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Blumen und Gräser im Blick

Was blüht wann? Jörg Griese vom Naturschutzbund führt am Murgdamm bei Steinmauern entlang

Wie vielfältig sich die Natur am Hochwasserdamm in Steinmauern entwickelt hat, das können Besucher bei einer Führung erfahren. Im Mittelpunkt stehen verschiedenen Blumen und Gräser. Doch dabei ist weniger mehr, warum verrät Naturführer Jörg Griese.

Prächtig entwickelt ist bereits der „Kriechende Günsel“, den Nabu-Führer Jörg Griese mit den Wurzeln ausgegraben hat. Er wurde im Anschluss wieder eingepflanzt
Prächtig entwickelt ist bereits der „Kriechende Günsel“, den Nabu-Führer Jörg Griese mit den Wurzeln ausgegraben hat. Er wurde im Anschluss wieder eingepflanzt Foto: Martina Holbein

Sattes Grün interessiert den Botaniker weniger, es sind die eher grauen, kargen Flächen, auf denen sich verschiedenartige und besondere Blühpflanzen und Gräser tummeln. Deshalb sind Hochwasserdämme besonders interessant. Ihr Substrat ist teilweise sandig, auf jeden Fall aber trocken.

Manchmal gibt es Kalkinseln in der durchgehenden Befestigung, was sich ebenfalls in der Vegetation widerspiegelt. Wie diese aussieht, ist von Dammabschnitt zu Dammabschnitt verschieden, immer aber bieten Hochwasserdämme Lebensraum für viele verschiedene Pflanzenarten, die Symbiosen mit Insekten wie Ameisen eingehen können.

20 bis 30 verschiedene Blumen und Gräser zeigt der Nabu in Steinmauern

Auch die Neigung der Dämme unterstützt Ansiedlung und Überleben dieser Arten, denn sie bieten eine direkte Sonneneinstrahlung und sind warm. Am Hochwasserdamm in Steinmauern, der in den vergangenen Jahren neu befestigt wurde, zeigte Jörg Griese vom Naturschutzbund (Nabu) bei einer Führung, wie vielfältig dieser Lebensraum sich nach den umfassenden Bauarbeiten entwickelt hat. „Manches ist von selbst aufgegangen, aber es wurde natürlich auch eingesät“, erläuterte er den zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Vor allem, wenn man in die Knie geht, kann man viele Arten entdecken, die unter den höheren Pflanzen gedeihen.
Jörg Griese, Naturführer

Mindestens 20 bis 30 blühende oder wieder verblühte Blumen und Gräser wollte er den Teilnehmern zeigen. Und er hielt Wort. „Vor allem, wenn man in die Knie geht, kann man viele Arten entdecken, die unter den höheren Pflanzen gedeihen.“

Der „Acker-Schmalwand“ ist so ein unscheinbares Gewächs, das er zwischen dem schon üppigen Grün der Wicken zutage fördert. „Es ist die Pflanze, die von Generationen Genetikern am besten erforscht ist.“ Einen Grund konnte er dafür nicht nennen.

Eine besondere Geschichte hat der „Persische Ehrenpreis“: Er ist ein Neophyt, also keine einheimische Pflanzenart, obwohl er überall in Mitteleuropa verbreitet ist und sich in Hausgärten ebenso findet wie auf Wiesen und Äckern. Eine kleine, blaue Blüte, die im Innern weiß ist, hat er und ist eher in Bodennähe zu Hause. Nachweislich verließ der „Persische Ehrenpreis“ um 1700 den botanischen Garten in Karlsruhe und besiedelte rasch ganz Mitteleuropa.

Weniger ist bei der Naturbetrachtung manchmal mehr

Wer recherchieren will, welche heute etablierten Pflanzen Neophyten sind, hat keine leichte Aufgabe vor sich, so Jörg Griese. Alte Bücher und alte Herbarien helfen dabei. Ein besonderes Datum für die Ansiedlung von Neophyten ist die Entdeckung Amerikas 1492, in deren Folge nicht nur die Kartoffel, sondern auch viele andere gebietsfremde Pflanzen nach Mitteleuropa kamen. Gleich zu Beginn pflückte er eine gelbe Pflanze. Es handelte sich um den „Knolligen Hahnenfuß“, dessen leuchtendes Gelb schon früh im Jahr Insekten anlockt.

Eine Staudenpflanze, deren Überleben nicht durch die Mahd gefährdet ist, denn die Knollen unter der Erde sichern ihr Überleben. Nicht ganz so häufig ist die „Eselsdistel“, die jetzt im Frühjahr zarte, silbrig schimmernde Blätter hat, aber zu einer großen, stacheligen Staude im Laufe des Sommers heranwächst. „Wilder Feldsalat“, das „Wilde Vergissmeinnicht“ oder das „Wiesenlabkraut“ und „Labkraut“, das früher zur Herstellung von Käse gebraucht wurde, waren weitere Arten, deren Besonderheiten sich am besten unter einer botanischen Lupe anschauen lassen, so klein sind die Blüten oder die feinen Härchen an den Blattkanten.

Eher selten an Dämmen zu finden und ein Ergebnis der Aussaat durch den Menschen ist der „Doldige Milchstern“ und den meisten als Ziergewächs im Hausgarten bekannt der „Milde Mauerpfeffer“, der sich mit seinem Stoffwechselzyklus an den kargen Untergrund Fels oder Steine angepasst hat. Vereinzelt recken sich bereits die leuchtend dunkelroten Blüten der „Kartäusernelke“ gegen die Sonne.

Während sie eine Schönheit ist, ist das „Hirtentäschelkraut“ eher unscheinbar, allerdings kann man die leicht nussig schmeckenden, herzförmigen Früchte essen. Voll erblüht ist der „Kriechende Günsel“, der mit seinen weit ausladenden Blättern und mit Blütenstand voller kleiner Blüten vielen Insekten Heimat und Nahrung bietet und den Jörg Griese nach den Erläuterungen auch wieder einpflanzte.

Man sollte sich nicht zu viel vornehmen, so sein Rat an die Botanikfreunde, sondern sich Zeit lassen für die Details jeder Pflanze.

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