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Pütsch geht

So reagieren Rastatter auf den Rückzug des Stadtchefs zum Jahresende

Rastatts Oberbürgermeister Pütsch tritt zurück. Etliche hatten wohl damit gerechnet, dass er nicht nochmal antritt. Dennoch kommt sein Rückzug für einige überraschend.

Die einen waren überrascht, andere hatten damit gerechnet: Beim gut besuchten Neujahrsempfang in der Badner Halle gab OB Hans Jürgen Pütsch am Freitag seinen Rückzug bekannt.
Beim Neujahrsempfang in der Badner Halle gab OB Hans Jürgen Pütsch am Freitag seinen Rückzug bekannt. Foto: Ralf Joachim Kraft

Einige hatten wohl damit gerechnet oder es geahnt. Für andere kam die Entscheidung von Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) völlig überraschend.

Zumal etliche damit gerechnet hatten, dass er es noch einmal wagt. Doch dem ist nicht so. Am Freitagabend kündigte das 61-jährige Stadtoberhaupt der Großen Kreisstadt beim städtischen Neujahrsempfang in der Badner Halle nach 16-jähriger Amtszeit seinen Rückzug an.

Seine Entscheidung, „die ich nach reiflicher Überlegung getroffen habe und die mir nicht leicht gefallen ist“ gab er erst in seinen Schlussworten bekannt. „Mich hat die Entscheidung nicht überrascht. Ich hatte erwartet, dass er es sich überlegt“, sagte Stadtrat Manuel Hummel (Grüne).

„Ich finde es jedoch ehrenwert, dass er das rechtzeitig bekannt gibt. Für uns wäre es allerdings einfacher gewesen, wenn er weitergemacht hätte.“ Pütsch sei ein überparteilicher OB, „an dem wir uns oft gerieben haben, der aber auch viel Gutes zustande gebracht hat“.

Vor allem habe er „im Gegensatz zu früher“ ein gutes Verhältnis zu allen Umlandgemeinden gepflegt. Für die OB-Wahl im Herbst würde sich Hummel „mal eine grüne Kandidatin“ wünschen.

Rastatter Stadtrat habe Entscheidung geahnt

CDU-Stadtrat Heiko Ullrich beschreibt den OB als engagiert, offen und neugierig. „Wenn er etwas wollte, hat er dafür gekämpft. Aber wenn er es nicht bekommen hat, war er deswegen nicht sauer oder streitlustig.“

Ja, er habe Pütschs Entscheidung geahnt, sagt Ullrich. „Und ich bedaure sie, denn er war ein sehr guter OB. Daher hätte ich ihm noch einige Jahre gewünscht.“ Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin müsse vor allem eines mitbringen – „diplomatisches Geschick“.

SPD-Landtagsabgeordneter Jonas Weber, Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Gemeinderat, sagt: „Die Entscheidung von OB Pütsch verdient Respekt. Wir danken für 16 Jahre gemeinsames Wirken für unsere Stadt.“

Damit sei das neue Jahr auch mit einem Neuanfang verbunden. Rastatt habe großes Potential, das gehoben werden will. „Daher gehe ich fest davon aus, dass sich starke Persönlichkeiten für das Amt bewerben werden“, so Weber. „Mir ist dabei wichtig, dass wir den sozialen Zusammenhalt stärken und eine Stadtspitze bekommen, die sich für bezahlbaren Wohnraum für alle einsetzt.“

Und was sagen die Bürgerinnen und Bürger in Rastatt?

Etliche, die nicht unbedingt mit Namen genannt sein wollten, meinten, dass der OB im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger rechtzeitig den Rückzug antrete. „Besser jetzt in Würde gehen, als bei der Wahl eine Abfuhr kassieren und nicht darüber hinwegkommen.“

Eine Frau, die sich ebenfalls nur anonym äußern wollte, betonte: „An Herrn Pütschs Stelle hätte ich das genauso gemacht. Er war ein guter OB für Rastatt. Aber wenn jemand so lange in der Kommunalpolitik aktiv war wie er, ist es doch verständlich, dass er irgendwann sagt: Es reicht.“

Für Felix Thiem, zusammen mit Klaus Knapp Direktor der VR-Bank in Mittelbaden, kam der Schritt durchaus überraschend. „Ich habe nicht damit gerechnet, kann diese persönliche Entscheidung aber sehr gut nachvollziehen. Herrn Pütsch habe ich als bürgernahen und engagierten Oberbürgermeister kennengelernt. Ich hoffe auf einen Nachfolger, der seine Art, Politik zu machen, fortsetzt“, so Thiem.

Auch Buchautor Hans Peter Faller, Schöpfer von „Ludwig, die Stadtmaus“, hatte eine solche Ankündigung beim Neujahrsempfang nicht erwartet. Doch auch er respektiert diesen Schritt. „Nun bleibt nur zu hoffen, dass sich seine Nachfolge positiver entwickelt als so manche Nachfolge in anderen städtischen Bereichen in den vergangenen vier Jahren.“

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