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Das lange Warten auf den roten Punkt

Warum sich ein großes Wohnungsbauprojekt mit 100 Wohnungen in Rastatt verzögert

Im Dianawerk in Rastatt wurden früher Luftgewehre gebaut. Jetzt will ein Investor auf dem Areal 110 Wohnungen errichten, unter anderem in dem ehemaligen Fabrikgebäude. Loft-Chic statt Waffenproduktion. Eigentlich hätte es schon vergangenes Jahr losgehen sollen.

Eine alte Fabrik
Transparent statt Wohnungsbau: Die Deutsche Baukultur zeigt Flagge am Diana-Werk, hat ihr Großprojekt bislang aber nicht umsetzen können. Foto: Hans-Jürgen Collet

Dort wohnen, wo einst Luftgewehre produziert wurden: Ein Investor will das Dianawerk in Rastatt umkrempeln und 110 Wohnungen bauen.

Als Architekt Urban Knapp das Großprojekt vor mehr als einem Jahr im Gemeinderat vorstellte, erntete er dafür großes Lob und Zustimmung. Der Zeitplan sah vor, noch im ersten Halbjahr 2020 loszulegen. Doch seitdem hat sich nichts getan.

Viktor Karp würde lieber heute als morgen den Spaten für den ersten symbolischen Stich in den Boden rammen. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Baukultur Projektholding GmbH, die das mehr als 7.000 Quadratmeter große Areal vor einigen Jahren gekauft hat.

2014 war das Werk in der Karlstraße geschlossen worden. Drei Jahre später veräußerte es der Waffenhersteller German Sport Guns (GSG) schließlich an den Investor. Seitdem hat die Immobilie den neuen Eigentümer nur Geld gekostet. „Wir zahlen jeden Monat für den Unterhalt, aber haben noch immer keine Wohnungen“, sagt Karp.

Antrag auf Baugenehmigung liegt schon seit September 2019 vor

Dabei liegen die Pläne schon längst auf dem Tisch. Der Investor plant, die denkmalgeschützte Fabrik und das Verwaltungsgebäude so umzubauen, dass darin 42 loftartige Wohnungen entstehen.

Die restlichen Gebäude will das Unternehmen abreißen und durch zwei neue Wohngebäude mit insgesamt 68 Wohnungen ersetzen. Die Einheiten verfügen über Flächen zwischen 55 und 145 Quadratmetern. Der Antrag auf Baugenehmigung liegt im Rastatter Rathaus bereits seit dem 18. September 2019 vor.

Architekt Knapp formulierte bei der Präsentation im Gemeinderat im Oktober 2019 die Hoffnung, dass die Verwaltung bis Ende des ersten Quartals 2020 grünes Licht gibt.

Der Abbruch mehrerer Gebäudeteile hätte dann im ersten Halbjahr beginnen sollen, gefolgt von umfangreichen Aushubarbeiten für eine doppelstöckige Tiefgarage. Die Bauzeit taxiert der Architekt auf eineinhalb Jahre, so dass im besten Fall Anfang 2022 Vollzug hätte gemeldet werden können.

Wir zahlen jeden Monat für den Unterhalt, aber haben noch immer keine Wohnungen.
Viktor Karp, Geschäftsführer Deutsche Baukultur

Doch daraus ist nichts geworden. Die Baugenehmigung, die eigentlich nur eine Formsache schien, lässt immer noch auf sich warten. Dabei waren die Pläne, an denen sich laut Karp nichts geändert hat, bei den Stadträten auf positive Resonanz gestoßen. Brigitta Lenhard (CDU) sprach von einer Aufwertung für das Quartier.

„Wir freuen uns, dass der Glaube von Investoren an Rastatt ungebrochen ist“, sagte sie. Joachim Fischer (SPD) lobte den Größenmix der Einheiten, unter anderem mit 29 Vier- und zwei Fünf-Zimmer-Wohnungen.

Dieses Segment werde in Rastatt ansonsten „gar nicht mehr bedient“. Herbert Köllner (FW) sprach von einem „schmucken Wohngebiet“. Roland Walter (Grüne) sagte: „Die Planung gefällt uns.“

Nachbesserungen beim Schallschutz notwendig

Allerdings gab es schon damals vereinzelt Stimmten, ob der Standort mit seiner unmittelbaren Nähe zu zwei Gastronomiebetrieben und einem Einkaufsmarkt Probleme beim Thema Lärmschutz verursachen könnte. Genau das ist offenbar passiert.

Die Stadtverwaltung antwortet auf eine Anfrage unserer Redaktion: „Unter anderem mussten schalltechnische Belange gutachterlich vertieft geprüft werden. Dies hat zu Verzögerungen im Verfahren geführt.“

Das Baugenehmigungsverfahren gestalte sich komplexer als zunächst angenommen, „da die zukünftige Wohnbebauung auf dem Gelände der Diana-Werke an gewerbliche Nutzungen angrenzt“.

Karp spricht von „mehreren Nachforderungen“ seitens der Verwaltung. Mittlerweile habe sein Unternehmen ein Gutachten eingereicht und beim Schallschutz nachgebessert: „Wir haben alle Unterlagen kurz vor Weihnachten eingereicht.“ Er hoffe, dass die Baugenehmigung nun erteilt werde.

Corona könnte für weitere Verzögerungen sorgen

Wenn der rote Punkt vorliege, solle es zwar zügig losgehen. Allerdings benötige das Unternehmen einige Vorlaufzeit. Beispielsweise müsse der Investor erst noch eine Firma für die Abbrucharbeiten an Land ziehen.

Die Corona-Pandemie erschwere die Planung. „Wir wissen im Moment nicht, was morgen entschieden wird“, sagt Karp. Kontaktbeschränkungen könnten sich auf die Arbeit auf der Baustelle auswirken. Auch Lieferketten seien gefährdet.

Eine Prognose, wann das Großprojekt fertiggestellt sein könnte, wagt Karp nicht: „Dazu kann ich keine Aussage tätigen.“ Keine Sorgen macht er sich aber wegen der Vermarktung. Das Unternehmen habe die Wohnungen noch nicht beworben. Trotzdem sei die Nachfrage nach den ersten Berichten über das Vorhaben groß gewesen.

Die Stadtverwaltung liefert allerdings auch keine Indizien, wann es grünes Licht geben könnte. In der Stellungnahme aus dem Rathaus heißt es lediglich: „Das Baugenehmigungsverfahren konnte daher bisher noch nicht zum Abschluss gebracht werden.“

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