
Lärm, Staub und Dreck gehören an der Anne-Frank-Schule Rastatt (AFS) längst zum Alltag. Wohin man bei einem kleinen Rundgang über die Dauerbaustelle auch blickt – überall kaputte Böden, offene Decken in Fluren und Klassenräumen, gelagertes Baumaterial, herumbaumelnde Kabel.
Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Bereits im Oktober 2018 fasste der Kreistag den Baubeschluss. Seit 2019 wird die AFS generalsaniert.
Ursprünglich hätten die Arbeiten bis Ende 2022 abgeschlossen sein sollen. Doch dieser Termin ließ sich nicht einhalten. Der Hauptgrund für die massive Bauverzögerung waren „gravierende Ausführungsmängel beim Gewerk Trockenbau“.
Neuer Bauzeitenplan präsentiert
Hinzu kamen „nicht erfüllte Bodenbelagsarbeiten“. Beiden Firmen hat der Landkreis gekündigt. Mit dem Trockenbauer zog er sogar vor Gericht (unsere Zeitung berichtete).
In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bau und Planung (AUBP) am Dienstag hat Oana-Laura Rapeanu, Mitarbeiterin der Kreis-Schulverwaltung, einen neuen Bauzeitenplan für die ursprünglich mit 3,4 Millionen Euro veranschlagte, vom Land mit einer Million Euro geförderte Baumaßnahme präsentiert.
Wir müssen schneller werden. Schließlich sitzt uns der Fördergeber im GenickBurkhard Jung, Leiter des Amtes für Finanzen, Gebäudewirtschaft und Kreisschulen
Dieser zielt „durch die maximal mögliche Auslagerung und die Bildung größerer Sanierungsbereiche“ darauf ab, die restlichen Bauarbeiten innerhalb von etwa 18 Monaten über die Bühne gehen zu lassen.
„Wir müssen schneller werden. Schließlich sitzt uns der Fördergeber im Genick“, sagte Burkhard Jung, Leiter des Amtes für Finanzen, Gebäudewirtschaft und Kreisschulen. Der Ausschuss stimmte dem Vorgehen zu. Wie Rapeanus Bericht zu entnehmen war, sollen die restlichen Arbeiten bis spätestens September 2024 erledigt sein.
Kosten für die Baumaßnahmen steigen
Die Kosten liegen nach aktueller Prognose bei 4,2 Millionen Euro. Darin enthalten ist auch der Mietpreis für eine Containeranlage auf dem Schulparkplatz mit sechs Klassenräumen. Den entsprechenden Auftrag erteilte der AUBP am Dienstag einer Firma aus Kehl für 267.962 Euro.
Laut Rapeanu ist damit zu rechnen, dass die Gesamtsumme der Baumaßnahme auf bis zu fünf Millionen Euro ansteigen wird. Verantwortlich dafür seien die allgemeinen Preissteigerungen, die notwendigen Neuausschreibungen, die Vertragsanpassungen und die nicht vorhersehbaren Zusatzleistungen.
Erschwerend hinzu komme die komplexe Bestandssituation im Bereich Elektroinstallation. Diese mache es letztlich erforderlich, größere Bereiche stillzulegen und größere Sanierungseinheiten zu bilden.
Damit bei weiterhin laufendem Schulbetrieb die noch ausstehenden Arbeiten in den Unter- und Obergeschossen möglichst rasch fortgesetzt werden können, benötigt die Schule Ersatzräume. „Denn zeitweise können bis zu 13 Klassenzimmer nicht genutzt werden“, so Rapeanu.
Diskussionsbedarf zum Pfusch am Bau und zur Elektroinstallation
Die Verwaltung prüfte nun mehrere Möglichkeiten und fand schließlich folgende Interimslösung: Der Pflegebereich mit 160 Azubis und bis zu 15 Lehrern wird für die Rest-Bauzeit von 18 Monaten in die frühere Handelslehranstalt Gernsbach ausquartiert. Weitere Klassen kommen ebenfalls dort oder in besagter Containeranlage auf dem Lehrerparkplatz unter.
Die Bauleitung hat früh gemerkt, dass da etwas schiefläuft, und gehandeltBurkhard Jung, Leiter des Amtes für Finanzen, Gebäudewirtschaft und Kreisschulen
In der Sitzung bestand reichlich Diskussionsbedarf – vor allem zum Pfusch am Bau und zur Elektroinstallation. Die Ausschussmitglieder wollten wissen, inwieweit die Firmen überprüft wurden, warum der Pfusch des Trockenbauers nicht früher erkannt und der Firma nicht rechtzeitig das „Handwerk“ gelegt wurde. Burkhard Jung erklärte: „Die Bauleitung hat früh gemerkt, dass da etwas schiefläuft, und gehandelt.“
Allerdings habe man dann neun Monate auf das Gericht warten müssen, „das unsere Nöte nicht gesehen hat“. Von der Firma etwas zu holen, sei aussichtslos, so Jung. Zum Problem „Elektroinstallation“ merkte er an. „Es gibt hierzu zwar eine Dokumentation, aber die Elektroinstallation wächst über die Jahre. Es gab Überraschungen.“