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Maximal 500 Zuschauer

Veranstalter der „Großen Woche” auf Galopprennbahn Iffezheim kritisieren Corona-Auflagen

Die Große Woche auf der Galopprennbahn in Iffezheim wird wegen Corona wohl ohne zahlendes Publikum ausgetragen werden. Baden Racing-Geschäftsführerin Jutta Hofmeister hat für die Auflagen der Landesregierung nur bedingt Verständnis.

Pferde und Jockeys in den Startboxen
Gespenstischer Aufgalopp unter strengen Auflagen: Ohne Mundschutz, wie hier im vorigen Jahr, werden die Jockeys wohl auch während der Großen Woche nicht aufs Geläuf dürfen. Foto: Ralf Joachim Kraft

Kein Raunen oder Jubeln des Publikums, wenn die Pferde auf die Schlussgerade einbiegen, keine extravaganten Hüte, kein Schaulaufen der Promis. Nach dem „Geistermeeting“ im Frühjahr wird nach derzeitigem Stand auch die Große Woche auf der Iffezheimer Galopprennbahn zu einem eher tristen Aufgalopp unter weiterhin strengen Auflagen und vor allem ohne nennenswerte Anzahl an Zuschauern werden.

Mit anderen Worten: Das bereits um eine Woche auf den 5. bis 13. September nach hinten verschobene „Flaggschiff des deutschen Turfs“ segelt erstmals in seiner 162-jährigen Geschichte und zehn Jahre nach Beginn der Ära Baden Racing voraussichtlich mit maximal 500 Passagieren an Bord.

Gespenstischer Aufgalopp unter strengen Hygieneauflagen

Zu den Auserkorenen gehören nach Aussage von Baden Racing-Geschäftsführerin Jutta Hofmeister neben den Sportlern auch die beim Frühjahrsmeeting noch nicht zugelassenen Pferdebesitzer und Delegationen der Hauptsponsoren. Damit sei die zulässige Anzahl dann leider auch schon erreicht.

Hinzu kämen noch die Personen, die für den Rennbetrieb zwingend notwendig sind, sagt Hofmeister, die aus ihrer Enttäuschung über die jüngste Mitteilung aus dem für den Sport zuständigen Kultusministerium des Landes keinen Hehl macht.

Baden Racing-Geschäftsführerin Jutta Hofmeister an ihrem Arbeitsplatz in Iffezheim
Baden Racing-Geschäftsführerin Jutta Hofmeister kann nur schwer verstehen kann, warum auf anderen deutschen Bahnen oder im benachbarten Ausland höhere Zuschauerzahlen erlaubt sind. Foto: Ralf Joachim Kraft

„Man zählt uns nach wie vor zu den Sportarten, deshalb dürfen wir nach der aktuellen ,Corona-Verordnung Sportwettkämpfe‘ bis Ende Oktober nur diese maximale Anzahl an Personen aufs Gelände lassen“, sagt Hofmeister. „Wir selbst sehen uns nicht als reine Sportstätte, weil wir hier Leistungsprüfungen der Vollblutzucht veranstalten und einen gesetzlichen Auftrag im Rahmen des Tierzuchtgesetzes erfüllen.“ Aber das seien eben die Spielregeln, denen man unterworfen sei und die man jetzt zunächst einmal akzeptieren müsse.

Wir selbst sehen uns nicht als reine Sportstätte, weil wir hier Leistungsprüfungen der Vollblutzucht veranstalten und einen gesetzlichen Auftrag im Rahmen des Tierzuchtgesetzes erfüllen.
Baden Racing-Geschäftsführerin Jutta Hofmeister

„Aber wir geben nicht auf und hoffen, dass in den nächsten Wochen doch noch etwas Bewegung in die Sache kommt.“ Mit dem Ministerium wolle sie jedenfalls weiter im Gespräch bleiben und Überzeugungsarbeit leisten.

Nachvollziehen könne sie dessen Argumentation bei allem Verständnis für die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nur zum Teil, erklärt die Geschäftsführerin, die zum Beispiel nur schwer verstehen kann, warum auf anderen deutschen Bahnen oder im benachbarten Ausland deutlich höhere Zuschauerzahlen erlaubt sind und der Europapark in Rust schon seit Ende Mai täglich 10.000 Besucher einlassen darf.

Baden Racing enttäuscht über Mitteilung des Ministeriums

„Wir haben auf unserem weitläufigen Areal die besten Möglichkeiten, die Gäste auf großer Fläche zu verteilen. Sollte es bei dieser Besucheranzahl bleiben, wäre das für uns ein harter Rückschlag, denn wir bräuchten, um wirtschaftlich zu veranstalten, fünfstellige Zuschauerzahlen“, sagt Hofmeister. „Auf der anderen Seite haben wir keine Alternative, denn wir können die Leistungsprüfungen an den fünf geplanten Renntagen mit 54 Rennen nicht einfach ausfallen lassen.“

Auch wenn der mögliche finanzielle Schaden noch nicht abzuschätzen sei, so sei doch absehbar, dass die fehlenden Einnahmen aus dem Ticketverkauf, den Bahnwetten und den Sponsorengeldern („40 Prozent der Sponsoreneinnahmen fallen weg“) ein tiefes Loch in die Kasse reißen werden. „Obwohl der Bahnumsatz gegen Null gehen dürfte, kann auf der Bahn über den Totalisator gewettet werden“, berichtet Hofmeister.

Die Preisgelder gehen runter

Anders als beim Frühjahrsmeeting werde es bei den Online-Wetten aber keine großzügigen Solidarleistungen der Buchmacher mehr geben. „Das heißt, sie werden nicht mehr auf ihre Provision verzichten und wir müssen daher mit einem deutlich reduzierten Außenwettumsatz rechnen.“

All dies dürfte sich in den Preisgeldern niederschlagen, „die sich um 30 bis 50 Prozent reduzieren“. Die im Frühjahr gestartete Aktion „Rasenpatenschaft“ werde fortgesetzt. „Aktuell haben wir 750 Rasenpaten, das ist freilich ein Kredit fürs nächste Jahr“, so Hofmeister.

Die Jährlingsauktion der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) wird nach Auskunft von BBAG-Geschäftsführer Klaus Eulenberger am Freitag, 4. September, im gewohnten Format auf dem Iffezheimer Auktionsgelände über die Bühne gehen – allerdings ebenfalls ohne Zuschauer. „Zugelassen sind 500 akkreditierte Kaufinteressenten und jene Personen, die für die Veranstaltung benötigt werden.“ Die BBAG habe ein nicht genehmigungspflichtiges Konzept entsprechend der Corona-Verordnung eingereicht.

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