In Rastatt stehen viele Ladengeschäfte leer. Die Corona-Pandemie hat dieses bereits bestehende Problem massiv verstärkt. Die Stadt reagiert nun: Pop-Up-Stores sollen die Innenstadt wiederbeleben. Der Gemeinderat hat dieses Konzept in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Es soll 55.000 Euro kosten.
Ab September bis Februar sollen solche Testläden in leerstehende Geschäftsimmobilien einziehen. Davon gibt es in Rastatt reichlich. Eine externe Beratungsagentur unterstützt Immobilieneigentümer dabei, „ihre Gewerbefläche temporär zu bespielen“. Mit dem „Pop-Up-Konzept Rastatt“ sollen überwiegend Jungunternehmer, aber auch etablierte Unternehmen aus Rastatt, dem Landkreis und darüber hinaus angesprochen werden, steht in der Beschlussvorlage.
Andere Städte haben gute Erfahrungen gemacht
Mit den Läden können neue Konzepte und Geschäfte für einen zeitlich begrenzten Raum auf ihre wirtschaftliche Fähigkeit getestet werden. Andere Städte wie Karlsruhe, Warburg und Hamm haben ebenso mit leeren Ladenflächen zu kämpfen. Auch dort wurde mit Pop-Up-Stores dauerhaft der Leerstand gefüllt und man hat neue Geschäftsleute für die Flächen finden können. Genau das will die Stadt Rastatt mit dem Konzept ebenfalls erreichen.
Rastatt braucht was, das auch die jungen Leute anspricht.Friedrich Weimann, Innenstadt-Besucher
Wie kommt das bei den Bewohnern an? „Das klingt nach einer tollen Idee“, sagt Friedrich Weimann. Es sei schon spitze, wenn kleine innovative Unternehmer in die leeren Ladenflächen kämen. „Rastatt braucht was, das auch die jungen Leute anspricht“, meint der 26-Jährige.
Es fehle definitiv an einer guten Bar in der Innenstadt. Ab 21 Uhr ist laut Weimann nichts mehr los. Er fragt sich, warum aus dem Irish Pub nichts gemacht wird. Er arbeitet selbst in der Gastronomie und weiß, dass so ein Lokal gut laufen kann. Er betont auch, dass Rastatt definitiv keine Shisha-Bar mehr benötigt.
Auch bei Bekleidungsgeschäften sieht er keine Läden, die die Zielgruppen der 25- bis 35-Jährigen anspricht. „Rastatt hat das Problem, dass es in der Nähe Karlsruhe, den Outlet-Store Roppenheim und Baden-Baden gibt“, so Weinmann. Da würden sich viele Leute sagen, dass sie zum Einkaufen lieber dort hin fahren. Das Schloss sei zwar schön, ziehe aber nicht so viele Leute nach Rastatt.
Die Geschäfte in der Kaiserstraße wirken veraltet.Sarah Scherer, Innenstadt-Besucherin
„Das klingt grundsätzlich super“, sagt Kim Rebel, die mit ihrer Freundin gerade in der Kaiserstraße unterwegs ist. Ihnen ist das Konzept der Pop-Up-Stores bekannt. Auch die beiden finden, dass in Rastatt etwas zum Essen gehen fehlt, das auch die jungen Leute anspricht. „Die Geschäfte in der Kaiserstraße wirken im Vergleich zur Schlossgalerie veraltet“, meint Sarah Sprecher. Die 22- und 27-jährigen Frauen wünschen sich, dass Rastatt allgemein mit der Idee des Pop-Up-Store-Konzeptes attraktiver wird.
In der Innenstadt stehen laut einer aktuellen Erhebung der Verwaltung 13 private Erdgeschossflächen und Teile des Hatz Areals sowie der Schlossgalerie leer. Zunächst soll in einem Workshop den Immobilieneigentümern das Pop-Up-Konzept vorgestellt werden. Dabei sind auch Vertreter vom Gewerbeverein RA3, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands und des Stadtmarketings dabei. „Die Unterstützung ist keine Mietpreisförderung“, heißt es. Die verfügbaren Leerstände und deren Händlerumgebung werden hinsichtlich der Größe, Ausstattung und des Zustandes bewertet.
Die Verwaltung betont, dass die Leerstände nur mit der Zustimmung der Eigentümer in diesem Konzept vermarktet werden: „Diese müssen sich genauso für die Teilnahme an dem Wettbewerb ‘Pop-Up-Konzept Rastatt’ bewerben, wie die Mietinteressenten.“
Zudem würden nur diejenigen Gewerbeflächen in das Konzept aufgenommen, die auch Vermietungspotential besitzen. Dazu zählen vorhandene Strom- und Wasseranschlüsse, Sauberkeit und Gebäudesubstanz.