Die Stadtverwaltung will den Verkehr weiter ausbremsen. Dafür soll auf mehreren Straßen Tempo 30 eingeführt werden. Hintergrund ist der Lärmaktionsplan. Dieser hatte in der Vergangenheit für Diskussionen gesorgt, nachdem die Stadt auf seiner Basis auf mehreren Hauptverkehrsachsen wie der Bahnhofstraße ein Tempolimit angeordnet hatte.
Wer Rastatt einmal auf der B36 von Nordosten nach Süden durchquert, muss seit rund eineinhalb Jahren aufpassen, dass er nicht zu fest auf das Gaspedal drückt. Kurz hinter dem Bahnhof beginnt der Tempo-30-Abschnitt im vierspurigen Bereich und endet erst am Kehler Tor.
Auch auf weiteren Abschnitten gilt die Geschwindigkeitsbeschränkung, zum Beispiel in der Lützowerstraße oder in Niederbühl in der Murgtalstraße. Hinzu kommen nächtliche Tempolimits, unter anderem in Ottersdorf in der Wilhelmstraße.
Als die Stadt die 30er-Schilder aufhängen und das Tempolimit mit Kontrollen überwachen ließ, gab es zahlreiche Beiträge in den sozialen Netzwerken. Der oft geäußerte Vorwurf: Abzocke.
Grenzwerte sind seit der ersten Auflage gesunken
Ziel der Maßnahme ist es jedoch nicht, die Stadtkasse zu füllen, sondern die Anwohner vor Lärm zu schützen. Anlass für den Lärmaktionsplan war eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2005, die Städte zu solchen Maßnahmen verpflichtete. Als Grundlage diente eine Lärmkartierung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), die für Rastatt mehrere Lärmschwerpunkte auswies, sogenannte Hotspots.
In der ersten Auflage des Plans galten tagsüber Grenzwerte von 70 Dezibel, nachts von 60. Wo die Lärmkarten zeigten, dass Gebäude einer lauteren Geräuschkulisse ausgesetzt sind, galt es, zu handeln. Inzwischen sind die Lärmkarten aktualisiert – und die Grenzwerte weiter gesunken. Jetzt liegen sie bei 65 Dezibel am Tag und 55 in der Nacht.
Infoveranstaltung fällt wegen Corona ins Wasser
Auf dieser Basis plant die Stadtverwaltung den nächsten Schritt und will Tempo 30 auf weiteren Strecken einführen. Eigentlich war dazu im Vorfeld eine öffentliche Infoveranstaltung vorgesehen. Weil die Corona-Pandemie dies aber nicht zulässt, stellt die Stadtverwaltung die Pläne nun online zur Verfügung.
Der Entwurf mit allen Plänen und Maßnahmenvorschlägen kann ab Dienstag, 16. März, online eingesehen werden. Darüber hinaus können Interessierte die Unterlagen beim Fachbereich Stadt- und Grünplanung auch kostenlos in gedruckter Form bestellen, telefonisch unter (0 72 22) 9 72 40 60 oder per E-Mail unter innenstadtsanierung@rastatt.de.
Die Stadtverwaltung nimmt Stellungnahmen schriftlich entgegen. Diese können entweder beim Rathaus in der Herrenstraße 15 eingereicht oder per E-Mail an das für die Ausarbeitung des Lärmaktionsplans zuständige Ingenieurbüro Modus Consult gesendet werden: bruchsal@modusconsult.net. Geplant ist, dem Gemeinderat nach der Sommerpause einen überarbeiteten Entwurf vorzulegen.