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Abenteuerreise auf dem Rhein

Alle Tücken gemeistert: Schiltacher Flößer sind in Leverkusen angekommen

Nach ihrer knapp 400 Kilometer langen Reise hat die Besatzung des Schiltacher Flößervereins auf ihrem Floß wohlbehalten das Ziel im Leverkusener Stadtteil Hitdorf erreicht. Vor gut einer Woche waren die Flößer in Steinmauern gestartet.

Flößer
Die Schiltacher Flößer haben nach dem Start in Steinmauern vor einer Woche ihr Ziel in Leverkusen erreicht. Foto: Thomas Kipp

Ein wenig ungemütlich wurde es zwischenzeitlich schon. Aber: Die Schiltacher Flößer haben ihr Abenteuer wohlbehalten überstanden.

Am Freitag absolvierte das Team um Floßmeister Thomas Kipp seine letzte Etappe und erreichte pünktlich den vorgesehenen Liegeplatz in Hitdorf, einem Stadtteil von Leverkusen.

„Der letzte Abschnitt war nicht mehr sehr gefährlich“, erklärte Kipp gegenüber dieser Zeitung. Eine Woche zuvor waren die Mitglieder des Schiltacher Flößervereins mit ihrem selbst gebauten Floß an der Natorampe in Steinmauern gestartet.

Ziel ihrer ungewöhnlichen Reise war zum einen, auf die große wirtschaftliche Bedeutung des Holztransportes auf dem Wasserweg hinzuweisen, zum anderen aber auch um für die Anerkennung der Flößerei als Unesco-Weltkulturerbe zu werben.

Starkes Gewitter gut überstanden

Die wohl heikelste Etappe erlebte die Floßbesatzung auf ihrer vierten Etappe von Schierstein nach Kamp-Bornhofen. „Da sind wir in ein starkes Gewitter mit starken Niederschlägen, Hagel und Blitzschlag gekommen, haben aber alles gut überstanden“, berichtet Hartmut Brückner, der Vorsitzende des Schiltacher Flößervereins. Und er fügt hinzu: „Unser Floßmeister Thomas hat uns umsichtig geleitet.“

Vor Ort in Kamp-Bornhofen, wo ein Ruhetag auf der 360 Kilometer und sieben Etappen langen Reise eingelegt wurde, sei den Schiltachern große Gastfreundschaft zuteilgeworden: „Bei Blasmusik gab es Bier und Würste“, berichtet Kipp. Dabei sei schon zu Beginn der Fahrt durch das Gebirge von Schierstein nach Kamp-Bornhofen höchste Aufmerksamkeit gefordert gewesen.

Am Binger Loch, dort wo sich der Rhein verengt, sei die Strömungsgeschwindigkeit entsprechend gestiegen: „Wir sind mit 14 Kilometern pro Stunde vorbei an Weinbergen, Villen und Burgen gefahren.“

Die Begegnungen mit den Großschiffen waren sehr respektvoll.
Thomas Kipp, Floßmeister

Bei einer Mittagspause in Lorch hatten die dortigen Wassersportfreunde die Flößer mit einem kleinen Boot abgeholt und sie an ihren Anleger geführt, wo unter anderem auch Kamerateams des Hessischen Rundfunks warteten.

„Es war schon viel Schiffsverkehr auf dem Rhein, aber die Begegnungen mit den Großschiffen waren sehr respektvoll“, bilanziert Kipp, der zugleich betont, mit den Verhältnissen auf dem Wasser gut klargekommen zu sein.

Dies habe sich auch in der Nähe von Nierstein gezeigt, als plötzlich eine Fähre den Weg des Floßes gekreuzt habe: „Unsere Heidi Pfaff am Steuer hat sich aber nicht beeindrucken lassen und die Situation gemeistert“, wie Kipp berichtet.

Innenminister Lewentz besucht die Flößer

Besondere Ehre: Am Ruhetag in Kamp-Bornhofen hatte sogar der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz den Flößern seine Aufwartung gemacht: „Er war von dem Floß-Projekt begeistert und überbrachte Glückwünsche“, sagt Kipp, der zugleich von dem „tollen Fest“ schwärmt, das der örtliche Flößer- und Schifferverein organisiert habe.

Die Holzstämme sollen hier vermarktet werden.
Thomas Kipp, Floßmeister

Nach der Ankunft in Hitdorf, wo einst Floßholz aus dem Frankenwald und dem Schwarzwald zum Bau der Häuser im Bergischen Land verarbeitet wurde wird das Floß an diesem Samstag auseinandergebaut. „Wir fahren mit dem Auto dann zurück nach Schiltach und nehmen die Aufbauten vom Floß mit nach Hause. Die Holzstämme bleiben hier und sollen entsprechend vermarktet werden“, erklärt Kipp.

Letztlich habe die gesamte Floßbesatzung das Abenteuer gesund und ohne Probleme gemeistert. Auch das selbst gezimmerte Floß habe die abenteuerliche Reise ohne Schäden überstanden und das Navigieren immer gut funktioniert.

„Überall, wo wir angelegt haben, gab es ein großes Zuschauer- und Medieninteresse“, zeigte sich der Floßmeister sichtlich beeindruckt. Unter anderem hatte auch das Morgenmagazin von ARD und ZDF am Freitag über das Unternehmen berichtet.

Mit den gewonnenen Erfahrungen wollen die Schiltacher nun ihr nächstes großes Projekt anpacken: Eine ähnlich lange Floßfahrt auf der Donau.

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