
Welche Problemchen die Kommunalpolitik mitunter bereithält, konnten die fünf OB-Kandidatinnen und -Kandidaten am Donnerstag in der Altrheinhalle Plittersdorf erleben.
Bei der städtischen Vorstellungsrunde musste Plittersdorfs Ortsvorsteher Mathias Köppel erstmal erläutern, warum man an diesem Abend so dicht gedrängt sitze. Der Motor des Trennvorhangs streikt. Trotzdem fanden alle der rund 250 Interessierten ein Plätzchen.
Ihre ortsspezifischen Hausaufgaben hatten fast alle Bewerber gemacht. Nur Volker Kek (AfD) ging nicht ins Detail der Plittersdorfer Themen. Ihm war es dagegen ein Anliegen, den „unkontrollierten Massenzuzug“ der Flüchtlinge zu thematisieren. Dabei überraschte Kek mit der Zahl, dass Rastatt in den letzten Jahren 5.000 Flüchtlinge habe aufnehmen müssen.
Was alle auf dem Schirm hatten: Die Dorfentwicklungskonzepte, die nun fortentwickelt werden müssten. Monika Müller (SPD) plädierte dafür, hier nicht nur „Bauen und Verkehr“ in den Blick zu nehmen.
Als sie andeutete, dass die millionenschwere Rheinpromenade („wichtiges Aushängeschild“) vielleicht nicht dem Wunsch der Plittersdorfer entspreche, erntete sie ein Raunen und Applaus unter den Zuhörern. Müller sprach sich unter anderem für ein Jugendforum im Dorf sowie ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum mit Sprechstunden in den Stadtteilen aus. Im alten Kindergarten könnte sie sich eine Tagespflege oder betreutes Wohnen vorstellen.
Vorschläge für Nachnutzung des alten Kindergartens in Rastatt-Plittersdorf
Diese Nachnutzung schlug auch Brigitta Lenhard (CDU) vor. Aus ihrer Sicht müssen die Grundschule mit Hof und Barrierefreiheit dringend angegangen und die Ortsmitte aufgewertet werden. Lenhard sprach sich für ein jährliches Ortsteil-Budget aus, mit dem die Dörfer Maßnahmen umsetzen könnten.
Das Thema Hochwasserschutz durfte natürlich nicht fehlen. Thomas Hentschel (Grüne) nannte die Chancen für Biodiversität, machte aber auch deutlich, dass beim Thema Dammrückverlegung die Bürger beteiligt werden müssten. Lenhard war eine „enge Abstimmung mit Landwirtschaft und Naturschutz“ wichtig.
Handlungsbedarf beim Thema Mobilität
Handlungsbedarf wird bei der Mobilität gesehen. Hentschel plädiert für ein flexibles System („On-Demand-Verkehr“), Michael Gaska (parteilos) schlug den Einsatz von kleinen Sprinterbussen alle halbe Stunde vor. Außerdem sieht Gaska Bedarf an der Schaffung von Wohnraum und nannte dafür die Nutzung des Seefelds. Volker Kek ist es generell wichtig, dass die Dorfentwicklung „in engem Schulterschluss mit den Bürgern“ angegangen wird.
In der Fragerunde der Bürger ging es nicht nur um Plittersdorfer Themen. Wie wird die Innenstadt attraktiver? Wie kann man die Bahnhofstraße umgestalten? Welche Wege gibt es zur Entbürokratisierung?
Und natürlich kam das Thema Kombibad aufs Tapet, bei dem die beiden Kandidatinnen um eine Stellungnahme gebeten wurden. Lenhard sagte, es wäre „verantwortungslos“, das Kombibad jetzt noch infrage zu stellen. Monika Müller hingegen hält es für opportun, nochmal über einen Bürgerentscheid nachzudenken. Als Übergangslösung kämen mobile Schwimmbecken infrage, in denen Kinder das Schwimmen lernen.