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Baden-Baden hofft auf den Titel

Welterbe-Entscheidung verzögert sich auf unbestimmte Zeit

Bekommt Baden-Baden den Welterbetitel verliehen? Eine Initiative kämpft seit 15 Jahren dafür. Doch wann eine Entscheidung fällt, ist ungewiss.

Vor dem weltberühmten Kurhaus in Baden-Baden blüht es im Kurgarten
Prägt das Stadtbild von Baden-Baden: das Kurhaus mit dem Kurgarten. Die Bäderstadt hofft mit zehn weiteren bedeutenden europäischen Kurstädten des 19. Jahrhunderts auf den Welterbetitel. Foto: Bernd Kamleitner

Begonnen hat es mit einer Idee des Freundeskreises Lichtentaler Allee im Jahr 2005. Daraus entstand eine Bewegung, wie es Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) gerne formuliert. Baden-Baden will Weltkulturerbe werden. Dafür habe die Stadt viele wichtige Akteure und Mitstreiter gefunden.

Gemeinsame Bewerbung der „Great Spas of Europe”

Seit dem vergangenen Jahr liegt die gemeinsame Bewerbung der einstigen Sommerresidenz Europas und zehn weiteren europäischen Kurstädten des 19. Jahrhunderts, den „Great Spas of Europe”, beim Welterbekomitee vor. Mit einer Entscheidung ist bei nüchterner Betrachtung aber wohl frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. Das Warten auf den Welterbe-Titel geht also weiter.

„Wann die Entscheidung fällt, wissen wir nicht”, antwortet die Oberbürgermeisterin auf die entsprechende Frage. Stillstand bedeute das für Baden-Baden aber nicht. „Wir machen weiter und werben für unsere Qualitäten”, betont die Kommunalpolitikerin bei einer Feierstunde mit der Vorstellung eines Tagungsbandes mit dem Titel „Zwischen Heilung und Zerstreuung - europäische Kurparks und Kurgärten des 19. Jahrhunderts” in Baden-Baden.

Auf eine Prognose, ob es mit dem Titel für alle elf Bewerber klappen wird, will sich Denkmalexperte Jörg Haspel derzeit nicht einlassen. Er ist Präsident des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS. Die Initiative setzt sich deutschlandweit und international für Schutz und Pflege von Kulturdenkmälern und Gesamtanlagen sowie für die Bewahrung des historischen Kulturerbes ein. Angesichts der langen Vorlaufzeit von über einem Jahrzehnt komme es jetzt aber auf ein Jahr mehr auch nicht mehr an, meint der Landeskonservator von Berlin, der den Bewerbungsprozess intensiv begleitete.

Denkmalexperte lobt ursprüngliche Initiative aus der Bürgerschaft

Die Bewerbung von Baden-Baden und seinen Partnern weise auf jeden Fall zwei Besonderheiten auf: An der Oos sei die Initiative aus der Bürgerschaft gekommen. Das komme gut an. Die gemeinsame Bewerbung der „Great Spas of Europe” mit elf Städten aus sieben europäischen Ländern sei zudem „ein echtes europäisches Projekt”. Die Kurpromenade an der Oos, das Herzstück der Bewerbung Baden-Badens, schätzt er übrigens auch persönlich sehr: „Was sich da rechts und links der Allee auftut, das ist schon faszinierend!”

Hans-Peter Mengele, von 1997 bis 2017 Hauptgeschäftsführer der IHK Karlsruhe und Ideengeber der ersten Stunde vom Freundeskreis Lichtentaler Allee, übt sich in Zuversicht. Hinsichtlich der Bewerbung habe er Signale vernommen, „die uns optimistisch gestimmt haben”.

Der Freundeskreis der weltberühmten und über zwei Kilometer langen Parkanlage in Baden-Baden hat inzwischen seinen Namen um den Hinweis „Initiative Weltkulturerbe” ergänzt. Ziel sei es, in die Liga der Städte aufzusteigen, „die herausragende Werte in der Welt verkörpern”, erläutert Mengele. Um in die Champions-League aufzusteigen, brauche Baden-Baden viele Verbündete und viel Zeit. „Das muss man sich erkämpfen und erarbeiten!”

Für Staatssekretärin Schütz ist Baden-Baden ohne Kuranlagen nicht vorstellbar

Auf den Welterbe-Titel für die Bäderstadt an der Oos hofft auch Staatssekretärin Katrin Schütz aus dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. „Kein Kurort ohne Kuranlagen. Sie spielten eine entscheidende Rolle im traditionellen europäischen Kurwesen”, erläutert die CDU-Politikerin aus Karlsruhe. Ohne seine Kuranlagen sei Baden-Baden „nicht vorstellbar”.

Neben Baden-Baden sind aus Deutschland Bad Ems und Bad Kissingen beteiligt. Zu den tschechischen Städten gehören Marienbad, Franzensbad und die Baden-Badener Partnerstadt Karlsbad. Mit im Bewerbungs-Boot sind ferner Baden bei Wien (Österreich), Spa (Belgien), Montecatini Terme (Italien), Vichy (Frankreich) sowie Bath (Großbritannien).

Corona-Pandemie brachte Tourismus an der Oos nahzu zum Erliegen

Die Touristenstadt an der Oos hat nicht nur viel Geld, sondern auch viel Energie in den Bewerbungsprozess investiert und damit engagierte Mitstreiter wie das Landesdenkmalamt und das für die Denkmalpflege zuständige baden-württembergische Wirtschaftsministerium gewonnen. Für die Kur- und Tourismus-Chefin der Bäderstadt, Nora Waggershauser, wäre der Welterbetitel ein Qualitätssiegel beim Werben um internationale Gäste. Die Corona-Pandemie hatte das Tourismusgeschäft in Baden-Baden zuletzt jedoch zeitweise nahezu zum Erliegen gebracht.

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