Die Zahl der Kunden hat Egon Nock am Montagmorgen an einer Hand abzählen können. Gerade mal drei Radfahrer fanden den Weg zu seinem Garten- und Landschaftsbaubetrieb mit Hofladen an der Mack-Kreuzung. Der viel befahrene Knoten L77a/K3740 wird seit Montag saniert. Autos kommen hier vorerst kaum noch vorbei. Und damit auch kaum Kunden zum Betrieb Mack. Denn der Tunnel ist gesperrt. Der Verkehr muss durch die Innenstadt. Überraschenderweise bleibt das große Verkehrschaos aus.
Radfahrer sind über Behelfszufahrt in Rastatt sauer
Der Gartenbaubetrieb ist gleich doppelt betroffen. Die 18 Mitarbeiter müssen mit Lastwagen und Anhängern das Firmengelände verlassen, um zu den Kunden zu gelangen. Das für die Straßensanierung zuständige Regierungspräsidium (RP) hat zwar eine Behelfszufahrt geschaffen. Doch die führt über einen Feldweg, der von Radfahrern genutzt wird.
„Da gab‘s einige böse Gesichter“, berichtet Nock von ungehaltenen Pedaleuren, die kein Verständnis für den Ausweichverkehr haben. Der Geschäftsinhaber schätzt die Situation für die Radfahrer in der Tat gefährlich ein. Deshalb hat er das RP gebeten, mit Schildern in dem Bereich auf die Ausnahmesituation aufmerksam zu machen.
Zwei Wochen lang soll der Tunnel gesperrt bleiben. So lange dauert die Sanierung der Kreuzung, ehe die Baustelle weiterwandert. Das bedeutet: Der Umleitungsverkehr von B462 und B3/B36 muss sich durch die Rastatter Innenstadt wälzen. Selbst das Verbot für schwere Lastwagen wird deshalb aufgehoben.
Vom befürchteten Chaos war zumindest am gesamten Montagvormittag selbst im Berufsverkehr nichts zu spüren. Die Umleitungsstrecke Richtung Benz-Werk sowie Plittersdorf und Steinmauern ging über Karlsruher Straße, An der Ludwigsfeste und dann über die Wilhelm-Busch-Straße stadtauswärts. Einige bogen aber bereits an der Kreuzung mit dem Richard-Wagner-Ring ab. Streckenweise stockte dann der Verkehr. Gerade Lkw-Fahrern legt das RP nahe, die A5-Ausfahrt Rastatt-Süd zu nutzen.
Bürger und Polizei geben Hinweise zur Verbesserung
Dass es bislang nicht schlimmer kam, dürfte auch daran gelegen haben, dass sich die Verkehrsteilnehmer offenbar auf die Baustelle eingestellt hatten. Auffallend war, dass es auf der B462 vor dem Tunnel nicht zu großen Staus kam. Zum einen fällt gerade eine Ampelphase weg, weil die Röhre dicht ist. Zum andern scheinen einige Autofahrer den Weg über das Industriegebiet sowie über Niederbühl und die Lützowerstraße zu suchen. Auch auf der Kehler Straße herrschte dichtes Gedränge.
Im RP zeigt man sich mit dem Auftakt des Drei-Millionen-Euro Projekts ganz zufrieden. „Gemessen an der Bedeutsamkeit des Tunnels im Netz sind die Auswirkungen für den ersten Tag als moderat zu bewerten“, teilt die Behörde mit. Trotzdem müsse man an einigen Stellen dank der Hinweise von Polizei und aufmerksamen Bürgern nachbessern. Dabei gehe es aber lediglich um die Versetzung eines Verkehrsschilds und das Aufstellen eines weiteren Schilds zur Verdeutlichung.
Da müssen wir durchhalten.Egon Nock
Inhaber Garten- und Landschaftsbaubetrieb Mack
Unterdessen muss sich Egon Nock auf auch wirtschaftlich schwierige zwei Wochen einstellen: „Da müssen wir durchhalten“, sagt der Firmenchef. Einen Antrag beim Regierungspräsidium auf eine Ausfallentschädigung lehnte die Behörde ab. Nock hofft, dass trotzdem in den kommenden 14 Tagen Kunden den Weg zum Hofladen finden. Denn erreichbar ist der Mack-Betrieb sogar mit dem Auto. Kunden müssen aber von Plittersdorf/Steinmauern oder Ötigheim über die K3740 bis kurz vor die Baustellenkreuzung fahren und dann links in die provisorische Firmenzufahrt einbiegen. Leichter haben es da die Radfahrer, die selbst von Rastatt aus durch den Wald und über die Brücke durchkommen.