Mutter hat Angst vor PFC-Wasser im Plantschbecken
Der begann bei grundsätzlichen Aufregern: „Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass verseuchte Papierschlämme auf Äckern ausgebracht wurden?“ „Das war nie genehmigt, das ist nie legal gewesen.“ – „Warum wird es weiter zugelassen, dass das Zeug ins Grundwasser sickert?“ „Wir können keine durchgehende Grundwasser- oder Bodensanierung leisten. Das würde Milliarden kosten.“ Und ging bis hin zur ganz persönlichen Betroffenheit: „Wir haben Kinder und lassen die im Sommer im Plantschbecken spielen. Sollten wir das bleiben lassen?“, wollte etwa eine Mutter wissen. Darauf Kreisgesundheitsamtsleiter Hans-Jürgen Bortel: „Der Hautweg ist bei PFC ein unwesentlicher Weg. Die Hauptwege bei der Aufnahme sind Nahrung, Trinkwasser und Einatmung. Bei hoher Belastung des Grundwassers wäre ich dennoch vorsichtig.“
Akut wird ihnen überhaupt nix passieren
Dies war auch die grundlegende Botschaft, die die Fachleute an die Betroffenen bringen wollten, die allerdings nicht von jedem gehört wurde: Die Behörden empfehlen, auf die Nutzung des belasteten Grundwassers zu verzichten, verbieten die Bewässerung aber nicht. Denn: „Akut wird Ihnen erst mal überhaupt nix passieren“, so Bortel. Allerdings steige bei „chronischer Zuführung“ der PFC-Spiegel im Körper und damit auch das Gesundheitsrisiko. Wobei, wie Bortel betonte, beim Menschen bisher noch keine Nachweise für die Auswirkungen von PFC geführt werden konnten. „Eventuell sind sie immunitätssenkend und leberbelastend, haben Auswirkungen auf die Sexualhormone. Und bei Tieren lösen sie Tumoren aus.“
Der PFC-Kreislauf soll unterbrochen werden
Der Verzicht auf belastetes Grundwasser bei der Gartenberegnung hat zwei Hintergründe: Einerseits soll dieses Gesundheitsrisiko so gering wie möglich gehalten werden, indem über selbst angebautes Obst und Gemüse keine PFC aufgenommen werden. Andererseits wird der Boden nicht immer wieder neu mit den Chemikalien belastet. Dann, so die Auskunft der Fachleute, könne derzeit belasteter Boden in ein bis zwei Jahren PFC-frei sein. Darum solle auch mit PFC gewässerter Rasen kompostiert und nicht auf Nutzpflanzen aufgetragen werden. Kernobst und Laub seien bisher nie positiv auf PFC getestet worden und daher unbedenklich.
Offiziell gibt es gerade mal sechs Grundwasserbrunnen
Die Fronten zwischen Bürgern und Experten verhärteten sich massiv, als es um die Grundwasserbrunnen an sich ging. Während sich die meisten betroffenen Bürger fragten, weshalb sie die Kosten für eine Gartenbewässerung mit Trinkwasser tragen sollten und sie nicht von der Kommune oder dem Land entlastet würden, stellte Reiner Söhlmann von der PFC-Geschäftsstelle im Landratsamt die Frage nach der „Legalität“: „Offiziell gibt es gerade mal sechs Brunnen in den betroffenen Gebieten. Alle anderen sind nicht angezeigt“, betonte er zum Unmut der Anwesenden. Wer nicht auf Trinkwasser umsteigen wolle, der könne auch einen Aktivkohlefilter installieren. Zudem bietet die Stadt an, dass Betroffene ihr Brunnenwasser zu einem vergünstigten Preis analysieren lassen können – sofern ihr Brunnen angemeldet ist. Dies sei beim Landratsamt möglich und koste einmalig 90 Euro.