
Werbung um Spenden soll bei den Volksschauspielen Ötigheim (VSÖ) „eine regelmäßige Institution“ werden, wie der geschäftsführende Vorstand Maximilian Tüg auf Nachfrage dieser Zeitung informierte. „Wir möchten unsere Gönner und Fans für diverse Instandsetzungsprojekte um Hilfe zu bitten. Es liegt vieles an, das wir allein nicht stemmen können“.
Kürzlich seien die ersten Mailings versandt worden, wie er sagt. Die Resonanz sei „sensationell“. Die VSÖ benötigen 1,2 Millionen Euro für die Generalüberholung von Licht und Elektrik, die man schrittweise bis 2025 abschließen will. Auf den VSÖ-Bühnen seien seit über 30 Jahren mehr als 2.000 elektrische Geräte in Betrieb. Vieles sei neu anzuschaffen, energietechnisch zu überholen.
Im Fokus: Elektroinstallationen (Kosten: 725.000 Euro), ein Sicherungssystem (8.000 Euro), der Aufstieg zum Zuschauerdach (15.000 Euro), ein Traversensystem (9.000 Euro), Motorkettenzüge (27.000 Euro), Beleuchtungsmittel (340.000 Euro). Die Josef-Saier-Stiftung schießt 20.000 Euro im laufenden Jahr zu.
Die Idee für Spendenappelle brachte 2019 der Fundraising-Experte Julian Feil auf den Tisch. Er ermutigte den Theaterverein, bei Fans, Freunden und Unterstützern um Rückendeckung zu bitten. Dass die VSÖ als gemeinnütziger Verein auf keinem großen Finanzpolster sitzen, dürfte klar sein.
Hohe Spendenbereitschaft unter den Fans der Volksschauspiele Ötigheim
Was sich hinter den Kulissen an Ausgaben für Instandsetzungen aufstaut, um die Bühnen betriebsfähig zu halten, wurde bislang abseits der Blicke der Öffentlichkeit abgewickelt. Wegen der hohen Spendenwilligkeit von VSÖ-Fans soll es da künftig mehr Transparenz geben. „Wir sehen hier eine tolle Wertschätzung, dass es uns gibt“. Dies sei ein „enormer Ansporn für uns alle“. Denn: „Um Produktionen auf die Bühne zu bringen, sind wir darauf angewiesen, dass unsere aktuell 781 aktiven Mitglieder ihren Einsatz ehrenamtlich leisten“.
Die VSÖ will man durch ausgesuchte Produktionen zukunftsfähig halten, weiterbringen, bei potenziell neuen Fans Interesse wecken. Die Krux: Aus der Saison 2019 schieben die VSÖ Schulden vor sich her, da „Münchhausen“ nicht die erwarteten Einnahmen brachte. Der Corona-Sommer 2021 war stark defizitär. Das Theaterjahr 2022 schloss mit der erhofften „schwarzen Null“. Hängen bleibt nichts.
Glückliche Fügung: Die von Bund, Land, Landkreis und Kommune nach dem Pandemiedebakel zur Rettung der VSÖ geflossenen Zuschüsse sind nicht zurückzuzahlen. „Durch Rückzahlungen wären wir komplett am Ende“, so Tüg.
Ist Corona eigentlich für die VSÖ vorbei? „Bezüglich der Saisonvorbereitung und -durchführung auf jeden Fall“, informiert Tüg. „Verhalten“ indes laufe der Vorverkauf. „Allerdings ziehen die großen Namen“, fällt ihm auf, denn die Gastspiele mit Howard Carpendale und David Garrett „sind in Kürze wohl ausverkauft“.