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Wahl um Landesvorsitz

Bei der CDU in Baden-Württemberg stehen die Zeichen auf Erneuerung

Noch steht Innenminister Thomas Strobl an der Spitze der CDU im Südwesten. Doch Manuel Hagel bringt sich bereits in Position, um den Landesvorsitz zu übernehmen. Und Strobl wird wahrscheinlich freiwillig Platz machen.

Manuel Hagel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg.
Nächster Landesvorsitzender? Manuel Hagel, derzeit CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg, könnte Innenminister Thomas Strobl ablösen. Foto: Marijan Murat/dpa

Im Windschatten der seit Wochen längst nicht mehr nur unter Grünen geführten Debatte um die Nachfolge von Winfried Kretschmann ordnet sich die Südwest-CDU neu. Auf einem Parteitag im Herbst müsste Thomas Strobl zur Wiederwahl als Landesvorsitzender antreten. Oder eben auch nicht.

Die Zeichen stehen auf Erneuerung. Manuel Hagel wirbelt emsig durchs Land, netzwerkt und hat obendrein etwas gut beim Innenminister. Denn der bald 35-Jährige hat ihm im Herbst, als es in der Brief-Affäre Spitz auf Knopf stand, den Kabinettsposten gerettet. Schon deshalb, sind viele Abgeordnete sicher, werde Strobl „den Weg frei machen“.

Mit der Alternative, einer Kampfkandidatur, hat er zudem ganz schlechte Erfahrungen gemacht – damals 2015, als er Guido Wolf bei der Mitgliederbefragung zur Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl glatt unterlag.

Hagel hat „das Ohr an der Mitgliedschaft“

Jeden Tag eine neue Duftmarke: Hagel trifft „Chrisy“, die stellvertretende Generalsekretärin der Bundes-CDU Christina Stumpp. Die beiden schätzen sich und wollen „die Partei von unten neu aufbauen“. In Heilbronn setzt er sich für den Wald ein, in Tübingen für die Landesbühnen, in Rechtenstein für die kleine Wasserkraft und in Allmendingen im Alb-Donau-Kreis für die eigene Karriere beim Jahresempfang, zu dem er 700 Anhänger locken kann.

Er polemisiert gegen die Wahlrechtsreform der Ampel. Er freut sich („Magic Moment“) auf Facebook, weil sein Sohn zum ersten Mal Rad fährt ohne Stützräder. Alles ist wohldosiert – mit Ausnahme seines breiten Schwäbisch. Sogar die Seitenhiebe auf den Koalitionspartner, im sicheren Wissen, dass Winfried Kretschmann öffentlichen Krach in der Landesregierung scheut, die eigenen Botschaften aber an der Basis der Südwest-CDU ankommen. „Wie kein anderer“, bewundert ihn ein Parteifreund, „hat er das Ohr an der Mitgliedschaft.“

Das allein wird nicht reichen. Der in Ehingen geborene Bankbetriebswirt muss seine Bekanntheit beträchtlich steigern. Rund um den jüngsten Baden-Württemberg-Trend von Infratest-Dimap ist CDU-Strategen nicht zum ersten Mal schmerzlich aufgefallen, dass Strobl als Landesvorsitzender im Konzert jener mitspielt, die im Zufriedenheitsranking abgefragt werden.

Kretschmann liegt wie immer vorn, der Innenminister abgeschlagen dahinter, Fraktionschef Hagel kommt nicht vor. Bisher sind seine Werte nur einmal erhoben worden, bei einer Insa-Umfrage, die ihn knapp hinter dem Ministerpräsidenten notierte und deutlich vor Strobl. Weil aber der Grünen-Landeschef Pascal Haggenmüller aus Karlsruhe, dem breiten Publikum zweifellos noch unbekannter, ähnlich gut abschnitt wie Hagel, mochte dessen Team nicht wirklich hausieren gehen mit solchen Zahlen.

Öffentlich hält sich Hagel bedeckt

Offiziell hält sich der frühere Generalsekretär, der sich nach nur fünf Jahren im Landtag an die Spitze der Fraktion katapultierte, ohnehin noch bedeckt. „Ich stehe nicht jeden Tag auf, schaue in den Spiegel und frage mich: Was wird morgen aus mir werden?“, sagt er vor Weihnachten in einem Interview. „Weil er es schon weiß“, ergänzen schmunzelnde Insider mittlerweile.

Geht die Strategie auf, dann gibt es im Herbst ein überzeugendes Delegiertenvotum für den kommenden Mann und den Neuanfang. Im nächsten Jahr bei den Kommunalwahlen soll der erste Erfolg eingefahren, dann 2025 bei der Bundestagswahl eins draufgelegt werden. Und für 2026 steht Baden-Württembergs Rückeroberung für die CDU auf dem Fahrplan.

Landesvertreter stellen im Mai Liste für Europawahl 2024 auf

Mitte Mai kommen die Basisvertreter erst einmal zur Landesvertreterversammlung in Leinfelden zusammen, um die Landesliste für die Europawahl 2024 aufzustellen. Treffen wie diese sind abseits der eigentlichen Tagesordnung immer auch Seismograph für die Stimmung. Hagel könnte seinen Marktwert abermals testen.

„Muss er gar nicht mehr“, heißt es unter den Fans in der Fraktion. Für Längergediente ist die Lage ohnehin offenkundig: Wenn er nicht schnell nach dem Parteivorsitz greift, werde es einer aus dem Bundestag tun. „Aber das weiß der Manuel ganz genau“, sagt einer der Älteren, „und deshalb sind die Würfel schon gefallen.“

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