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Beratungsstelle im Blick

Wohnungslosenhilfe Rastatt: Der Tag hat 14 Euro

Der Name der Stadt ist alles, was im Adressfeld des Personalausweises steht. Einen festen Wohnsitz haben die Menschen nicht, die sich täglich ihren Tagessatz in der Wohnungslosenhilfe der Caritas abholen. Der Verband Mittlerer Oberrhein hat die Wohnraumsituation analysiert.

Seit 43 Jahren lebt dieser Mann ohne festen Wohnsitz. Bei der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Rastatt bekommt er seinen Tagessatz an Geld.
Seit 43 Jahren lebt dieser Mann ohne festen Wohnsitz. Bei der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Rastatt bekommt er seinen Tagessatz an Geld. Foto: Collet

Der Name der Stadt ist alles, was im Adressfeld des Personalausweises steht. Einen festen Wohnsitz haben die Menschen nicht, die sich täglich ihren Tagessatz in der Wohnungslosenhilfe der Caritas abholen: rund 14 Euro. 20 Menschen besuchen die Beratungsstelle in der Carl-Friedrich-Straße in Rastatt pro Tag, um zu duschen, zu kochen oder sich beraten zu lassen, erzählt Hubert Ullrich-Bertsch, Leiter der Einrichtung.

Manche bleiben nur kurz, andere kommen tagelang wieder. „Während wir im Büro sind, können die Obdachlosen sich in unserer Tagesstätte aufhalten.“ Die Auszahlungen der Tagessätze sind von 789 im Jahr 2011 auf 3 660 im Jahr 2017 gestiegen. „Mehr Menschen, die länger zu uns kommen“, betont er.

Wohnungen reichen nicht aus

Die Wohnungslosigkeit im Landkreis sei mit 0,63 Betroffenen pro 1 000 Einwohner sehr niedrig, erklärt der Regionalverband Mittlerer Oberrhein auf Basis einer Studie des Sozialministeriums. Damit gehöre man zu den drei besten Kreisen im Land. Die zwischen 2011 und 2017 rund 3 450 fertiggestellten Wohnungen reichen dem Verband zufolge etwa für 7 300 Menschen. Neubauten haben den zusätzlichen Bedarf aufgrund von steigenden Einwohnerzahlen, etwa als Resultat der wirtschaftlichen Entwicklung, nur weitgehend gedeckt.

Viele haben resigniert.

Sucht, Arbeitslosigkeit und Schicksalsschläge, aber auch der Verlust der Wohnung durch Eigenbedarf bringen Menschen auf die Straße, erzählt Ullrich-Bertsch. „Die Wohnungen auf dem Markt sind oft teurer als das, was das Jobcenter oder Sozialamt bezahlt.“ 414 Euro Warmmiete – das muss für eine Person ausreichen. „Viele haben resigniert, da sie glauben, dass es für sie keinen passenden Wohnraum gibt.“

Wohnungsnot

Ein stationäres Angebot der Caritas mit Übernachtungsmöglichkeit wie in Baden-Baden gibt es in Rastatt nicht, lediglich eine städtische Notunterkunft in Niederbühl. Immer mehr Bedürftige beklagen sich jedoch bei Ullrich-Bertsch, dass dort kein Platz mehr sei.

Über 90 Plätze

Rein rechnerisch kann das die Stadt nicht bestätigen. „Derzeit sind dort 17 Personen untergebracht bei 30 Plätzen“, teilt Pressesprecherin Heike Dießelberg mit. Die Aufgabe der Stadt sei es, drohende Obdachlosigkeit zu vermeiden. 74 Wohnungslose leben in weiteren städtischen Unterkünften, wie etwa in der Lüzower Straße.

Außerdem würden wir gerne eine Begegnungsstätte eröffnen.

Ullrich-Bertsch hofft, ein verbessertes Angebot etablieren zu können: Dazu benötige man aber neue Räumlichkeiten. „Außerdem würden wir gerne eine Begegnungsstätte von Wohnungslosen und Bürgern mit Wohnung eröffnen.“

Wohnraumsituation

Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein hat in einer Telefonumfrage die Wohnverhältnisse in der Region untersucht. Rund 1 300 der befragten Haushalte liegen im Landkreis Rastatt. Mit rund 109 638 Wohnungen sei dort ein Höchststand erreicht. Mit der Wohnsituation seien die meisten Befragten sehr zufrieden. Der häufigste Umzugsgrund liegt im Wunsch nach Eigentum. Durchschnittlich dauert die Wohnungssuche 4,2 Monate. Zu den Problemen zählen, dass immer weniger Menschen in einem Haushalt zusammen leben. Zudem sind die Mieten in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Gehälter.

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