
Mehr Präsenz zeigt die Polizei seit knapp drei Wochen in der Rastatter Innenstadt. Zwei Gewalttaten innerhalb von 48 Stunden hatten Unruhe in der Bevölkerung ausgelöst. Jetzt legt das Revier eine erste Bilanz des Sondereinsatzprogramms vor.
Ein 29-jähriger Mann hatte am Sonntag, 16. Juli, in betrunkenem Zustand in der Innenstadt mit einem Eisenrohr drei Fahrzeug- und elf Fensterscheiben eingeschlagen. Zuvor war es in einem vierstöckigen Wohn- und Geschäftshaus in der Poststraße zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen.
Laut Polizei klopfte eine Bewohnerin an die Zimmertür ihres 29-jährigen Mitbewohners und bat um Ruhe, da dieser schon die ganze Nacht wohl lautstark Musik hörte. Der Störenfried rastete aus und beleidigte die Frau so sehr, dass sie sich in der Toilette verschanzte.
Ein 55-jähriger Mitbewohner wollte der Frau zu Hilfe kommen. Daraufhin wurde er von dem 29-Jährigen mit den Fäusten angegriffen und, am Boden liegend, getreten.
Die Polizei nahm den Täter zwar nach seiner Verwüstungstour im Freien in Gewahrsam. Doch als der Mann gegen 8 Uhr wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, musste die Polizei kurz darauf erneut einschreiten, weil der Betrunkene randalierte. Jetzt sitzt der 29-Jährige in Untersuchungshaft, weil die Strafverfolger bei ihm Fluchtgefahr sehen.
Die Akte liege mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft, sagte Wolfgang Kramer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, dieser Redaktion.
Vater und Sohn werden in Rastatt Opfer einer Messerstecherei
Am Tag darauf kam es in der Schlossstraße zu einer Messerstecherei. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei waren zwei männliche Personen im Alter von 15 und 45 Jahren – Vater und Sohn – durch Messerstiche so schwer verletzt worden, dass sie in eine Klinik gebracht werden mussten.
Offenbar sind Angehörige zweier Familien an dem Montag gegen 22 Uhr aneinandergeraten. Den 45 Jahre alten Tatverdächtigen nahm die Polizei vorläufig fest. Er ist aber mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Die Ermittlungen gestalten sich verzwickt, sagt Polizeisprecher Kramer. Das Tatgeschehen sei nach wie vor „diffus“.
In Abstimmung mit der Stadtverwaltung entschloss sich das Rastatter Polizeirevier, auf die beiden Vorkommnisse mit verstärkter Präsenz zu reagieren. Zum einen patrouillieren derzeit berittene Beamte der Polizeireiterstaffel Mannheim in der Innenstadt. Zum anderen verstärken Kollegen des Polizeipräsidiums Einsatz die Rastatter Polizisten.
Ursprünglich waren die Sondereinsätze auf zwei Wochen begrenzt. Doch man habe die Option einer Verlängerung in Anspruch genommen, sagt Jochen Anschütz, stellvertretender Leiter des Rastatter Reviers. Bis auf Weiteres werde diese Präsenz aufrechterhalten, so der Reviervize.
Die sichere Innenstadt bleibt ein Schwerpunkt.Jochen Anschütz
Stellvertretender Leiter des Polizeireviers Rastatt
Für die ersten drei Wochen hat die Polizei jetzt eine Bilanz gezogen. Anschütz zufolge habe man in diesem Zeitraum 200 Personen sowie 100 Fahrzeuge kontrolliert.
Bei den Ahndungen schlugen insbesondere mehrere Ordnungswidrigkeiten im Verkehr zu Buche. Außerdem wurden drei Drogendelikte aktenkundig. „Es ist bislang gut gelaufen“, zeigt sich Anschütz zufrieden. „Die sichere Innenstadt bleibt ein Schwerpunkt.“
Für Sonderaktionsprogramm SAPRA in Rastatt fehlt Personal
Um den Kontrolldruck zu erhöhen, hatte das Revier Rastatt in den früheren Jahren mit eigenen Kräften das Sonderaktionsprogramm Rastatt (SAPRA) aufgelegt.
Beamte hatten in der wärmeren Jahreszeit insbesondere an den Wochenenden mehrere auffällige Örtlichkeiten überprüft. Doch SAPRA lief aus. „Das ist in dieser Form nicht mehr durchführbar“, verweist Anschütz auf Grenzen bei der Polizeistärke, die solche Einsätze nicht mehr erlauben würden.
Jetzt also zieht man temporär Kräfte von außerhalb zusammen. Ziel sei es, vor allem das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen zu erhöhen. Die beiden besagten Straftaten, da ist sich Anschütz sicher, hätten allerdings auch mit mehr Polizeipräsenz kaum verhindert werden können. Die beiden Taten hatten ihren Ursprung im häuslichen Bereich und waren dann auf den öffentlichen Straßenraum übergegriffen.