Im Zimmer C4.01 des Landratsamts Rastatt sitzt Franziska Dornbach. Sie hat heute keinen Bürotag, sondern ist auf den Straßen im Landkreis Rastatt unterwegs und misst Geschwindigkeiten der vorbeifahrenden Autos. Der große schwarze Koffer mit der Kamera, ein Blitzer und das Messrad, mit dem sie später die Strecke abschreitet, lädt sie in den Messwagen.
Von unserer Mitarbeiterin Sophie NähringUm 9 Uhr macht sich Dornbach auf den Weg zur ersten Messstelle. Die Bußgeldstelle blitzt an diesem Tag im Landkreis an fünf der 300 Messorte, dazu können jedoch noch Kontrollen der Polizei und der Städte Rastatt, Gaggenau und Bühl kommen.
Weg von der Ampel
Bevor das Equipment zum Einsatz kommt, werden die Verkehrsschilder, die Straße und die Umgebung überprüft. Denn wenn kurz vor der Messstelle eine Baustelle mit Ampelschaltung ist, dann wird kein Auto zu schnell fahren und das Blitzen wird sinnlos, erklärt Dornbach. Am Ortsausgang von Elchesheim-Illingen sind nur 50 km/h erlaubt.
Bilder zeigen alles Wichtige
Dornbach richtet die handliche Kamera, die mit einem Infrarot-Strahl misst, auf den 30 Meter entfernten Fotopunkt aus. Den roten Blitz stellt sie ein Stück davor auf. Die Bilder zeigen später alles Wichtige, auch die Messstellennummer sowie der Grenzwert von 59 km/h, ab dem die Autos hier geblitzt werden, sind eingetragen. Das erste Auto rauscht schon eine Minute nach Beginn heran und wird mit 64 km/h abgelichtet.
In der Zeit bin ich dafür verantwortlich.
Die Geschwindigkeitskontrolleurin zieht sich derweil mit ihrem Messwagen auf einen nahegelegenen Parkplatz zurück. Dort heißt es Warten, aber langweilig wird ihr trotzdem nicht. Protokolle müssen ausgefüllt und die Anlage sowie die geschossenen Bilder regelmäßig überprüft werden. „In der Zeit bin ich dafür verantwortlich, da ist man schon angespannt“, erzählt sie.
Messwagen bleibt zwei Stunden
Hin und wieder gibt es auch Autofahrer, die diskutieren wollen. Ihr wurde sogar schon einmal ein Abendessen für den Erlass des Verstoßes angeboten. Mit 22 Verstößen beendet sie die Geschwindigkeitsmessung nach zwei Stunden. Der Schnellste ist mit 84 km/h vorbei gerast, ihn erwarten ein hohes Bußgeld und ein Punkt.
Bürger geben Anregungen für Messorte
Nachdem sie alles abgebaut hat, fährt sie zur nahegelegenen B36, an der genau wie in Elchesheim-Illingen turnusgemäß geblitzt werden muss. Manchmal gehen dazu auch Anregungen von Anwohnern, Eltern oder Bürgermeistern ein. Da es jedoch nur zwei aktive Geschwindigkeitskontrolleure gibt, die im Büro noch andere Aufgaben haben, wird nicht jeden Tag gemessen.
49 Verstöße aufgenommen
Der Aufbau des Blitzer an der B36 ist anspruchsvoll: Dornbach muss alles eine schmale Treppe nach unten tragen. Der Fotopunkt liegt zudem in einer Kurve, was das Ausrichten der Kamera erschwert. Diese ist diesmal hinter einem Strauch versteckt. Einige Autofahrer entdecken die Blitzeranlage noch rechtzeitig, wie ein Mann, der mit quietschenden Reifen auf 55 km/h abbremst. Trotzdem dokumentiert sie nach zweieinhalb Stunden 49 Verstöße. Auf der Bundesstraße liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 80 km/h, es werden aber Geschwindigkeiten von bis zu 112 km/h gemessen.
Die Leute ärgern sich halt.
Viele Autofahrer sehen nicht erfreut aus, wenn sie die Geschwindigkeitskontrolle bemerken. In einem Auto, dessen Fahrerin zwar noch bremst, sitzt ein Kind, das der Anlage den Mittelfinger entgegenstreckt. Angepöbelt wurde Dornbach ebenfalls schon: „Im Vergleich zu den Anfangszeiten hat das nachgelassen, aber es kommt schon vor. Die Leute ärgern sich halt.“ Andere wiederum scheinen sich über die Kontrolle zu freuen und winken Dornbach lächelnd zu.