Einbau von Bodenwellen verlangsamen. Oder man könnte Radwege anlegen, die die Straßen verschmälern – dann ist einfach nicht genug Platz, um schnell zu fahren. Ich sehe da dringenden Handlungsbedarf.
Lea-Marie Schmidt (21 Jahre alt)
Ich bin in Ötigheim aufgewachsen und schätze hier die Vielfalt an Vereinen. Es ist beeindruckend, welche Bandbreite an möglichen Hobbys damit abgedeckt wird. Viele Ötigheimer engagieren sich in vielen Vereinen. Das ist hier eine Besonderheit und eine gute Möglichkeit, Freundschaften zu schließen und Bekannte zu treffen.
Wer will, der findet in Ötigheim auch Anschluss.Lea-Marie Schmidt
Einwohnerin von Ötigheim
Ich habe viele Jahre bei den Volksschauspielen mitgewirkt, bin im TGÖ sportlich aktiv und in der Katholischen jungen Gemeinde (KjG). Meine Eltern sind vor meiner Geburt aus der Nähe von Berlin hierher gezogen, deshalb kann ich sagen: Wer will, der findet in Ötigheim auch Anschluss.

Die ÖPNV-Anbindung per Bahn von und nach Ötigheim ist wirklich 1a. Das ist gerade für junge Leute, die noch nicht so mobil sind, ein großer Pluspunkt.
Als Pfarrjugendleiterin der KjG liegt mir die Jugendarbeit sehr am Herzen. Durch den regelmäßigen Austausch bekomme ich allerdings auch mit, dass ein Jugendtreffpunkt dringend erforderlich wäre, an dem sich die Jugendlichen ungestört treffen können. Mangels anderer Möglichkeiten verabreden sie sich meist abends an öffentlichen Stellen wie dem Rathaus, Bäckereien oder Parkplätzen. Hier können sich die Jugendlichen nicht ungestört treffen, ohne dass sie sich selbst oder die Anwohner teilweise gestört fühlen könnten. Ich würde mir für die Ötigheimer Jugend sehr wünschen, dass ein zentraler Treffpunkt gefunden wird.
Ich finde es sehr besonders, dass alle in unserem Dorf füreinander da sind. Die Ötigheimer feiern gerne und oft – und dabei trifft man immer viele Bekannte und Freunde.
Drei aus einem Dorf
Die neue Serie der Rastatter Lokalredaktion möchte die Gemeinden rund um Rastatt aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Drei Menschen aus drei Generationen berichten, wie das Leben in „ihrem“ Dorf so ist. Sie erzählen, was ihre Heimatgemeinde lebenswert macht, aber auch, was sie stört.