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Expertengruppe tritt zusammen

Wo im Landkreis Rastatt lauern PFC?

Auf diesen Tag hat die Bürgerinitiative Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim (BSTK) lange hingearbeitet: Jetzt hat sie sich erstmals getroffen, die Expertengruppe, die klären soll, wie hoch die Zusatzbelastungen in der betroffenen Region sind und ob die getroffenen Maßnahmen zu einem Rückgang der Belastung führen. Das Gremium ist hochkarätig besetzt.

Blutspende
Im Rahmen des Monitorings zum Thema PFC-Belastung soll zufällig ausgewählten erwachsenen Einwohnern kostenfrei eine Blutuntersuchung angeboten werden. Foto: dpa

Von

Patricia Klatt

Auf diesen Tag hat die Bürgerinitiative Saubereres Trinkwasser für Kuppenheim (BSTK) lange und hartnäckig hingearbeitet. Jetzt tagte zum ersten Mal die Expertengruppe im Landesgesundheitsamt (LGA), die das Studiendesign der PFC-Blut-Kontrolluntersuchungen sowie die anschließende Durchführung erarbeiten soll. Gesundheitsminister Manfred Lucha hatte beides im März in Auftrag gegeben.

„Gremium ist hochkarätig besetzt“

„Im Kern der vorgesehenen Untersuchungen steht die Frage, wie hoch die Zusatzbelastungen in der betroffenen Region sind und ob die getroffenen Maßnahmen zu einem Rückgang der Belastung führen“, so Karlin Stark, die Präsidentin des Landesgesundheitsamtes (LGA). „Dieses Gremium ist hochkarätig und mit erfahrenen PFC-Experten besetzt, so dass gewährleistet sein wird, dass eine fundierte Untersuchungsreihe stattfinden wird“, ist sich Andreas Adam, der zweite Vorsitzende der BSTK, sicher.

Adam nahm als Vertreter der Bürgerinitiative an dem Treffen teil. „Wenn wir uns die Maßnahme im Hinblick auf die Halbwertszeit auch schon zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht hätten, erhoffen wir uns für die Bevölkerung nun eine wissenschaftlich begleitete Studie auf einer breiten Datenbasis aus den belasteten Gebieten“, so Adam.

Bundesinstitut für Risikobewertung mit im Boot

Nachdem das Sozialministerium jahrelang kein besonders großes Interesse an einem PFC-Monitoring der Bevölkerung gezeigt hatte, legte sich das Haus von Manfred Lucha nun umso mehr ins Zeug. Auf Anfrage erklärte die Pressestelle des Ministeriums, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung aus Berlin ebenso im Gremium vertreten ist wie auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Universität Erlangen-Nürnberg, die Ruhr-Universität Bochum und das Gesundheitsamt Mannheim. Und natürlich nehmen Vertreter vom Sozialministerium selber teil, ebenso wie von der Stabsstelle PFC im Regierungspräsidium Karlsruhe und dem Landesgesundheitsamt.

Individuelle Bewertung von Werten ist nicht zu erwarten

Für das Landratsamt Rastatt sind Reiner Söhlmann von der PFC-Geschäftsstelle und Hans-Jürgen Bortel vom Gesundheitsamt vertreten. „Ich hoffe, dass es gelingt, die unterschiedlichen Erwartungen auf einen Nenner zu bringen und einen realistischen Ansatz zu verfolgen. Eine individuelle Bewertung von PFC-Werten ist dabei mangels verfügbarer wissenschaftlicher Grundlagen (noch immer kein HBM II-Wert) nicht zu erwarten“, so Hans-Jürgen Bortel auf Anfrage der Badischen Neuesten Nachrichten. „Es sollte über das Wasser hinaus auch der Einfluss anderer möglicher Belastungspfade (insbesondere Einfluss von Lebensmitteln aus Hausgärten) abgeschätzt werden können“, so Bortel. Und Reiner Söhlmann würde sich für das Untersuchungskonzept wünschen, dass auf Grund der vielfältigen Anwendungen von PFC in jedem Haushalt (Teppiche, Pfannen) auch das jeweilige Wohnumfeld der Teilnehmer mit in die Betrachtung einbezogen werden würde.

Bürgerinitiative hatte Richtung vorgegeben

Er hofft, dass es gelingt, ein Untersuchungskonzept auszuarbeiten, das von allen Beteiligten mitgetragen wird und Konsens findet. Die Bürgerinitiative in Kuppenheim hatte mit ihren eigenen Blutuntersuchungen in den Jahren 2015 und 2016 bereits eine Richtung vorgegeben. So sollte „die Studie auch zeigen, ob mit der nun reduzierten Konzentration von PFOA im Trinkwasser Veränderungen von PFOA in den Blutwerten zu verzeichnen sind“, findet Andreas Adam, „möglicherweise ja unter verstärkter Berücksichtigung von Eigenwasser-Versorgern und Anglern“. Außerdem würde er sich wünschen, dass zumindest angeboten werden könnte, Muttermilchproben auf PFOA untersuchen zu lassen. Nach der ersten Sitzung des Expertengremiums war Andreas Adam dann optimistisch, „die Tagung war spannend und das Bemühen, eine fundierte Studie zu machen, deutlich zu erkennen“.

Blutuntersuchung

Im Rahmen des Monitorings soll zufällig ausgewählten erwachsenen Einwohnern kostenfrei eine Blutuntersuchung angeboten werden. Die Blutuntersuchungen sollen von einem erfahrenen Labor durchgeführt werden. Die geplanten Blutkontrolluntersuchungen auf PFC führen nicht zu einer medizinischen Diagnose. Sie sagen auch nichts darüber aus, ob ein bestimmter Gesundheitszustand eingetreten ist oder sich noch entwickeln kann, weil im Blut eine der untersuchten Chemikalien nachgewiesen wurde. Vielmehr ermöglichten sie einen Vergleich der Werte mit den Ergebnissen aus anderen Untersuchungen. Eine erneute Blutkontrolluntersuchung nach drei und sechs Jahren soll darüber Aufschluss geben, wie sich die Belastung im Verlauf entwickelt.



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