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Herkules auf vier Rädern

So war das kostenlose Unimog-Fahrertraining für Hilfsorganisationen in Ötigheim

Ein Unimog kann viel – doch oft wird seine Leistung nicht ausgeschöpft. Auch nicht von den Feuerwehren, die das Fahrzeug nutzen. Damit sich das ändert, gab es jetzt ein Fahrertraining. Das Interesse war riesig.

Unimog auf einer Teststrecke
Kribbeln im Bauch: Auch dass ein Gefälle von 60 Prozent für einen Unimog kein Problem ist, lernten die Teilnehmer des Fahrtrainings in Ötigheim. Foto: Anne-Rose Gangl

80 Prozent Steigung, 34 Grad Schräglage und eiserne Nerven. Dieser Herausforderung stellten sich am Samstag erfahrene Maschinisten aus Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Karlsruhe.

Sie beteiligten sich mit ihren eigenen Fahrzeugen am ersten Fahrertraining für Unimog-Einsatzfahrzeuge, das der Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe organisiert hat.

Als kompetenten Partner war das Unimog-Museum Gaggenau mit seinen Fahrtrainern mit an Bord.

Fahrer nutzen Unimog oft nicht aus

„Da hat man schon Kribbeln im Bauch, wenn man oben auf der Kuppe steht und das erste Mal eine Steigung von 60 oder 80 Prozent herunterfährt“, sagte Ron Bartelmus, aktiver Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Malsch.

Gemeinsam mit seinen Kameraden Dennis Walschburger, Simon Gräßer und Pascal Heck nahm er am Fahrertraining teil. Mit dabei war auch Michael Schwall, Abteilungskommandant der Feuerwehr Sulzbach und begeisterter Unimog-Fan.

Das Interesse für ein solches Fahrertraining ist riesig.
Eckhard Helms, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes

„Die Fähigkeiten des Unimog sind unumstritten, jedoch liegt es am Fahrer, diese Fähigkeiten auch abzurufen und zu nutzen“, sagte er. Nur maximal 30 Prozent dessen, was ein Unimog kann, würde vom Fahrer abgerufen werden, so Schwall.

Er selbst arbeitet in einem Arbeitskreis des Kreisfeuerwehrverbandes Karlsruhe und beschäftigt sich mit der Gefahrenabwehr insbesondere bei den heutzutage zunehmenden Vegetations- und Waldbränden. Er ist daher glücklich, dass das Unimog-Museum Gaggenau ihm spontan die Zusage gab, das Fahrertraining auf dem Test- und Vorführgelände der Daimler AG in Ötigheim durchzuführen.

Seit 77 Jahren gibt es den hochgeländegängigen Unimog, der seit über 50 Jahren auch mit entsprechenden technischen Aufbauten von den Feuerwehren genutzt wird.

Insbesondere dort, wo unwegsames Gelände vorhanden ist, kann der Unimog Hindernisse überwinden, die Gefahren bannen und vor allem auch die Hilfskräfte schnell aus der Gefahrenzone entfernen. Doch was ein solcher Herkules auf vier Rädern wirklich kann, erfuhren die Einsatzkräfte erst am Samstag.

Weitere Trainings sollen kommen

„Das Interesse für ein solches Fahrertraining ist riesig, wir haben bis jetzt insgesamt Anmeldungen von 60 Maschinisten aus der gesamten Blaulichtfamilie des Landkreises Karlsruhe und darüber hinaus“, sagte Eckhard Helms, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes.

Am Samstag wurden zwei Schichten gefahren, doch weitere Schulungen für die noch nicht zum Zuge gekommenen Kameraden sollen folgen. „Wir werden das Fahrertraining für das kommende Frühjahr nochmals ausschreiben und zwar landkreis- und organisationsübergreifend“, so Helms.

Die Jahrhundertflut im Ahrtal, aber auch die Vegetations- und Waldbrände aufgrund Trockenheit und Hitze hätten gezeigt, wie wichtig gut ausgestatteter Katastrophenschutz sei, betonte der Verbandsvorsitzende.

Bestimmte Angstmomente sind jetzt weg.
Ron Bartelmus, Feuerwehrmann aus Malsch

Doch bisher gibt es nur wenige Feuerwehren, die das Fahrgestell des Unimog nutzen. Die Gemeindefeuerwehr Malsch hat seit zwei Jahren ihr Tanklöschfahrzeug (TLF) Waldbrand mit einem 4.000 Liter Tank und einem Unimog-Untergestell. Seit diesem Sommer ist der „KA MA 1291“ im Einsatz.

„Wir hatten bisher immer genug Wasser und haben unsere Fahrzeuge zu sehr auf Gefahrguteinsätze und technische Hilfeleistungen ausgerichtet“, sagte Feuerwehrmann Ron Bartelmus. Verbandsvorsitzender Helms warnt jedoch vor zunehmender Hitze und Trockenheit durch den Klimawandel, weswegen mehr solcher geländegängigen Unimog-Fahrzeuge in den Hilfsorganisationen benötigt würden.

Unterdessen erklärte Trainer Klaus Bäuerle, der bereits 18 Mal die Rallye Paris-Dakar mit seinem Unimog gefahren ist, welche technischen Hilfen beim Unimog abgerufen werden können, damit er Baumstämme, Schlammlöcher, das nachgebaute Flussbett oder die Steigung überwinden kann. „Bestimmte Angstmomente sind jetzt weg, denn wir haben gelernt, was mit dem eigenen Fahrzeug möglich ist“, sagte Ron Bartelmus.

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