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Rockergruppe aus Heidelberg

Badische Rocker im Visier: Großaufgebot der Polizei durchsucht auch Häuser im Regierungsbezirk Karlsruhe

Wegen des Verdachts krimineller Aktivitäten sind im nördlichen Regierungsbezirk Karlsruhe 13 Objekte der Rockergruppe „Gremium MC Southgate“ durchsucht worden.

Mit einem Tattoo mit der Aufschrift "Gremium" auf dem Arm steht am Freitag (25.03.2011) vor dem Landgericht in Oldenburg ein Mitglied eines Motorradclubs in der Menge. Der Prozess gegen drei Mitglieder des Clubs wegen versuchten Totschlags begann unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Foto: Carmen Jaspersen dpa/lni ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Schlag gegen Rockergruppe: Im Raum Heidelberg ging die Polizei gegen die Regionalgruppe „Southgate“ der Motorradclubs „Gremium MC“ vor. Der in Mannheim gegründete Verein hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas und in Südamerika Ableger. Foto: Carmen Jaspersen picture alliance / dpa

Oberflächlich betrachtet wirken sie wie eine Gruppe von Motorrad begeisterten Menschen mit starkem Zusammengehörigkeitsgefühl und einem Hang zu schwarzen Klamotten und auffälligen Tattoos.

Auf der Homepage des „Gremium Motorcycle Clubs“, kurz: „Gremium MC“, finden sich ein stolzer Rückblick auf die fast 50 Jahre alte Vereinstradition, ein coronabedingt leerer Event-Kalender und ein Extra-Abschnitt zum Gedenken an verstorbene Vereinsmitglieder. In „Ehre, Liebe und Respekt“ wird da an geschätzte Brüder und Weggefährten erinnert.

„Schwerwiegende Gefährdung für die Allgemeinheit“

Hinter der Fassade aber sieht es anders aus. Immer wieder geht die Polizei gegen den Rockerclub und seine regionalen Ableger vor. Wegen des Verdachts krimineller Aktivitäten sind deshalb auch am frühen Mittwochmorgen insgesamt 13 Objekte der Rockergruppe „Gremium MC Southgate“, einer regionalen Gruppierung aus der Nähe von Heidelberg, durchsucht worden.

Unter Leitung des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg waren rund 160 Polizisten im Einsatz. Durchsucht wurden das Vereinsheim sowie die Wohnungen mehrerer Clubmitglieder im nördlichen Regierungsbezirk Karlsruhe.

Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums erfolgten die Razzien im Zuge von so genannten vereinsrechtlichen Ermittlungen. Es bestehe der Verdacht, dass von der Rockergruppe „schwerwiegende Gefährdungen für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit ausgehen“, begründete Innenminister Thomas Strobl (CDU) das Vorgehen.

Räuberische Erpressung im Clubhaus

Konkreter: Der „Gremium MC Southgate“ und seine Mitglieder seien in den vergangenen Jahren mit einer erheblichen Anzahl von Straftaten in Erscheinung getreten, insbesondere in Form einer unter anderem im Clubhaus begangenen besonders schweren räuberischen Erpressung.

Führungsfunktionäre des „Gremium MC Southgate“ hätten laut Innenministerium unmittelbar an diesen Straftaten mitgewirkt und Delikte im Interesse des Vereins oder seiner Mitglieder im Rahmen der Vereinsstrukturen begangen.

Dem „Chapter Southgate“ wird zudem vorgeworfen, in krimineller Weise seine Macht- und Gebietsansprüche verdeutlicht zu haben. Dazu seien die Mitglieder in Gruppenstärke öffentlich aufgetreten und hätten Körperverletzungs- und Nötigungsdelikte begangen.

Für das Bundeskriminalamt handelt es sich bei dem Motorradclub um die größte nationale „Outlaw Motorcycle Gang“ (OMCG). Zum Kreis dieser polizeirelevanten Rockergruppierungen gehören zum Beispiel auch die „Hell’s Angels“ oder die „Bandidos“.

Vieles deutet darauf hin, dass kriminelle Mitglieder ihre Gewinne überwiegend mit dem Rauschgifthandel und im Rotlichtmilieu machen.
Sicherheitsbericht für Baden-Württemberg 2020

Bei „Gremium MC Southgate“, auch „Chapter Southgate“, handelt es sich dem Ministerium zufolge um eine 2015 gegründete, vorwiegend im Raum Heidelberg aktive Ortsgruppe. Die Mutter, „Gremium MC Germany“, strebe territorialen und finanziellen Machtzuwachs innerhalb der Rockerszene an und versuche regelmäßig, dies mit Gewalt durchzusetzen.

Kriminelle Rockergruppen im Land

In welchem Bereich kriminelle Rockerbanden tätig sind, geht aus dem Sicherheitsbericht Baden-Württemberg für das Jahr 2020 hervor. „Vieles deutet darauf hin, dass kriminelle Mitglieder ihre Gewinne überwiegend mit dem Rauschgifthandel und im Rotlichtmilieu machen.“

Baden-Württemberg ist nach Nordrhein-Westfalen das Bundesland mit den meisten aktiven kriminellen Rockergruppen. Die rund 100 Ortsgruppen der vier global agierenden „Outlaw Motorcycle Gangs“ haben hier etwa 1.400 Mitglieder und Supporter.

In Baden-Württemberg dulden wir keine kriminellen Machenschaften von Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen.
Thomas Strobl, Innenminister (CDU)

Die gesamte Rockerszene ist 2020 selten Öffentlichkeitswirksam in Erscheinung getreten. „Durch Kontaktsperren und Grenzschließungen waren auch hier die illegalen Geschäfte deutlich erschwert“, sagt der Landesvorsitzende im Bund Deutscher Kriminalbeamter, Steffen Mayer.

„In Baden-Württemberg dulden wir keine kriminellen Machenschaften von Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen. Mit den heutigen Ermittlungen führen wir einen schweren Schlag gegen die Rockerszene und machen deutlich, dass kriminelle Aktivitäten Konsequenzen nach sich ziehen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Stuttgart.

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