Es war nicht anders zu erwarten: Die drei baden-württembergischen Handball-Verbände (Südbaden, Baden, Württemberg) sowie Handball Baden-Württemberg, zuständig für den Spielbetrieb in der Baden-Württemberg-Oberliga, haben als Konsequenz aus dem jüngsten Bund-Länder-Treffen die Spielrunde 2020/21 für beendet erklärt.
In einer von den Verbandspräsidenten unterzeichneten Mitteilung an die Vereine heißt es: „Eine Wertung der Spielrunde 2020/2021 findet nicht statt. In den Ligen der drei Verbände gibt es keine sportlichen Auf- oder Absteiger.“
Alexander Klinkner (Niederbühl), Präsident des Südbadischen Handball-Verbandes (SHV), sieht in der Entscheidung „die einzig sinnvolle Vorgehensweise“. Der Blick ist ab sofort in die Zukunft gerichtet. Klinkner: „Wir fokussieren unsere Aktivitäten nun auf die Planungen für die Saison 2021/22. Im Bereich der Jugend zielen diese weiterhin auf eine sportliche Qualifikation für die nächste Runde.“
Als „einzige Unschärfe“ bezeichnet der SHV-Chef die Klärung der Frage eines eventuellen Auf- und Abstiegs in der Dritten Liga und die daraus zu ziehenden Konsequenzen für die Baden-Württemberg-Oberliga. „Da warten wir auf die Entscheidung des Deutschen Handball-Bundes, um dann entsprechend zu reagieren“, so Klinkner, der hofft, dass die nächste Saison im gewohnten Zeitfenster abgewickelt werden kann.
Vereine hoffen auf den Frühling
Gedanken machen sich die Verantwortlichen in den Verbänden, wie es im Sommer aussieht. „Wir liebäugeln damit, dass wir in Richtung Mai wieder Handball spielen dürfen und werden uns damit befassen, wie das möglichst attraktiv zu gestalten ist.“ Als Stichworte nennt Klinkner Beach- und Kleinfeldhandball.
„Vereinzelt habe ich sogar schon von der Wiederbelebung des Handballs auf dem Großfeld gehört“, sagt er und schmunzelt. „Da müsste ich aber vorher mal ins Regelbuch schauen, wie das gespielt wird.“
In den Vereinen wird die Entscheidung, die Saison 2020/21 nicht weiterzuführen, durchweg begrüßt. Simon Riedinger, Sportlicher Leiter des Oberligisten TVS 1907 Baden-Baden, meint: „Ein anderes Vorgehen hätte keinen Sinn gemacht. Für die Clubs wäre es eine organisatorische Mammutaufgabe geworden, die Runde fortzusetzen – allein schon wegen der begrenzten Hallenzeiten.“ Der Fokus müsse jetzt von Verbandsseite darauf gelegt werden, die Saison 2021/22 frühzeitig zu planen und den Spielmodus festzulegen.
Wir stehen in jedem Fall vor enormen Herausforderungen.Carl Josenhans, SG Muggensturm/Kuppenheim
Für Carl Josenhans, Abteilungsleiter der SG Muggensturm/Kuppenheim, kommt das Saisonende nicht überraschend. Seiner Meinung nach muss der Verband jetzt die ganze Konzentration auf die Organisation der neuen Runde richten und diese auf eine solide Basis stellen. „Vernünftigerweise sollten im Juli die Aktivitäten anlaufen und es sollte sehr schnell festgelegt werden, was dann stattfindet.“
Josenhans regt an, sich auch mit den langfristigen Auswirkungen der aktuellen Situation zu befassen. Als Beispiel nennt er die Frage, ob es aufgrund der Umstände zu Personalmangel und damit einhergehend zu einer weiteren Konzentration der Kräfte in Spielgemeinschaften kommen wird. „Wir stehen in jedem Fall vor enormen Herausforderungen“, sagt er.
Umfrage zum Spielmodus angeregt
Bei der SG Steinbach/Kappelwindeck herrscht noch keine endgültige Klarheit, ob auch für die Frauenmannschaft in der Dritten Liga das Saison-Aus gekommen ist, wobei Trainer Arnold Manz schon seit einiger Zeit von dieser Konstellation ausgeht. Fabian Lorenz, Sportlicher Leiter der SG-Männer, hält die Verbandsentscheidung für die sportlich fairste Lösung.
Er hofft, dass die nächste Runde wieder in normalen Bahnen ablaufen kann. Falls erforderlich, hält er eine Umfrage unter den Vereinen zum Spielmodus für angebracht.
Fenyö bedauert Stillstand beim Nachwuchs
Kalman Fenyö, Trainer des BSV Phönix Sinzheim, versteht, dass „der SHV keine andere Chance hatte, als das Saisonende zu verkünden“. Er findet es aber „extrem schade, dass Sport und Kultur lahmgelegt sind“. Fenyö: „Wir hätten mit unserem Hygienekonzept, das gut geklappt hat, gerne weitergespielt. Es ist gerade für Kinder und Jugendliche eine Tragödie, dass sie praktisch seit einem Jahr keine Möglichkeit haben, sich sportlich zu betätigen.“
Auch Ralf Ludwig, Trainer des TuS Helmlingen, hätte mit seiner Mannschaft die Saison gerne fortgesetzt, hält die Entscheidung des Verbands angesichts der gegebenen Umstände aber für vernünftig. „Trainer und Vereine haben jetzt genügend Zeit, sich auf die kommende Runde vorzubereiten“, so Ludwig. „Ich hoffe, dass es dann ab September auch wieder vor Zuschauern weitergeht.“
Alexander Klinkner versucht derweil, das Positive herauszustellen: „Wir danken allen Verantwortlichen in den Vereinen, den Trainerinnen und Trainern sowie den Spielerinnen und Spielern für die vielfältigen Aktivitäten, die sowohl auf der sozialen als auch auf der sportlichen Ebene umgesetzt wurden. Diese Initiativen werden den Handball auch in Zukunft stärker und fitter machen.“