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Gewässer belastet

PFAS in Fischen in Mittelbaden: Am Ende entscheidet der Angler selbst

PFAS werden auch „ewige Chemikalien“ genannt. In Mittelbaden wurden die giftigen Substanzen auch in Fischen gefunden. Die Angelvereine sensibilisieren ihre Mitglieder. Doch am Ende entscheidet jeder für sich.

Ein See
Riesiges Problem: Das Wasser in Mittelbaden ist an vielen Stellen mit PFC belastet. Die giftigen Chemikalien reichern sich auch in den Fischen an. Foto: Patricia Klatt/Archiv

Angeln entspannt und Fisch ist gesund: Angelverein in Mittelbaden müssen sich allerdings auch mit den Folgen der PFAS-Belastung in den Gewässern beschäftigen. Die giftigen Chemikalien, die auch als PFC bekannt sind, reichern sich in Wasser und Fischen an.

Werner Dautner, Vorsitzender des Angelsportvereins Rastatt war von Beginn an bei den diversen Veranstaltungen des Landratsamtes dabei und hat sich vor Ort zu dem Thema informiert. Er habe auch auf den Hauptversammlungen der der vergangenen Jahre das Thema PFAS in seinem Geschäftsbericht angesprochen, erzählt Dautner.

ASV Sandweier informiert in Baden-Baden Angler fortlaufend über Entwicklung bei PFAS-Werten

Auch die Vorstandschaft des Angelsportvereins Sandweier informiert die Angler laut dem Vorsitzenden Jürgen Waldvogel fortlaufend über die Entwicklung bei den PFAS-Werten. Dazu gehöre die Aufforderung zum Verzicht beziehungsweise zur Vorsicht beim Verzehr. Die Vereinsspitze weise auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und auf wissenschaftliche Erkenntnisse hin.

Auch auf der Vereinshomepage gebe es Informationen über das PFAS-Problem. Am Ende entscheide der einzelne Angler aber selbst, ob er einen Fisch verzehren wolle oder nicht.

Mit dem Wissen über die gesundheitsschädlichen PFAS werden auch die gesetzlichen Bestimmungen angepasst, zuletzt mit der Einführung neuer Höchstwerte für vier PFAS in Lebensmitteln. In Mittelbaden hat man in den vergangenen Jahren regelmäßig die Belastung von Fischen aus den betroffenen Angelseen untersucht und die Chemikalien in fast allen Proben nachgewiesen.

Die Stabsstelle PFC beim Landratsamt informierte bereits vor zwei Jahren: „Fische aus den betroffenen Angelseen werden nicht in Verkehr gebracht, den Anglern wurde nahegelegt, die Fische auch nicht selbst zu verzehren.“

Während sich der PFAS-Gehalt der Fische bei den Behördenuntersuchungen nicht wesentlich geändert hat, fand der ASV Sandweier in eigenen Untersuchungen eine deutliche PFAS-Abnahme. Die Friedfische lägen sogar unterhalb der neuen Werte, ebenso wie der Hecht.

Die Stabsstelle gibt allerdings zu bedenken: „Um wissenschaftlich fundierte Belege für eine mögliche Abnahme der PFAS-Gehalte zu erhalten, würde es eines sehr umfangreichen und langfristigen Studiendesigns bedürfen.“ Aktuell seien keine routinemäßigen Beprobungen und Untersuchungen der Fische aus den Angelseen in den betroffenen Gebieten auf PFAS im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung geplant.

Auch andernorts raten Behörden vom Verzehr ab

Auch in anderen PFAS-Regionen werden Verzehrempfehlungen für Fische ausgesprochen. Das Niedersächsische Verbraucherschutzministerium hat bereits vor zwei Jahren die Empfehlung veröffentlicht, dass „im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes im Hinblick auf PFAS Abstand von dem Verzehr von Fisch aus Flüssen in Niedersachsen genommen werden sollte“.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen empfiehlt für bestimmte Bereiche der Möhne den Verzehr von Barsch nur noch einmal, den von Rotaugen bis zu fünfmal pro Jahr.

Und das bayerische Landesgesundheitsamt aktualisierte im Februar auf mehr als 17 Seiten die PFAS-Belastung für Forelle, Barbe oder Aal aus untersuchten Gewässern und weist darauf hin, dass eine relevante Änderung der PFAS-Gehalte in Fischen aus einem bestimmten Gewässer erst zu erwarten sei, wenn der Kontaminationspfad, das heißt, die Belastung des Gewässers mit PFAS, abgestellt werde.

Gelangen PFAS über Tierfutter sogar in Hühnereier?

Die PFAS-Belastung von Fischen hat noch andere Konsequenzen. In Dänemark fand man die Chemikalien in Hühnereiern und vermutet Fischmehl als Ursache, das dem Futter als Proteinquelle hinzugefügt wurde.

In Baden-Württemberg hat man bereits reagiert. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums teilt mit: „Anlässlich dieses Berichtes wurde aktuell die Erhebung und Untersuchung von Fischmehlproben durch die amtliche Futtermittelüberwachung veranlasst. Ergebnisse liegen noch nicht vor.“

In den Jahren 2021 und 2022 habe die amtliche Lebensmittelüberwachung insgesamt 182 Eiproben auf PFAS untersucht, überwiegend aus Baden-Württemberg. Dabei seien in keinem Fall die seit 1. Januar 2023 geltenden Grenzwerte für PFAS überschritten worden.

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