Auf die Rastatter kommt im Sommer eine Großbaustelle an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt zu. Die Stadt lässt die Franzbrücke sanieren. Darüber hinaus steht die Umgestaltung des Kreuzungsbereichs Ludwigring/Rauentaler Straße an.
Der Gemeinderat hat am Montagabend die ersten Arbeiten vergeben. Das Projekt wird teurer als bislang geschätzt. Für Diskussionen sorgte außerdem die künftige Lösung für Radfahrer. Sie bleiben zwischen zwei Fahrspuren eingequetscht.
Ein Entwurf für die Brückensanierung liegt bereits seit 2018 vor. Damals lag die Kostenschätzung bei 831.000 Euro. Doch nachdem es bei ähnlichen Vorhaben in der Vergangenheit wie der Sanierung der Ankerbrücke zu deutlichen Preissteigerungen gekommen war, ließ die Stadtverwaltung nochmal genauer hinschauen. Das Ergebnis der weiteren Untersuchungen: Die Arbeiten müssen deutlich umfangreicher ausfallen als gedacht. Die Kostenschätzung stieg auf 1,5 Millionen Euro.
Mehr Platz für Fußgänger
Ein Grund: Entgegen der ursprünglichen Annahme müssen die sogenannten Brückenkappen vollständig erneuert werden. Dabei handelt es sich um die nicht befahrenen Ränder der Brücke, auf denen die Gehwege verlaufen.
Die Planer wollen aus der Not eine Tugend machen. Die neuen Kappen sollen breiter werden, um mehr Platz für Fußgänger zu schaffen. Das soll die Situation in Stoßzeiten wie im morgendlichen Schüler- und Berufsverkehr entzerren.
Dadurch ist es auch möglich, den Straßenquerschnitt zu erhöhen. Für Radfahrer können dadurch Schutzstreifen auf beiden Seiten eingerichtet werden. Bislang gibt es lediglich in Fahrtrichtung Innenstadt einige Radfahr-Piktogramme auf dem Asphalt. Diese liegen zwischen Mittel- und Rechtsabbiegerspur. Dort soll auch der künftige Schutzstreifen aufgebracht werden.
Das scheint mir nicht sicher zu sein.Manuel Hummel, Grünen-Stadtrat
Das stieß bei Manuel Hummel (Grüne) auf Skepsis: „Das scheint mir nicht sicher zu sein.“ Besser wäre aus seiner Sicht eine bauliche Trennung. „Das ist für Radfahrer sicherer“, sagte er.
Der zuständige Fachbereichsleiter Markus Fraß erläuterte, dass die Lösung gemeinsam mit Fachleuten „auf einem langen Weg herbeigeführt“ worden sei. Bei der Konzeption sei auch die Polizei eingebunden gewesen. Der Schutzstreifen sei eine deutliche Verbesserung zu den bisherigen Piktogrammen.
Bürgermeister zieht neues Verkehrszeichen in Betracht
Bürgermeister Raphael Knoth (parteilos) griff darüber hinaus die Anregung von Hummel auf, bei der angedachten Verkehrsführung wenigstens ein Hinweisschild aufzustellen: Überholverbot von Radfahrern. Dieses Verkehrszeichen existiert erst seit 2020. „Das würde sich an dieser Stelle anbieten“, sagte Knoth.
Der Zustimmung zur Brückenerneuerung wollten sich Hummel und die Grünen trotz der Bedenken nicht verschließen: „Wir können der baulichen Sanierung zustimmen.“ Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) machte klar, dass die Aufbringung der Schutzstreifen trotzdem die Option für andere Lösungen in der Zukunft offenlasse.
Mit Beginn der Sommerferien wird es ernst
Den Zuschlag für den Auftrag ging an eine Firma aus Bietigheim, die mit rund einer Million Euro das günstigste Angebot abgegeben hatte. Die Sanierung soll am 7. Juni beginnen. Los geht es mit verschiedenen Maßnahmen unterhalb der Brücke.
Für Autofahrer wird es mit Beginn der Sommerferien ernst. Dann folgen Arbeiten oberhalb des Bauwerks. Die Stadtverwaltung hofft, dass sich die Behinderungen durch den geringeren Verkehr in der Ferienzeit in Grenzen halten.
Die Arbeiten werden sich allerdings deutlich länger hinziehen. Mit dem Abschluss des Projekts rechnen die Planer erst für Ende 2021. Bis auf wenige Tage werde es aber während der gesamten Bauzeit möglich sein, dass der Verkehr in beide Richtungen über die Brücke fließt. Eine Ausnahme bilde zum Beispiel der Einbau der Fahrbahndeckenschichten. Für Fußgänger stehe durchgehend eine Gehwegseite zur Verfügung.
In direkter Nachbarschaft an der Kreuzung am Karlsruher Tor rückt der Bautrupp parallel dazu Mitte oder Ende August an. Über Details will die Verwaltung den Gemeinderat noch informieren. Durch das Zusammenspiel der beiden Projekte erhoffen sich die Planer Synergieeffekte, um die „unvermeidbaren verkehrlichen Einschränkungen so verträglich wie möglich zu gestalten“.