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Tunnelbaustelle in Niederbühl

Havarierte Tunnelbohrmaschine „Wilhelmine“ in Rastatt: So verläuft die Bergung

Die Bahn hat mit der Bergung der 2017 havarierten Tunnelbohrmaschine „Wilhelmine“ begonnen. Landrat Christian Dusch besucht seit seinem Amtsantritt zum ersten Mal die Tunnelbaustelle in Rastatt-Niederbühl.

Auf der Baustelle: Landrat Christian Dusch macht sich in der Tunnelröhre ein Bild vor Ort.
Auf der Baustelle: Landrat Christian Dusch macht sich in der Tunnelröhre ein Bild vor Ort. Foto: Michael Janke

Es ist frisch auf dem Fußgängersteg über der Rheintalbahn. Unten rauschen die Züge an Rastatt-Niederbühl durch. Oben pfeift ein scharfer, eiskalter Wind. Landrat Christian Dusch (CDU) besucht seit seinem Amtsantritt das erste Mal die Tunnelbaustelle.

In den nächsten beiden Jahren steht die Bergung der havarierten Tunnelbohrmaschine „Wilhelmine“ an. Es ist ein ganz dicker Brocken, den die Arbeiter – aber auch die Anwohner – vor der Brust haben.

Das ist allerdings leicht verniedlichend, wenn man sich die Dimensionen anguckt.
Christian Dusch, Landrat

Philipp Langefeld, Leiter des Großprojekts Karlsruhe-Basel der Deutschen Bahn, bezeichnet die einbetonierte Tunnelvortriebsmaschine als einen Betonklumpen. „Das ist allerdings leicht verniedlichend, wenn man sich die Dimensionen anguckt“, entgegnet der Landrat. Deshalb sei es für ihn auch gut, vor Ort zu sein.

Bergung der Tunnelbohrmaschine „Wilhelmine“ ist für die nächsten beiden Jahre geplant

Die Bergung ist für die nächsten beiden Jahre geplant. Es ist laut Dusch eine Großmaßnahme. „Das ist mit entsprechenden Lärmentwicklungen verbunden.“ Die Lärmbelastung solle, durch den vorgezogenen Bau von Lärmschutzwänden, minimiert werden. „Es wurde mir versichert, dass man in der Bauphase sehr sensibel und in der Lage ist, bei Bedarf nachzusteuern“, erklärt Dusch. Die konkrete Umsetzung werde man dann nächstes Jahr sehen.

Ende 2021 wurde die Weströhre fertig gebaut. „Das war die Grundvoraussetzung, um die Rheintalbahn auf 800 Meter Länge nach Westen zu verschwenken“, erklärt Langefeld. Die Gleise verlaufen seitdem auf einer Länge von 700 Metern versetzt über der fertigen Weströhre. Dadurch ist über der Oströhre ausreichend Platz, um das riesige Loch zu buddeln.

Tunnelbohrmaschine wird von oben aufgegraben

Die havarierte Tunnelbohrmaschine, die noch in der Erde steckt, soll von oben aufgegraben werden. Anschließend wird sie abgebrochen. „Das ist die sinnvollste, schnellste und wirtschaftlichste technische Variante.“

Aktuell stecke man in der Bauvorbereitung für die Baugrube. Dafür sollen 45 Meter tiefe, 200 Meter Lange und 17 Meter breite Schlitzwände niedergebracht werden. „Die eigentliche Baugrube wird gar nicht so tief“, erläutert Langefeld. Die Baugrube werde ungefähr 16 Meter tief.

Die Herausforderung ist nach den Erklärungen des Gesamtprojektleiters das Grundwasser. Das liege dort im Bereich des Rheins bei etwa fünf Metern unterhalb der Oberfläche. „Wenn wir dann tiefer gehen, ist der Grundwasserzustrom so stark, dass er mit Pumpen nicht mehr beherrschbar ist.“ Deshalb müsse die Baugrube nach unten abgedichtet werden. „Da sich die einbetonierte Tunnelbohrmaschine dazwischen befinden, kann man nicht wie sonst eine Unterwasserbetonsohle herstellen.“

Dort bindet die Schlitzwand zehn Meter tief ein und dichtet die Baugrube natürlich von unten ab.
Philipp Langefeld, Gesamtprojektleiter

Deshalb werden die Schlitzwände so tief in den Untergrund gehen, bis sie in einer mehr oder weniger wasserdichten Schicht ankommen – das Tertiär. Das sei in etwa 35 Metern Tiefe. „Dort bindet die Schlitzwand zehn Meter tief ein und dichtet die Baugrube natürlich von unten ab.“ Von den Seiten könne so kein Wasser wegen der Wände zufließen und von unten komme durch die wasserdichte Schicht relativ wenig Wasser an. „Es ist so wenig, dass es durch Pumpen beherrschbar wird“, so Langefeld.

Der Grubenbau hat schon begonnen. „Die Baumaschinen arbeiten seit vergangenem Spätjahr mit Probeschlitzen“, heißt es beim Vor-Ort-Termin auf dem Fußgängersteg. Aktuell gebe es Enttrümmerungsbohrungen. „Wenn der Schlitzwandgreifer eingesetzt wird, kommt dieser dann einwandfrei durch, damit auch wirklich alles dicht ist.“

Tunnelrohbau soll im Herbst 2024 fertig sein

Die Bergung der havarierten Maschine wird Mitte nächsten Jahres im Herbst avisiert. „Dann wird abgegraben, die Maschine zertrümmert und mit hydraulischen Schneidern klein gemacht“, so Langefeld. Anschließend beginne der Bau der Tunnelröhre in offener Bauweise, dessen Rohbau im Herbst 2024 fertig sein solle. Der Innenausbau der beiden Röhren ist laut Langefeld für 2025 geplant. Fertig soll dann alles 2026 sein.

Weitere Verzögerung würden in der Bevölkerung kaum verstanden werden.
Christian Dusch, Landrat

Im Landkreis Rastatt warten die Menschen sehnlichst auf den fertigen Bahntunnel. „Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ursprünglich 2022 avisiert war und nun reden wir von 2026, wissen allem warum, wir so stark getrieben sind“, sagt Dusch. Er sei froh darüber, dass ihm bei dem Termin mit den Projektvertretern versichert wurde, dass mit 2026 zu rechnen sei. „Weitere Verzögerung würden in der Bevölkerung kaum verstanden werden“, betont der Landrat.

Fertiger Tunnel verbessert ÖPNV in Rastatt

Die Nutzer der Bahn und vor allem die Bevölkerung im Landkreis nähmen besonders sensibel wahr, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. Für den Landkreis ist es laut Dusch ein weiteres Großprojekt. „Wir warten auf die positiven Effekte, die wir auf der Bestandstrasse nutzen können, um den Öffentlichen Personen Nahverkehr zu verbessern.“ Der Landrat spricht dabei von drei weiteren Haltepunkte und der Verbesserung der Taktung.

Nach den abgeschlossenen Arbeiten kann die Verschwenkung der Rheintalbahn wieder zurückgebaut werden. Das macht nochmal einen Schienenersatzverkehr notwendig. „Das werden aber nur vier Tage sein“, versichert Projektleiter Frank Roser. Man plane wieder ein verlängertes Wochenende zu nehmen, wie es Ostern 2021 getan wurde. „Da ist der Schienenverkehr wesentlich geringer.“

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