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Aktion für Öffnung

Steht die Zukunft des Kreißsaals der Rastatter Geburtstation in den Sternen?

Der Rastatter Kreißsaal ist wegen der Corona-Pandemie seit mehr als einem Jahr geschlossen. Auch jetzt, bei sinkender Inzidenz, soll das so bleiben. Damit will sich ein Zusammenschluss aus Hebammen, Eltern und Politikern nicht zufriedengeben. Sie haben jetzt eine Aktion vor dem Krankenhaus gestartet.

Drei Frauen schauen in eine Kristallkugel
Blick in die Kristallkugel: Anja Lehnertz, Tanja Sölter und Nathalie Heinzelmann fürchten, dass der Kreißsaal für immer geschlossen bleiben könnte. Foto: Swantje Huse

Es ist eine Aktion, die eigentlich ein Hingucker sein könnte: Mit Runensteinen, Tarotkarten und einer Kristallkugel haben sich drei als Wahrsagerinnen verkleidete Frauen vor dem Klinikum Mittelbaden aufgebaut und orakeln über die Zukunft der Rastatter Geburtstation.

Doch die, für die das Thema wichtig wäre, sind nicht da: „Die werdenden Eltern haben sich schon längst umorientiert und neue Kliniken gesucht“, sagt Tanja Sölter.

Die Muggensturmerin ist Doula und gemeinsam mit Anja Lehnertz und Nathalie Heinzelmann im Verein Motherhood engagiert. Zusammen mit Politikern der Linken und der SPD setzen sie sich für den Erhalt des Kreißsaals ein.

Die werdenden Eltern haben sich schon längst umorientiert.
Anja Lehnertz, Verein Motherhood

Doch nicht nur die werdenden Eltern fehlen – auch vom Klinikum selbst ist kein Vertreter zu entdecken. Das ist nicht nur auffällig, sondern fast schon symptomatisch: Auch am Runden Tisch, der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, kommen nur die Betroffenen zusammen und jene, die sich für sie stark machen wollen: Eltern, Hebammen, Politiker.

„Die Transparenz uns gegenüber und die Kommunikation im Allgemeinen muss sich ändern“, sagt Anja Lehnertz. „Wir fragen Zahlen an und bekommen keine Antworten.“

Geburten sind immer ein Zuschussgeschäft.
Dieter Balle, Kreisrat der Linken

Eine Erfahrung, die auch Kreisrat Dieter Balle gemacht hat. Er ist ebenfalls zu der Aktion erschienen, um seine Solidarität deutlich zu machen. „Selbst auf Nachfrage wurden mir Anfragen im Kreistag nicht beantwortet.“

Er sieht die Befürchtungen der Linken bestätigt, dass mit der Entscheidung für ein Zentralklinikum die Schließung des Rastatter Kreißsaals zu einem Fakt werden könnte.

„Das ist ein kostenträchtiger Bereich, da kann man keinen Profit machen. Geburten sind immer ein Zuschussgeschäft, denn sie sind nicht planbar.“

Es stehen geburtenreiche Monate bevor

Es ist vor allem die Argumentation, weiterhin Betten für Covid-Patienten vorhalten zu müssen, die die Engagierten stört. „In der ersten Phase der Pandemie waren wir kurz vor der Verlegung in andere Häuser. Aber jetzt sind wir in der dritten Welle und haben eine andere Ausgangslage“, sagt auch der SPD-Kreisrat und Landtagsabgeordnete Jonas Weber.

Anja Lehnertz ergänzt: „Gerade über den Sommer hätte man wieder aufmachen müssen.“ Es seien die geburtenreichsten Monate, die die Geburtenstationen sowieso immer an ihre Grenzen bringen würden. „Jetzt müssen zusätzlich die Geburten aus Rastatt aufgefangen werden.“

Wir müssen klären, wie wir in den nächsten zehn Jahren aufgestellt sein wollen.
Jonas Weber, Kreisrat und Landtagsabgeordneter der SPD

Neben einer möglichst schnellen Öffnung des Rastatter Kreißsaals fordern sowohl die engagierten Frauen als auch die Politiker eine bessere Kommunikation – auch mit Blick auf das Zentralklinikum.

„Wir müssen klären, wie wir in den nächsten zehn Jahren aufgestellt sein wollen“, sagt Weber, der hofft, dass die derzeitige Situation wenigstens dazu führt, dass gemeinsam an einem tragfähigen Konzept gearbeitet wird.

Noch immer Hoffnung auf Wiedereröffnung

Was das bedeutet? Anja Lehnertz schwebt ein Runder Tisch wie er jüngst in Karlsruhe installiert wurde vor: „Da müssen nicht nur wir Eltern, Hebammen und Klinikvertreter dran, sondern auch die Frühen Hilfen, das Jugendamt, Kinderärzte und Gynäkologen.“

Themen wie eine wohnortnahe Entbindung und Wahlmöglichkeiten für Mütter, ohne lange Fahrtzeiten wären hier gut aufgehoben. Tanja Sölter ergänzt: „Das könnte ein erster Schritt sein. Unsere Bereitschaft ist ja da.“ Immerhin liegen auf dem Orakeltisch der Frauen auch die Tarotkarten „Durchbruch“ und „Erfolg“.

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