Eberhard Schulze will es am liebsten gar nicht glauben: „Das ist eine ganz üble Botschaft“, sagt der Vorsitzende des Rastatter Schäferhundevereins. Der Club mit seinen rund 100 Mitgliedern müsste ebenso wie der RSC/DJK seinen Standort am Münchfeldsee aufgeben, wenn die Gesellschafter des Klinikums Mittelbaden der Empfehlung des von ihnen beauftragten Gutachters folgen.
Dann entstünde am Gewässer das neue Zentralklinikum für die Region. Auch der Angelsportverein (ASV) Rastatt sieht seine gewohnte Existenz bedroht, wie Vorsitzender Werner Dautner klagt.
Wer mit den Vereinsverantwortlichen spricht, gewinnt den Eindruck, ihnen stehe die Vertreibung aus dem Paradies bevor. „So eine schöne Terrasse mit diesem Ausblick finden Sie in Rastatt kein zweites Mal“, sagt Schulze über das Vereinsheim mit der öffentlichen Gaststätte De Lucia. Erst vor einem Jahr habe man dort rund 50.000 Euro in eine Heizung investiert. Auf dem Spiel stehen aber auch der Hundeplatz, die Zwingeranlage, der Helferraum und ein Geräteschuppen, wenn der Verein tatsächlich weichen müsste.
Rastatter Angelsportverein fürchtet um Vereinsgebäude
Der Verein, der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert, hat das Gelände von der Stadt gepachtet. Die Verwaltung hat zwar bereits vor rund einem Jahr als Standortalternative ein Areal hinter den Niederbühler Tennisplätzen ins Gespräch gebracht.
Doch diese Offerte sei „lächerlich“, findet Schulze deutliche Worte. Der jetzige Parkplatz sei größer als das gesamte angebotene Areal bei Niederbühl.
Ernüchtert von der aktuellen Nachricht ist auch ASV-Chef Werner Dautner. Zwar würden die Angler im Falle des Klinikneubaus vordergründig glimpflich davon kommen, weil die als Wirtschaft verpachtete Anglerklause bestehen bliebe.
Doch Dautner geht davon aus, dass die erst vor vier Jahren eingeweihte und als weiteres Clubhaus genutzte Fischerhütte für das Großprojekt abgerissen werden müsste. Ein Wert von 120.000 Euro stehe hinter dem Vereinsgebäude, sagt Dautner. Etliche Stunden hätten Mitstreiter des 1.260 Mitglieder starken Clubs in den Bau investiert.
Idylle am Münchfeldsee bei Rastatt könnte bald vorbei sein
Den Vereinszweck – der ASV feiert im kommenden Jahr sein 100-Jähriges – sieht der Vorsitzende massiv bedroht für den Fall, dass Rastatter Kreistag und Baden-Badener Gemeinderat Ende Juli für die Fläche am Münchfeldsee als Klinikstandort entscheiden würden.
„Angeln hat was mit Ruhe und Erholung zu tun“, so Dautner. Und das wäre nach seiner Einschätzung nicht mehr möglich, wenn Ambulanzen, Zulieferer und Klinikbesucher für regen Verkehr sowie Lärm- und Lichtbelästigungen sorgen würden. Das Angeln wäre dann nur noch „mit sehr großen Einschränkungen“ möglich.
Der ASV-Vorsitzende erwartet aber auch verstärkte Passantenströme rund um den See. Verübeln könnte er es Patienten und Besuchern nicht, wenn sie die Idylle aufsuchten. „Das hat hier Parkcharakter.“ Schon jetzt weisen Schilder an den drei Eingängen darauf hin, dass Zutritt nur für Mitglieder gestattet ist. Die Verantwortlichen ärgern sich bereits über diverse Hinterlassenschaft von ungebetenen Besuchern. Aber extra jemanden anheuern, der kontrolliert, wolle man nicht, sagt der Vereinschef.
Dass die Idylle jetzt möglicherweise zu einem Großteil geopfert wird, ärgert Dautner auch deshalb, weil man seit 1958, als man das Gelände von der Stadt gepachtet hat, quasi aus einer „Kiesgrube“ ein kleines Paradies geschaffen habe. In jedem Winter leiste man auf dem Areal aufwendige Pflegearbeiten.
RSC/DJK-Funktionär wolle sich einer „vernünftigen Lösung“ nicht verweigern
Die bevorstehende Entscheidung empfinden die Vereinsverantwortlichen wie ein Damoklesschwert. Auch Matthias Dorsner, Sportvorstand beim Rastatter SC/DJK, würde die drohende Verbannung „schmerzen“, wie er einräumt.
Doch für den 900 Mitglieder starken Verein steht zumindest eine Alternative im Raum. Der Verein würde nach den Plänen der Stadt Rastatt neben das Areal des FC 04 umziehen. Dorsner hofft, dass man dort künftig auf zwei Rasenplätze sowie einen großen und kleinen Kunstrasenplatz für die aktuell 18 Mannschaften zurückgreifen könnte.
Einer „vernünftigen Lösung“ in der Klinikfrage wolle man sich nicht verweigern, bekräftigt der RSC/DJK-Funktionär. Denn von einem Umzug könnte der Verein auch deshalb profitieren, weil man eigentlich aktuell viel in den Altbestand investieren müsste, was sich bei einem Umzug erledigen würde.
Zu Alternativen für die drei Vereine hält sich die Stadtverwaltung bedeckt. Abhängig vom Verlauf des Entscheidungsprozesses für den Klinik-Standort wolle man die bereits aufgenommenen „vertrauensvollen Gespräche“ fortsetzen, heißt es aus dem Rathaus. „Wir sind sehr zuversichtlich, gemeinsam mit den Vereinen gute Lösungen zu finden.“