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Einbau verzögert sich

Stationäre Lüftungsanlagen für Schulen sind für Rastatt nicht lieferbar

Stationäre Lüftungsanlagen sind wichtig im Kampf gegen Corona. Die Stadt Rastatt wollte Gas geben und bis zum Herbst 21 Schulen und Kitas damit ausstatten. Doch daraus wird nichts.

Eine Schule.
Ausnahme: In der Karlschule werden voraussichtlich im August stationäre Lüftungsanlagen installiert. Wann es in anderen Schulen und Kindergärten soweit sein könnte, ist offen. Foto: Dominik Schneider

Es sollte sehr schnell gehen, aber jetzt ist die Luft erst einmal raus: Der Einbau von Lüftungsanlagen in Schulen und Kindergärten in Rastatt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Grund sind Lieferschwierigkeiten. Für Kinder und Schüler bedeutet das voraussichtlich eine weitere Herbst-Winter-Saison mit Stoßlüften im 20-Minuten-Takt.

Die sogenannten stationären raumlufttechnischen (RLT) Anlagen sollen im Kampf gegen Corona helfen. Es handelt sich um ein ganz anderes Kaliber als mobile Luftfilter, deren Nutzen umstritten ist. Das Umweltbundesamt bezeichnet RLT-Anlagen als „die nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene“.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nennt die Förderung der Anlagen einen „wichtigen Baustein der Pandemiebekämpfung“.

Vom Bund gibt es 80 Prozent Förderung für Lüftungsanlagen

Als die Rastatter Stadtverwaltung im vergangenen Jahr ankündigt, diesen Baustein für sich nutzen zu wollen, erntete sie im Gemeinderat viel Lob. Am 11. Juni trat das Förderprogramm des Bundes in Kraft. Bereits am 24. Juni reichte die Stadt 21 Förderanträge ein – alle gingen durch.

Die Anlagen sind teuer, doch die Förderung enorm. 80 Prozent schießt der Bund zu. Die Stadt Rastatt kalkulierte im vergangenen Jahr mit Gesamtkosten in Höhe von rund 11,55 Millionen Euro. Selbst bezahlen müsste sie davon lediglich 3,25 Millionen.

Der Bund stellte allerdings die Bedingung auf, dass der Einbau innerhalb eines Jahres erfolgen muss, um für den nächsten Herbst gerüstet zu sein. Doch daraus wird nichts. Die Geräte sind nicht lieferbar. Der Markt ist leergefegt.

Die Karlschule ist die große Ausnahme

Die städtische Pressesprecherin Heike Dießelberg sagt: „Auch wenn wir im Kontakt mit mehreren Herstellern beziehungsweise Lieferanten sind: Aktuelles Dilemma ist, dass die Hersteller extreme Lieferschwierigkeiten haben und sich mit konkreten Zusagen bedeckt halten.“

Einigermaßen sicher sei derzeit lediglich ein Einbau von RLT-Anlagen im August in der Karlschule. An anderen Stellen wie in der Hansjakobschule, der Carl-Schurz-Schule und im Tulla-Gymnasium finden aktuell oder in den kommenden Wochen Elektroarbeiten statt, um die Installation vorzubereiten. „Wir wollen Gewehr bei Fuß stehen, wenn doch Geräte geliefert werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Dießelberg.

Der Markt ist, wie er ist.
Heike Dießelberg, städtische Pressesprecherin

Dass der Stadt wegen der Verzögerung die umfangreichen Fördergelder flöten gehen könnten, befürchtet die Verwaltung nicht. „Wir gehen definitiv davon aus, dass der Bund die Anträge verlängert.“ Die Stadt habe keinen Einfluss auf die Situation: „Der Markt ist, wie er ist.“

Aussagen zu Lieferterminen gebe es aktuell nicht. Klar sei nur, dass es wohl „nicht in absehbarer Zeit“ klappe. Rastatt steht mit dem Problem nicht alleine da. In Mittelbaden hatten zuletzt die Städte Baden-Baden und Gaggenau von einer ähnlichen Situation berichtet. Besser sieht es in Bühl aus, wo die Verantwortlichen bei einem Vor-Ort-Termin vor zwei Wochen vom „Wunder von Bühl“ sprachen. Allerdings trübt auch dort eine enorme Kostensteigerung die Gesamtbilanz.

Wir sind in keiner Situation, die neu für uns wäre.
Elisabeth Ströhler, Schulleiterin

Elisabeth Ströhler, geschäftsführende Schulleiterin der Rastatter Schulen, will angesichts der Gesamtsituation auch nicht den Stab über die Verwaltung brechen. Dass Schüler und Lehrer voraussichtlich auch im kommenden Schuljahr regelmäßig die Fenster aufreißen müssen, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen. Sie sagt: „Wir sind in keiner Situation, die neu für uns wäre.“ Die Schulen gingen einen pragmatischen Weg.

Corona-Verordnung schreibt Lüftungsintervalle vor

Wie dieser aussieht, schreibt die Corona-Verordnung des Landes exakt vor. Alle 20 Minuten müssen die Fenster in den Klassenzimmer vier Minuten lang offenstehen, um für den notwendigen Luftaustausch zu sorgen. „Bei Minusgraden war das im vergangenen Winter manchmal schon kalt“, sagt Ströhler. Aber alle Beteiligten hätten sich damit arrangiert.

Sie spricht allerdings auch von Erwartungen bei Eltern, Lehrern und Schülern, die durch die Ankündigung einer zeitnahen Umsetzung geweckt worden seien. So beschäftigten ihre Kollegen Fragen wie: „Wird im Herbst wieder eine Maskenpflicht kommen? Und wenn ja, wird sie vielleicht gekoppelt daran sein, wie gut sich ein Raum belüften lässt?“

An ihrer eigenen Schule können Lehrer und Kinder die Entwicklung entspannt verfolgen. Ströhler leitet die Hans-Thoma-Grundschule. Der Neubau ist erst im November 2021 eröffnet worden und verfügt über eine moderne Lüftungsanlage.

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