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Projekt „Nachtsam“

Wie Veranstalter im Raum Rastatt Frauen besser vor Übergriffen schützen können

Der Verein Feuervogel bietet im Rahmen des Projekts „Nachtsam“ Schulungen in Mittelbaden an. Veranstalter sollen für das Thema sexuelle Übergriffe auf Frauen sensibilisiert werden.

Dutzende Menschen tanzen zur Musik im Club
Sicher und unbeschwert im Nachtleben: Das landesweite Projekt „Nachtsam“ soll nun auch im Landkreis Rastatt greifen. Foto: Felix Kästle dpa

Einer jungen Frau wird beim Feiern in einem Tanzlokal ganz schwummerig. Wurden ihr K.o.-Tropfen verabreicht? Ein Bekannter bietet an, sie heimzufahren. Doch er nutzt die Situation aus, es kommt zum sexuellen Übergriff. Eine andere wird bei der Fastnachtsparty von alkoholisierten Vereinskameraden begrapscht.

Schockierte und traumatisierte Frauen, die das oder Ähnliches erlebt haben, sitzen immer wieder bei Ulrike Fritsch in der Beratungsstelle des Vereins Feuervogel in Rastatt. Grund genug für sie, sich im landesweiten Projekt „Nachtsam. Mit Sicherheit besser feiern“ zu engagieren.

Bars, Diskotheken und auch Vereine im Blick

Um das Nachtleben auch in Mittelbaden sicherer zu machen, engagiert die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt sich als Kooperationspartner des Projekts. Im Landkreis Rastatt will Feuervogel nun Schulungen für Betreiber und Mitarbeitende von Bars und Diskotheken, aber auch für Vereine anbieten.

Betriebe des Nachtlebens wie Bars, Diskos, Clubs, ebenso wie Veranstalter von Weinfesten, Vereinsfeiern oder auch Tanzschulen sollen mit Schulungen und Beratung dabei unterstützt werden, „ihren Gästen eine möglichst unbeschwerte Zeit zu ermöglichen“, sagt Ulrike Fritsch. Wer teilgenommen hat, erhält ein Zertifikat, mit dem die Veranstalter wiederum werben können.

Hausregeln sollen Umgang mit berauschten Gästen klären

„Oft sind es Kleinigkeiten, die helfen“, weiß Fritsch: Gut sichtbar angebrachte Telefonnummern der Notrufe oder von Taxis, gut ausgeleuchtete Wege zur Toilette oder überschaubare Räume, an denen beispielsweise die Fahrräder abgestellt werden können, zählt sie auf, was Veranstalter meist mit geringem Aufwand umsetzen können. Gibt es „Hausregeln“, nennt sie ein weiteres Beispiel, die den Umgang mit alkoholisierten oder unter Drogeneinfluss stehenden Gästen definieren?

Das diene schließlich auch dem Schutz des Personals, das ebenfalls manchmal unangenehme bis übergriffige Situationen erlebe. Oder hat man einen Handlungsleitfaden für den Notfall definiert, einen Rückzugsort für Betroffene eingerichtet? „Es ist immer besser, sich darüber Gedanken zu machen und einen Plan zu haben, bevor etwas passiert“, betont Fritsch.

Nicht denken, das geht mich nichts an.
Ulrike Fritsch, Verein Feuervogel

„Wenn dem Personal etwas auffällt, ist es immer ratsam, die Person anzusprechen, zu fragen, wie es ihr geht oder ob sie Hilfe braucht“, berichtet Fritsch weiter von den Schulungsinhalten. Sie wirbt um Zivilcourage: „Nicht denken, das geht mich nichts an oder der oder die ist doch selber schuld, wenn jemand bewusstlos neben dem Festzelt oder vor der Diskothek liege.“ Da könnten beispielsweise auch K.o.-Tropfen im Spiel gewesen sein, erklärt Fritsch, und auch wer zu viel Alkohol getrunken hat, benötige vielleicht Hilfe.

In einem ersten Schritt hat Feuervogel Ideen erarbeitet, wer angeschrieben und über das Schulungsangebot informiert werden soll. Dieses reicht von 30 Minuten Online-Schulung bis zu einer Live-Schulung beispielsweise für alle Angestellten durch Feuervogel. Dabei geht es dann auch um den konkreten Umgang mit hilfesuchenden Personen – je nachdem, was geschehen ist. Das Angebot ist für die Teilnehmenden kostenlos. Die Beratungsstelle bekommt ihre Kosten aus dem Projekt erstattet.

Interessenten können sich aber auch direkt melden. Ulrike Fritsch denkt dabei in Anbetracht der gerade beginnenden Kampagne unter anderem an Fastnachtsvereine. Denn auch bei Umzügen oder anderen Veranstaltungen gebe es immer wieder Übergriffe.

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