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Gefahr für Passanten

Baden-Baden und Karlsruhe kämpfen gegen kranke und geschwächte Bäume an

Bäume in der Stadt sind Lebensraum für Tier, sie kühlen die Luft und produzieren Sauerstoff. Doch die Trockenheit macht sie anfällig und zum Sicherheitsrisiko. Was tun die Städte dagegen?

Eine von einem Borkenkäfer befallene Lärche steht im Stadtwald. Durch die anhaltenden hohen Temperaturen und die Trockenheit kommt es auch zu besonderen Stresssituation für den heimischen Wald. Der Befall von Nadelbäumen durch Borkenkäfer beschleunigt sich, Laubbäume verfärben sich bereits jetzt schon. Für die kommenden Tage sagen Meteorologen weiter sehr heißes und trockenes Wetter voraus. +++ dpa-Bildfunk +++
Fragil: Wenn kranke Bäume umstürzen oder Äste abfallen, kann das gefährlich für Passanten werden. Die Kommunen reagieren – etwa mit neuen Arten, die gepflanzt werden. Foto: Jonas Güttler/dpa

Trockenheit und Schädlinge setzen den Bäumen in den Städten im Südwesten seit Jahren ordentlich zu. Die Kommunen reagieren – etwa mit neuen Arten, die gepflanzt werden. Für die Stadtverwaltungen bedeutet das viel Arbeit, denn es geht auch um Sicherheit: Wenn kranke Bäume umstürzen oder Äste abfallen, kann das gefährlich für Passanten werden.

In der Baden-Badener Kaiserstraße war am Wochenende ein Baum umgekippt – schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate. Verletzt wurde zwar niemand. Ob der Baum der Trockenheit oder den Windböen am Samstag oder doch etwas ganz anderem zum Opfer fiel, steht noch nicht fest. Und in Karlsruhe wurde vor wenigen Wochen eine Frau auf einem Waldweg von einer umstürzenden Kiefer erschlagen.

Eine Erkenntnis, die sich unter den deutschen Kommunen daher längst verfestigt hat: Die Baumriesen, die so wichtig sind für das Klima in den Häuserschluchten, brauchen immer mehr Betreuung. Schuld sind die zunehmenden Wetterextreme. Und so werden die Straßenbäume besonders gehegt, gepflegt – und auch gefällt.

Konnten sich die Bäume in den Städten über den Winter erholen?

So richtig wird sich das in den meisten Fällen erst im Frühjahr und Sommer zeigen. In Mannheim und Karlsruhe habe es immerhin ausreichend Niederschlag gegeben, hieß es von den dortigen Stadtverwaltungen.

„Unabhängig davon ist davon auszugehen, dass die Trockenheit der vergangenen Sommer bei einem Teil der Bäume bleibende Schäden verursacht hat“, teilte ein Sprecher der Stadt Mannheim mit.

Es sind allgemein die Folgen des Klimawandels, die die Bäume schwächen – vor allem die starken Schwankungen zwischen den Extremen
Markus Brunsing, Leiter Gartenamt Baden-Baden

Grundsätzlich könnten ältere Bäume einen einzelnen trockenen Sommer verkraften. „Je mehr trockene Sommer aufeinanderfolgen, desto größer ist die Gefahr, dass Bäume Schaden nehmen.“

Problematisch ist allerdings nicht nur die Trockenheit: „Es sind allgemein die Folgen des Klimawandels, die die Bäume schwächen – vor allem die starken Schwankungen zwischen den Extremen“, sagt jedenfalls der Baden-Badener Amtsleiter Markus Brunsing und ergänzt: „Wenn es etwa von Phasen extremer Trockenheit, bei der auch die niedrige Luftfeuchte die Bäume schwächt, zu extremer Feuchte geht.“

Und dann seien da noch die Standorte. Stadtbäume hätten es schwerer als Exemplare in der freien Natur. Durch das Pflaster, den Asphalt und die Häuserschluchten heize sich die Luft stärker auf, das mache den Pflanzen zusätzlich zu schaffen.

Motten und Pilze: Was den Bäumen noch zu schaffen macht

Durch den Verlust an Vitalität werden die Bäume geschwächt und anfälliger für Schädlinge. Ein „Dauerproblem“ etwa in Mannheim und Freiburg ist die Kastanien-Miniermotte. In Heidelberg und Karlsruhe stellten die Experten vor allem Pilzbefall fest.

Etwa die Buchen-Kohlenbeere an Buchen und das Diplodia-Triebsterben an Kiefern sorgten für große Verluste im Bestand, erklärte ein Sprecher der Stadt Karlsruhe.

Was bedeuten die fragilen Bäume für die Städte?

„Alle rund 90.000 Bäume werden regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gepflegt, zurückgeschnitten oder gefällt, wenn sie nicht mehr standsicher sind“, sagte ein Sprecher der Stadt Mannheim. „Die Trockenheit in den letzten Jahren führt zusammen mit dem erhöhten Schädlingsaufkommen zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Kontrolle und der Baumpflege.“

In Karlsruhe schätzen die Experten vom Gartenbauamt, dass sich die Zahl der Fällungen in den vergangenen vier Jahren jährlich jeweils um bis zu zehn Prozent erhöht hat. Allein zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 mussten demnach rund 1.500 Bäume an Straßen und in Parkanlagen stadtweit gefällt werden.

Auch in Freiburg versucht man, Risiken mit regelmäßigen Kontrollen zu minimieren. Eine absolute Sicherheit vor Astbrüchen könne es aber nicht geben.

Totalausfälle verhindern – So steuern die Städte gegen

Um die Bepflanzung fit für die Zukunft zu machen, haben die Städte bereits umgesteuert und pflanzen einige andere Arten an. Einzelne Baumarten würden aufgrund der Erfahrung der vergangenen Jahre nicht mehr nachgepflanzt, hieß es beispielsweise in Karlsruhe. „Dies sind aber nur wenige.

Die Strategie des Gartenbauamtes besteht darin, möglichst viele verschiedene und auch klimaresiliente Baumarten zu pflanzen, um Totalausfälle von Baumarten zu minimieren.“ Die stammen nicht selten aus dem Mittelmeerraum schlicht deshalb, weil sich die klimatischen Bedingungen im Südwesten Deutschlands immer mehr den dortigen Wetterbedingungen angleichen.

Der Baden-Badener Amtsleiter Brunsing spricht von „Zukunftsbäumen“, verdeutlicht aber wie die Karlsruher Kollegen: „Die Mischung macht’s“ – , um so zu vermeiden, etwa in 30 Jahren wegen irgendwelcher noch nicht absehbarer Schwierigkeiten einen Totalausfall zu erleiden.

Zukunftsbäume aus Südfrankreich und Italien sollen helfen

Als Beispiele für „Zukunftsbäume“ nennt er etwa die Zerreiche, eine Art, die vor allem in Südfrankreich, Italien, Südosteuropa und auf der Balkanhalbinsel vorkommt. Oder den französischen Ahorn – ebenfalls aus dem Mittelmeerraum stammend.

Gewässert werden in Baden-Baden vor allem junge Bäume in der Anwuchsphase und besonders alte und große Baumriesen in den Parkanlagen der Kurstadt. Aber Brunsing schränkt ein: Auch die Wasserentnahme ist in trockenen Sommern begrenzt.

Diskussionen gibt es, weil die Stadt Karlsruhe in der Haupteinkaufsstraße 48 Platanen fällen lässt, auch weil sie vom Malaria-Pilz befallen seien und es daher zu spontanen Astabbrüchen kommen könne. Anstelle der Platanen lässt die Stadt 86 neue Bäume pflanzen. Die Rede ist von einem Artenmix, zu dem auf jeden Fall der Zürgelbaum gehört.

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