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Nicht wegen Corona

Traditions-Lokal Pagodenburg in Rastatt schließt Ende des Jahres

In Rastatt endet eine Ära: Das Café-Restaurant Pagodenburg schließt am 31. Dezember 2020 seine Türen. Michael Hauns betreibt das Lokal am Wasserturm in dritter Generation, seine Großeltern hatten es 1957 übernommen. Die Stadt muss sich jetzt einen neuen Pächter suchen. Mit Corona hat die Schließung nichts zu tun.

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Idyllische Lage am Wasserturm: Das Café Pagodenburg existiert seit 1955. Jetzt muss die Stadt einen neuen Pächter suchen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Es ist das Ende einer Ära: Familie Hauns kündigt an, das Rastatter Traditions-Café und Restaurant Pagodenburg zu schließen. Am 31. Dezember 2020 ist Schluss. „Nach langer, reiflicher Überlegung und Abwägung vieler unternehmerischer Faktoren ist das Ehepaar Hauns zu der Überzeugung gekommen, dass eine wirtschaftlich sinnvolle Weiterführung nicht zu erwarten ist“, heißt es in einer Mitteilung. Dies stehe nicht in direktem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Wie Michael Hauns erklärt, habe er die Entscheidung bereits Ende vergangenen Jahres getroffen, also vor der Pandemie. In der offiziellen Mitteilung ist die Rede von „Baustellen und andere Störungen im Umfeld des Cafés in den letzten Jahren“, die zu diesem Beschluss geführt hätten.

Vandalismus im Umfeld führte zu Absagen von Hochzeiten

Gegenüber unserer Redaktion konkretisiert der 61-Jährige, dass unter anderem die zahlreichen Vandalismus-Fälle in der Nachbarschaft zu Umsatzeinbußen geführt hätten. Die Maßnahmen der Stadt, die einen Security-Dienst auf Patrouille schickte, hätten zwar gefruchtet, trotzdem sei es zur Absage vor allem von Hochzeiten gekommen. Die Pagodenburg sei auf große Familienfeiern aber zwingend angewiesen. „Für das reine À-la-Carte-Geschäft ist das Schiff zu groß“, sagt Hauns.

Auch die Großbaustellen mit Schloss-Galerie und jetzt gegenüber auf dem Hatz-Areal seien nicht förderlich für den Umsatz. „Für sich sind das alles zwar kleinere Punkte, aber es hat sich in den vergangenen Jahren aufsummiert“, sagt er.

Die Bedienung ist 20 Meter unterwegs,
bis sie mit dem Essen beim Gast ankommt.Michael Hauns über die Weitläufigkeit der Pagodenburg

Hinzu käme, dass das Objekt in die Jahre gekommen sei und größere Investitionen anstünden, die im laufenden Betrieb nur schwer umsetzbar seien. So wären aus Hauns’ Sicht Umbauten notwendig, um die Betriebsabläufe in dem weitläufigen Gebäude zu optimieren: „Die Bedienung ist bei uns zum Teil 20 Meter unterwegs, bis sie mit dem Essen beim Gast ankommt“, schildert er die Schwierigkeiten.

Stadt hat bereits Kontakt zu möglichen neuen Pächtern

Die Stadt als Eigentümerin will nach Auskunft der Pressestelle in der kommenden Zeit prüfen, welche baulichen Maßnahmen in dem Gebäude durchgeführt werden müssen. „Hiervon hängt letztlich auch ab, wann der Betrieb fortgeführt werden kann“, heißt es weiter. Es bestehe bereits Kontakt zu potenziellen Pächtern. Es sei der Wunsch, jemanden zu finden, der sich langfristig dort ansiedele.

So langfristig wie Familie Hauns wird ein möglicher Nachfolger allerdings kaum aktiv sein können. 1955 war das Café an den markanten Wasserturm angebaut worden, zwei Jahre später übernahmen es Herta und Friedrich Hauns. Michael Hauns betreibt es in dritter Generation. Der Abschied ist nicht einfach: „Es war eine schwieriger Entscheidung“, sagt Hauns.

Das Mitarbeiter- und Aushilfen-Team bestehe aus 20 Beschäftigten, die alle schon länger über die Entwicklung informiert seien und sich deshalb darauf einstellen konnten. Wie es für ihn selbst weitergehe, wisse er noch nicht. „Jetzt geht es erst einmal darum, den Betrieb hier zu beenden“, sagt Hauns.

Seine Vorstellung davon, wie die letzten Monate des Lokals aussehen könnten, hat die Corona-Pandemie durchkreuzt.

Nach Wochen der Zwangsschließung öffnet die Pagodenburg am Mittwoch, 20. Mai, wieder ihre Türen. Hauns hofft, dass dann auch bald wieder Feiern möglich sind. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Die Landesregierung will ab dem 1. Juni wieder private Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen zulassen.

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