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Weltkirchentreffen

Angst vor Tabu-Bruch bei der heiligen Kommunion – „Keksverteil“-Szenen in Karlsruhe?

Für tiefgläubige Katholiken ist die heilige Kommunion kein bloßer symbolischer Akt. Andersgläubige dürfen die geweihte Hostie eigentlich nicht empfangen. Deshalb fürchtet der Karlsruher Fridolin Höfele, dass es beim Ökumenischen Weltkirchentreffen zu ähnlichen „Keksverteil“-Szenen kommt, wie sie die Politiker Markus Söder und Muhterem Aras schon geliefert haben.

Der Leib Christi: Für tiefgläubige Katholiken ist die Hostie nicht nur ein Symbol. Deshalb könnten sie es auch nicht akzeptieren, wenn Menschen aus anderen Konfessionen beim großen Ökumene-Treffen in Karlsruhe die geweihte Hostie empfangen.
Der Leib Christi: Für tiefgläubige Katholiken ist die Hostie nicht nur ein Symbol. Foto: Rolf Vennenbernd /dpa

Die Verbrüderung zwischen den Kirchen könnte sogar zu weit gehen – diese Sorge treibt den Katholiken Fridolin Höfele um, wenn er an das bevorstehende große Ökumene-Treffen in Karlsruhe denkt.

Die Kommunion könnte auf das Niveau eines „Kekse-Verteilens“ herabgewürdigt werden, fürchtet er.

Beispiele hat der Karlsruher aus der Vergangenheit parat: „Landtagspräsidentin Muhterem Aras, eine Muslima, hat beim Katholikentag in Stuttgart die Kommunion empfangen“, sagt er, „und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der evangelischer Christ ist, an Fronleichnam in München.“ Für Höfele sind diese Fälle vom Frühsommer inakzeptable Tabu-Brüche.

Wer zur Kommunion geht, darf keine schweren Sünden haben

Er verweist darauf, dass die Feier der heiligen Eucharistie an zwei Voraussetzungen gebunden ist. „Der Katechismus sagt klar: Man muss katholisch sein – und man muss im Stand der Gnade sein, das heißt, dass man keine schweren Sünden hat.“

Beim Weltkirchentreffen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) ab Mittwoch könnte es zu ähnlichen Szenen kommen wie in Stuttgart und München, vermutet Höfele. Andersgläubige könnten die geweihte Hostie bei katholischen Gottesdiensten entgegennehmen.

Das ist Unfug.
Tobias Tiltscher, Koordinierungsbüro der Erzdiözese

Der Karlsruher gehört zu einem Kreis sehr traditionsbewusster Katholiken, die auch regelmäßig lateinische Messen feiern. Er hat sozusagen vorbeugend den Freiburger Erzbischof Stephan Burger angeschrieben und vor möglichen Verstößen beim Weltkirchentreffen gewarnt.

10.05.2018, Nordrhein-Westfalen, Münster: Ein Mann hält eine Schale mit Hostien beim Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt. Der Katholikentag ist das größte Laientreffen der katholischen Kirche in Deutschland unter dem Motto «Suche Frieden». Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Foto: Rolf Vennenbernd/dpa ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Für Tiefgläubige ist das Abendmahl keine symbolische Zeremonie. Wein und Brot verwandeln sich nach ihrer Überzeugung in Blut und Leib Christi. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Als Antwort erhielt er eine Art höfliche Eingangsbestätigung, aber keine inhaltliche Aussage zum Thema Kommunion. Tobias Tiltscher jedoch weist die Befürchtungen Höfeles und seiner Glaubensfreunde zurück. „Das ist Unfug“, meint der Sprecher des Dekanats Karlsruhe, der für das Erzbistum Freiburg im Koordinierungsbüro für das ÖRK-Treffen arbeitet. „Es sind mit Absicht die großen Gottesdienste keine Abendmahl-Gottesdienste – um genau das zu vermeiden.“

Morgendliche frühe Messe in Kirche St. Stephan – eine interne Angelegenheit

Die katholische Delegation werde jeden Morgen eine frühe Messe in der Kirche St. Stephan feiern – und diese Gottesdienste mit Eucharistiefeier seien als interne Angelegenheit der römisch-katholischen Konfession gedacht.

Für Tiefgläubige ist das Abendmahl keine symbolische Zeremonie. Wein und Brot verwandeln sich nach ihrer Überzeugung in Blut und Leib Christi. Die sogenannte Wandlung gehört zu Glaubensgrundpfeilern der katholischen Kirche.

Was ist die Voraussetzung für den Hostien-Empgang?

Was ist die Voraussetzung dafür, dass jemand guten Gewissens die Hostie entgegennehmen und bei der Eucharistie die Gemeinschaft feiern kann? Tiltscher drückt es so aus: „Es sollte ein bewusster Akt sein, auf den man sich vorbereitet.“ Im Beichtstuhl muss man seine Sünden nicht vorher gebeichtet haben. „Im Gottesdienst gibt es auch einen Bußakt“, erläutert Tiltscher.

Die Orthodoxen sind auch sehr darauf bedacht, dass keine Missverständnisse entstehen.
Tobias Tiltscher über getrennte Abendmahl-Feiern

Beim Weltkirchentreffen in der Fächerstadt seien die großen Zusammenkünfte bewusst als sogenannte „Prayers“ – als reine Gebetsgottesdienste – angekündigt. Dass keine Abendmahlfeier im großen Stil und über Konfessionsgrenzen hinweg geplant ist, entspringt allerdings nicht nur der Rücksichtnahme auf konservative Katholiken. „Die Orthodoxen sind auch sehr darauf bedacht, dass in dieser Hinsicht keine Missverständnisse entstehen“, erklärt der katholische Koordinator. „Da muss niemand Befürchtungen haben.“

Bei Höfele bleibt ein Rest Skepsis. Er schließt nicht aus, dass trotzdem Einzelne die Hostie vom katholischen Priester empfangen, obwohl sie dazu nach der reinen Lehre nicht berechtigt sind. „In jeder Gruppe gibt es Regeln“, betont Höfele. „Der Respekt müsste Nicht-Katholiken gebieten, dass sie sagen: ,Nein, das mache ich nicht.’ Ich würde ja auch nicht mit Schuhen in eine Moschee gehen.“

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