Für 18 Mitarbeiter des Rathauses in Durmersheim fällt der Arbeitsweg im Moment äußerst kurz aus. Sie sind aktuell im Homeoffice. Nach Aussage von Bürgermeister Andreas Augustin sind das mehr als die Hälfte der Mitarbeiter.
Wird das Thema bereits seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verstärkt diskutiert, so hat die Regierung jetzt einen gesetzlichen Rahmen abgesteckt. Kurzgefasst sieht die Verordnung des Arbeitsministeriums vor, „dass Arbeitnehmer überall dort von Zuhause aus arbeiten sollen, wo dies möglich ist“.
Ein Blick auf die Situation bei Behörden in Rastatt und Umgebung zeigt: Das Thema Homeoffice ist dort kein Neuland mehr.
Nicht alles kann ins Homeoffice verlegt werden
In Durmersheim gab es bereits vor Corona Überlegungen in diese Richtung. Im Zuge des ersten Lockdowns hat die Kommune diese umgesetzt. Aktuell wird die technische Infrastruktur erweitert, wie Augustin sagt. Da eine Reihe der Beschäftigten in Teilzeit arbeitet, werden Geräte auch gemeinsam genutzt: „Die einen arbeiten zum Beispiel am Montag und Dienstag, die anderen an den anderen Tagen.“
„Das Meldeamt und das Standesamt zum Beispiel müssen vor Ort bleiben“Andreas Augustin, Bürgermeister Durmersheim
Bevor die Geräte den Besitzer wechseln, werden sie desinfiziert. Allerdings können nicht alle Kräfte von Zuhause aus arbeiten: „Das Meldeamt und das Standesamt zum Beispiel müssen vor Ort bleiben“, sagt Augustin. Hier habe die Verwaltung schon früh damit begonnen, doppelt besetzte Arbeitsplätze aufzulösen und Einzelbüros zu schaffen.
Die Abrechnung der Kindergartengebühren sei ein Beispiel für einen Vorgang, der komplett im Homeoffice über die Bühne gehen könne. Allgemein ist Augustin zufrieden, dass es mit dem Homeoffice gut klappt.
In der Kernverwaltung im Rathaus Gaggenau gilt, dass im Moment mindestens die Hälfte der Mitarbeiter im Schicht- oder Wechseldienst von Zuhause aus arbeiten soll.
Ausbau von bestehender Infrastruktur
Die Stadt Rastatt lässt via Pressemitteilung wissen: „Infektionsschutz wird in Rastatt groß geschrieben.“ So sei Homeoffice „das Gebot der Stunde“ und „gelebte Praxis“. Das Thema stehe seit dem Ausbruch der Pandemie verstärkt im Fokus. Aus ursprünglich 47 Homeoffice-Arbeitsplätzen seien in den vergangenen Monaten 347 geworden.
Durch die Versiebenfachung der Kapazitäten seien nun „mehr als die Hälfte der 623 städtischen PC-Arbeitsplätze inzwischen mit Endgeräten in den eigenen vier Wänden der Mitarbeiter verbunden“. Dass die IT-Abteilung „in kürzester Zeit Geräte beschaffen und den Zugang zu den Arbeitsplätzen im Rathaus sicherstellen konnte“, war eine „Mammutaufgabe“, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt.
„Homeoffice ist das Gebot der Stunde“Pressemitteilung Stadt Rastatt
In Kuppenheim gab es ebenfalls bereits vor der Pandemie Homeoffice, wie Bürgermeister Karsten Mußler mitteilt. Aktuell ist „die Zahl ist von Woche zu Woche variabel“, sagt er. In Iffezheim hat die Verwaltung im Zusammenhang mit Corona die Infrastruktur eingerichtet: „Wir haben Notebooks beschafft und VPN-Tunnel eingerichtet“, so Bürgermeister Christian Schmid. Er stehe im Austausch mit dem Mitarbeitern und biete entsprechende individuelle Regelungen an.
Arbeiten klappt gut
In Baden-Baden geht die Heimarbeits-Quote im Moment nach oben. Waren es im vergangenen Frühjahr rund 70 Mitarbeiter, so sind es aktuell 500 Bedienstete, die das Angebot nutzen. „Tendenz steigend“, wie Matthias Götz, Leiter des städtischen Fachgebiets Informationstechnik und Digitalisierung sagt. Das zweite Modell für Homeoffice ist die sogenannte Telearbeit. Die Beschäftigten nutzen Götz zufolge ihr privates Endgerät und loggen sich dann über die entsprechenden Lizenzen in das System der Stadt ein.
Im Landratsamt in Rastatt ist es ebenfalls deutlich ruhiger geworden. „Bei uns sind derzeit rund 600 Mitarbeiter im Home-Office. Das sind 70 Prozent der Arbeitsplätze, die an unser Bürokommunikationssystem – also einem Bildschirmarbeitsplatz – angeschlossen sind“, sagt Manfred Großmann, Personalchef beim Landratsamt Rastatt. „Mit dieser Quote liegen wir im Vergleich mit anderen Landkreisen in Baden-Württemberg auf Platz drei.“
Aber auch im Landratsamt gebe es Stellen, die vor Ort bleiben müssen, wie zum Beispiel die Kfz-Zulassungsstelle, das Kundencenter und der Empfang. Lysann Jacob, Sachgebietsleiterin Schulverwaltung, ist seit dem ersten Lockdown verstärkt im Homeoffice tätig. Das Arbeiten klappt „sehr gut“, wie sie sagt. Jacob ist sich sicher, dass man nach der Pandemie „nicht grundsätzlich zu alten Mustern zurückkehren wird“.
Homeoffice auch nach Ende der Pandemie?
Auch bei der Stadt Rastatt steht man dem Thema und „weiteren Förderungen“ in diesem Bereich positiv gegenüber. Allerdings hänge die konkrete Umsetzung von verschiedenen Faktoren ab, „nicht zuletzt auch von der Bereitschaft der Mitarbeiter, außerhalb des städtischen Arbeitsplatzes im Homeoffice zu arbeiten“.
In Gaggenau sieht es ähnlich aus, auch hier hat man gute Erfahrungen gemacht: „Das Angebot wurde von den Mitarbeitern positiv aufgenommen.“ Dennoch soll es „zur Wahrung sozialer Kontakte weiterhin Arbeitstage im Büro geben“, wie Pressesprecherin Judith Feuerer sagt. In die gleiche Richtung argumentiert auch Bürgermeister Augustin: „Sachen, die einmal installiert sind, wird es auch in Zukunft geben. Die Zeit geht nie zurück.“
Seiner Ansicht nach wird Homeoffice dort, wo es nützlich ist, auch in Zukunft angeboten werden. Er betont aber auch, dass Homeoffice kein Allheilmittel sei: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Isolation und der Mangel an Austausch sowie sozialen Kontakten ist ein Nachteil.“