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Starker Expansionskurs

Weisenburger-Gruppe: Vom Reihenhäuschen bis zum elektrischen Surfbrett

Weisenburger-Bau? Das sind doch die mit den Reihenhäusern. Stimmt! 600 davon ziehen die Rastatter jedes Jahr hoch. Was viele nicht wissen: Neuerdings baut Weisenburger auch elektrische Surfbretter. Die Unternehmensgruppe ist auf Expansionskurs.

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„DIE TESTSTRECKE“: So heißt bei der Rastatter Weisenburger-Bau-Gruppe intern die Halle mit Wohnmodulen. Dort werden Materialien und Geräte ausprobiert. Außerdem schult das Unternehmen darin Mitarbeiter. Foto: Fabry
Weisenburger-Bau? Das sind doch die mit den Reihenhäusern. Stimmt! 600 davon ziehen die Rastatter jedes Jahr hoch. Was viele nicht wissen: Neuerdings baut Weisenburger auch elektrische Surfbretter. Doch dazu später mehr. Fakt ist: Mit dem frisch bezogenen Standort in Düsseldorf will Unternehmenschef Nicolai Weisenburger zunehmend bundesweit in wirtschaftlich starke Regionen vordringen – elf Standorte gibt es bereits. Zudem setzt der 35-jährige Betriebswirt auf die Start-ups seiner Weisenburger-Welt.

Die Weisenburger-Marke Bad.de ist so ein Jungunternehmen. Nachdem Tests mit 50 Kunden erfolgreich gewesen seien, soll es Anfang 2020 richtig losgehen: Ein Kunde will sein Bad renovieren, gibt am Computer Größe und Ausstattungswünsche ein. Schon bekommt er den Preis und ein Bild von seinem neuen Bad angezeigt.

Danach kommt der Berater zu ihm ins Haus und, wenn er überzeugt ist, kurz darauf die Weisenburger-Handwerker. Sie machen von der Installation bis hin zu Fliesen und Accessoires aus dem alten ein neues Bad. „In Deutschland gibt es 12,2 Millionen Bäder, die über zehn Jahre alt sind“, spricht Nicolai Weisenburger das Marktpotenzial an. Bislang bieten Handwerker und Baumärkte für Privatkunden einen solchen Komplettservice an. Nun wollen auch die Rastatter mitmischen.

Weisenburger setzt stark auf Kundenakquise per Internet

Erfahrungen gesammelt haben sie mit einer weiteren jungen Weisenburger-Marke: sanierungsprofi24.de. Diese richtet sich beispielsweise an kommunale und überregionale Wohnungsbaugesellschaften: Zieht bei denen ein Mieter aus, saniert Weisenburger in kurzer Zeit die komplette Wohnung. 600 solche Projekte kamen im vergangenen Jahr zusammen.

Die 1955 als Hochbauunternehmen gegründete Firma baut also nicht nur die eingangs erwähnten Reihenhäuser und 1.600 neue Wohnungen in Quartieren wie dem Frankfurter Europaviertel oder dem Karlsruher City Park. Sie zieht auch Hotels, Seniorenheime oder wie aktuell ein Mitarbeiterhaus des Europa-Parks hoch. „Überall, wo man ein Bett reinstellen kann, sind wir gut“, sagt Weisenburger, der das Unternehmen in dritter Generation führt.

Aktuell über 100 Bauprojekte

Die Gruppe mit ihren inzwischen 550 Mitarbeitern ist schlank aufgestellt und hat mit einem Altersdurchschnitt von 35 Jahren ein junges Team. Lean Construction wurde bereits 2010 mit Porsche Consulting eingeführt, danach verfeinert: Die Mitarbeiter sehen beispielsweise auf Bildschirmen vor den Bürotüren die Ansichten ihrer Projekte und dank dazu gehörender Kuchendiagramme den Baufortschritt. Über 100 Bauten gibt es aktuell zwischen Düsseldorf und der Schweizer Grenze, zwischen Ulm und dem Elsass.

Wichtige Unterstützung aus Rumänien

Die Digitalisierung werde voranschreiten, beispielsweise indem die Bauleiter vor Ort per App Einsicht in Planunterlagen haben, sagt Weisenburger. Es boomt auf dem Bau – doch es fehlt allenthalben das Personal.

Weisenburger setzt deshalb auf sein Tochterunternehmen in Rumänien. Von dort stammende Handwerker schule man in Rastatt für mehrere Gewerke und setzte sie dann beispielsweise bei Sanierungen ein. „Die Leute verdienen hier das gleiche wie ihre Kollegen aus Deutschland“, unterstreicht Weisenburger und marschiert in eine der vielen Hallen auf dem Rastatter Weisenburger-Areal.

„Unsere Teststrecke“, sagt er. Dort wird geschult, werden neue Materialien und Arbeitsgeräte ausprobiert. Ein Wohnmodul nach dem anderen steht in der Halle. Darin verlegen Arbeiter Leitungen, fliesen, tapezieren, fixieren Spiegel. Vieles läuft standardisiert.

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RITT AUF DER WELLE: Teil der Weisenburger-Gruppe ist auch ein Start-up mit elektrischen Surfbrettern. Foto: de Esteban

Natürlich gibt es bei Weisenburger noch einen Bauhof mit Baggern und Baumaterialien. Aber er ist vergleichsweise klein. Die meisten Maschinen sind auf den Baustellen und werden angemietet. „Wir investieren in Mitarbeiter, nicht in den Maschinenpark“, sagt Weisenburger. Auch hier wird die konsequente Effizienz der Rastatter deutlich. Schon der Gründer Herbert Weisenburger konzentrierte sich nur auf den Hochbau und verzichtete auf Tief- und Ingenieurbau. Heute bezeichnet man sich als der führende mittelständischen Generalunternehmer im Südwesten Deutschlands.

In der Weisenburger-Akademie gibt's "die Grünfärbung"

Für die Mitarbeiter gibt es eine Weisenburger-Akademie, „damit sie die Grünfärbung bekommen“, wie der Chef des Familienunternehmens sagt. Grün ist die Unternehmensfarbe.

Neue Zentrale vom japanischen Stararchitekten Ando

Wer als Mittelständler bundesweit expandieren will, dem reicht ein markantes Corporate Design aber nicht, um wiedererkannt zu werden. Das weiß Weisenburger. Auch deshalb setzt er bei der künftigen Unternehmenszentrale in Karlsruhe auf einen großen Namen: Der Architekt heißt Tadao Ando. Der Japaner baut sonst für Bank-Konzerne, für Museen oder für Prominente wie Bono und Armani.

Eigene Werkshalle für E-Surfbrett-Produktion

Für Furore sorgt Nicolai Weisenburger übrigens neuerdings mit der Unternehmens-Tochter Lampuga. Für sie hat er auf dem Werksgelände eine neue Halle hochziehen lassen und nach Unternehmens-Manier eine perfektionistische Produktionslinie für das E-Jetboard installiert. So mancher altgediente Ingenieur und Polier mag am Anfang erstaunt geblickt haben – inzwischen durften sie aber die elektrischen Surfbretter ausprobieren.

Jachtbesitzer, Bootsverleiher, DLRG bis hin zu Reedereien wie Aida-Cruises für deren Freizeitangebote: Nicolai Weisenburger sieht großes Potenzial für die elektrischen Jetboards der Premiumkasse. Nach langjähriger Entwicklung und Tests sollen laut Plan im nächsten Jahr 2.000 der elektrischen Surfbretter made in Rastatt verkauft werden – zunächst in Europa, dann in Fernost. „Der weltweite Jet-Ski-Markt ist 1,5 Milliarden Euro schwer“, sagt der Unternehmer und will mit der Marke Lampuga davon profitieren.

Ein Freund hatte ihn auf das Jungunternehmen hingewiesen. Weisenburger kaufte das Hamburger Start-up, ließ das Produkt in Rastatt komplett neu entwickeln. Dabei kooperierte man mit KIT und Fraunhofer-Institut. „Es macht einfach Spaß“, sagt er mit Blick auf den Test-Kanal in der neuen Lampuga-Halle. Zu den Investitionskosten will Weisenburger keine Angaben machen. Der 35-Jährige mag Wassersport, segelt jeden Sommer vor der Küste Kroatiens – künftig hat er sicherlich auch ein Lampuga-Bord mit an Bord.

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