Erich Kober ist sogar aus einem anderen Bundesland angereist. Der Pfälzer hat sich am Montagmorgen in Kandel ins Auto gesetzt, um sich im Rossi-Haus in Rastatt die dritte Corona-Impfung zu holen.
Das Angebot der Stadt in Zusammenarbeit mit Hausarzt Martin Holzapfel stößt nach wie vor auf große Resonanz. Täglich warten die Menschen in einer Schlange vor dem Eingang.
Die städtische Pressesprecherin Heike Dießelberg sagt: „Die Menschen kommen nicht nur aus Rastatt, sondern aus der ganzen Region dorthin.“
Kein Ende der Aktion in Sicht
Kober hatte sein Glück in der vergangenen Woche in Karlsruhe bei einer ähnlichen Aktion versucht. „Leider war dort viel zu viel los und ich kam nicht an die Reihe“, sagt er. Sein Hausarzt machte ihn schließlich auf das Angebot in Rastatt aufmerksam.
Seit dem 18. Oktober kann sich dort jeder ab zwölf Jahren montags bis freitags zwischen 11 und 18 Uhr ohne Anmeldung impfen lassen. Möglich sind Erst-, Zweit- und Drittimpfungen mit den Impfstoffen von Biontech, Moderna, Astrazeneca sowie Johnson&Johnson. Wegen der großen Resonanz ist ein Ende der Aktion bislang nicht geplant.
Bis Mitte vergangener Woche setzte Holzapfel 1.400 Spritzen. Zuletzt waren laut Dießelberg rund die Hälfte der Dosen Drittimpfungen. Ein knappes Drittel der Besucher holte sich die Erstimpfung ab, 20 Prozent die zweite Spritze.
Viele lassen sich „boostern“
Auch am Montagvormittag warten die meisten Menschen in der Schlange auf ihren Booster. Rolf Zimpfer ist dafür von Bühl nach Rastatt gekommen. Er hat in der Zeitung von der Aktion erfahren. „Ich will mir die Booster-Impfung so schnell wie möglich holen, weil ich zu Hause meine 85-jährige Mutter betreuen muss“, sagt er.
Seine ersten beiden Impfungen hatte er im Impfzentrum in Offenburg erhalten. „Ich finde, es ist eine tolle Idee, den Menschen hier ohne Termin ein Impfangebot zu machen.“
Aus Sicht von Stefan Biehl, Dezernent beim Landratsamt Rastatt, sind Aktionen wie im Rossi-Haus und der Einsatz mobiler Impfteams aktuell sinnvoller als eine Wiedereröffnung der Impfzentren: „Wir müssen die Leute dort erreichen, wo sie sind.“
Wunsch nach mehr unbürokratischen Angeboten
Diese Einschätzung bestätigt Erich Bader aus Durmersheim: „Meine ersten beiden Impfungen habe ich im Impfzentrum in Forchheim bekommen. Die Impfmöglichkeit im Rossi-Haus ist für mich am einfachsten und am nächsten.“
Elisabeth und Ahmad Salehi aus Baden-Baden wünschen sich mehr unbürokratische Angebote. „In anderen Städten werden die Leute in Restaurants oder Drive-Ins geimpft. Dort sind sie wahrscheinlich eher bereit, sich impfen zu lassen“, sagt Elisabeth Salehi. Sie und ihr Mann seien Mitglied bei der Caritas. Der Verband habe sie über die Aktion im Rossi-Haus informiert.
Ahmad Salehi hat sich nach eigenen Angaben auch schon als Helfer bei Impfaktionen angeboten: „Ich habe aber keine Rückmeldung erhalten. Das hat mich bitter enttäuscht.“ Die Kapazitäten seien da, aber niemand nutze sie.
Die Impfmöglichkeit im Rossi-Haus ist für mich am einfachsten.Erich Bader, Impfling aus Durmersheim
Ferdinand und Barbara Soerries aus Bischweier wollen am Dienstag in den Urlaub fliegen und sich vorher noch ihre dritte Spritze abholen. „Wir haben gestern nach Möglichkeiten gesucht, aber von Baden-Baden bis Offenburg nichts gefunden. Das Rossi-Haus war die einzige Möglichkeit. Ohne sich zu informieren, kommt keiner drauf, dass hier geimpft wird“, sagt Barbara Soerries.
Ihr Mann ergänzt: „Eine Drittimpfung für ältere Leute ist besonders schwierig, wenn man bedenkt, dass sie hier ohne Sitzmöglichkeiten lange warten müssen.“