„Die Marktsituation bei den Lehrern hat sich kollossal gewandelt“, sagt Wolfgang Held. Früher seien viele Lehrkräfte arbeitslos gewesen, „heute aber gibt es mehr Stellen als Bewerber“, erklärt der Leitende Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamtes Rastatt.
Unterricht vorerst gesichert – Engpässe ab Oktober möglich
Zu Beginn des neuen Schuljahres sei indessen zumindest der in der Stundentafel vorgesehene Unterricht in allen Schularten, wie den Grund-, Haupt-, Werkreal-, Realschulen und in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren gesichert.
Zudem könne noch eine gewisse Anzahl von Stundenkontingenten für Vertretungen im Krankheitsfall zur Verfügung gestellt werden. Vielfach gehöre dazu auch der Ersatz für Lehrerinnen im Mutterschutz sowie für Langzeiterkrankungen. Held glaubt indessen ebenso wie Personalschulrat Anton Meier, dass Engpässe schon im Oktober entstehen könnten, wenn die Zahl der Krankmeldungen wieder steigt.
Wenig Veränderungen bei den Schülerzahlen
Nach den aktuellen Zahlen des Staatlichen Schulamtes bleibt in den Grund-und Realschulen die Schülerzahl etwa konstant. Die gesamte Schülerzahl im Bereich des Staatlichen Schulamtes Rastatt steigt im neuen Schuljahr leicht auf 27.213 – das sind 814 mehr als im Vorjahr.
Derweil setzt sich in den Werkrealschulen der Rückgang weiter fort und bewegt sich bei 17 Prozent. In den Gemeinschaftsschulen ist ein Anstieg von 17 Prozent zu verzeichnen, wobei hier auch gymnasiale Lehrkräfte eingestellt würden, wie Held betont.
Arbeitslose Lehrer in den Gymnasium – Lehrerbedarf an Grundschulen
Im gymnasialen Bereich sei eine große Zahl von arbeitslosen Lehrern zu konstatieren. Allerdings: „Wenn sie drei Jahre in einer Grundschule arbeiten, bekommen sie ein Angebot für ein Gymnasium“, erklärt Held.
Mehr zum Thema:An den durchschnittlichen Klassengrößen hat sich kaum etwas verändert. Den wachsenden Bedarf an Lehrkräften unterhalb der Gymnasien begründet Held etwa mit schulpolitischen Neuerungen, den Herausforderungen durch Inklusion und Ganztagesunterricht, die Ausweitung von Themen wie Informatik und Ethik. Zudem habe sich die Ausbildung der Lehrer verlängert.
Probleme im Raum Freudenstadt
Große Probleme, die Stellen zu besetzen seien vor allem im Raum Freudenstadt zu beobachten. „Die jungen Leute sind heute oft weniger mobil. Ein befristeter Angestelltenvertrag in Karlsruhe ist ihnen mitunter lieber als eine Stelle auf Lebenszeit in Freudenstadt“, schildert Meier die Situation.
Um Personalengpässe zu mindern werde auch auf Pensionäre zurückgegriffen. „Wir haben zwölf bis 15 davon und einige sind mit Feuereifer dabei“, sagt Meier.
Neun unbesetzte Schulleiterstellen
An Attraktivität verloren haben offenbar auch die Schulleiterstellen. Neun davon seien im Schulamtsbezirk noch unbesetzt – davon sieben im Raum Freudenstadt, aber auch in Weitenung und Neusatz. „Je kleiner die Schule, desto schwerer sind die Stellen zu besetzten“, wie Held und Meier wissen.
Pläne trotz schwieriger Situation
Als zentrale Aufgaben im neuen Schuljahr sieht Held etwa die Umsetzung des „DigitalPaktes Schule“, eine Qualitätsoffensive trotz schwieriger personeller Situation, die Einführung der lernbegleitenden Berufsberatung in der Sekundarstufe eins, die Ausweitung des Informatikunterrichts, das Fach Ethik ab Klasse sieben oder auch neue Abschlussprüfungen und den weiteren Aufbau der Gemeinschaftsschulen.
Ferner sind in den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren neue Bildungspläne für die Förderschwerpunkte „Lernen“ und „geistige Entwicklung“ vorgesehen.