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Werke aus den 1720er-Jahren

Warum die Rastatter Staatsporträts des markgräflichen Paares wieder strahlen

Für die Restauratorinnen war die Arbeit an den Ölgemälden von Markgraf Ludwig Wilhelm und Markgräfin Sibylla Augusta eine Herausforderung. Vor welchen Problemen standen sie?

Die Restauratorinnen Juliane Lange (li) und Heidi Kiesslinger (re) und Mitarbeiter der Schlossverwaltung haengen das restaurierte Portrait von Sibylla Augusta an seinen Platz
Die Restauratorinnen Juliane Lange (links) und Heidi Kießlinger (rechts) sowie Mitarbeiter der Schlossverwaltung hängen das restaurierte Porträt von Sibylla Augusta an seinen Platz. Foto: Frank Vetter

Als „alte Bekannte“ stellte Sandra Eberle zwei Ölgemälde vor, die Markgraf Ludwig Wilhelm und Markgräfin Sibylla Augusta zeigen. Die Konservatorin für das Residenzschloss Rastatt und Schloss Favorite Förch präsentierte gemeinsam mit den Gemälde-Restauratorinnen Juliane Lange und Heidi Kießlinger sowie der Leiterin der Rastatter Museen, Iris Baumgärtner, die bearbeiteten Staatsporträts.

Dass Iris Baumgärtner in die Beletage des Schlosses gekommen war, hat einen besonderen Grund: Die bekannten, großen Porträts des markgräflichen Paares gehören der Stadt Rastatt. „Wir sind glücklich, die sehr präsenten Bilder seit Mitte der 90er-Jahre als Dauerleihgabe zeigen können“, sagte Sandra Eberle.

Die Gemälde hatten feine Risse

Zur Präsenz der Porträts trägt ihre schiere Größe bei: Der Türkenlouis blickt, seinen Feldherrenstab in der Rechten, aus einem 2,60 mal 1,68 Meter großen Rahmen herab. Sibylla Augustas Bild ist etwas schmaler. Wer der Maler der Ölgemälde war, ist nicht bekannt, Iris Baumgärtner vermutet aber einen zeitgenössischen Künstler aus der Region.

Die Staatsporträts stammen aus den 1720er-Jahren. Nun waren feine Risse, sogenannte Krakelüre oder Krakeele, auf den Malschichten entdeckt worden, erläuterten die beiden von der Staatlichen Schlösser- und Gärtenverwaltung beauftragten, freien Gemälde-Restauratorinnen Juliane Lange und Heidi Kießlinger.

Original-Firnis ist nicht zu erhalten

Dies sei bei Ölbildern häufig zu sehen. Es bestehe jedoch die Gefahr einer Lockerung, eines Aufbrechens der Malschichten. Die schadhaften Stellen bearbeiteten und fixierten die Kunstexpertinnen mit Fischleim und Heizspachtel, erzählen sie. Alte Ausbesserungen und Retuschen wurden ebenfalls nachgearbeitet.

„Den Original-Firnis wollten wir erhalten, stellten jedoch fest, dass er einen hohen Wachsanteil hat“, sagte Restauratorin Heidi Kießlinger. Die Beschichtung habe auf den verwendeten Reiniger sensibel reagiert. Daher hätten sie sich dazu entschlossen, einen neuen Firnis über den alten zu legen. So seien die Arbeiten etwas umfangreicher geworden.

Besucher schauen Restauratorinnen zu

Schließlich haben sie auch die Rahmen unter die Lupe genommen und erneuert. „Die waren schäbig“, urteilt Juliane Lange. Da die beiden Staatsporträts nicht bei einem Transport gefährdet werden sollten, wurden sie an Ort und Stelle restauriert. Das hatte den Nebeneffekt, dass Besucher der Beletage Juliane Lange und Heidi Kießlinger bei ihrem zweiwöchigen Wirken über die Schulter schauen durften.

Die Kosten für die Restaurierung und die neuen Rahmenleisten bezifferte Sandra Eberle auf 12.000 Euro. Es gebe nur zwei weitere großformatige Gemälde des Markgrafen, so die Konservatorin: Eines hängt in Schloss Favorite in Förch, das andere sei im Heeresgeschichtlichen Museum Wien zu sehen.

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