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Gesundheitsämter zeigen sich zufrieden

Der Lockdown hilft: Kontakt-Nachverfolgung in Baden-Württemberg wird besser

Die Gesundheitsämter im Südwesten zeigen sich erleichtert. Die Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei Corona-Infektionen, die zu Beginn des zweiten Lockdowns noch ein großes Problem war, laufe inzwischen erheblich besser.

Bundeswehrsoldaten in einem Büro beim Telefonieren.
Soldaten der Bundeswehr helfen auch bei den Gesundheitsämtern in der Region bei der Kontaktnachverfolgung von Neuinfizierten. Foto: Bernd Thissen/dpa

Seit mehr als einer Woche liegt nun die sogenannte 7-Tage-Inzidenz von Corona-Infektionen im baden-württembergischen Durchschnitt unter der als entscheidend eingestuften Grenze von 50. Die Lockdown-Maßnahmen haben die Ansteckungsquoten nach unten gedrückt.

Zudem ist eine von der Landesregierung als zentral markierte Säule der Pandemie-Bekämpfung stabil: die Kontaktpersonen-Nachverfolgung (KPNV) von nachweislich Infizierten, das sogenannte „Tracing“. Das geht aus einer Stichproben-Umfrage dieser Zeitung unter 16 von landesweit 44 Gesundheitsämtern hervor.

Alle Ämter erklären, die KPNV gewährleisten zu können, in städtischen wie ländlichen Regionen, ob aktuell mit eher hohen oder niedrigen Ansteckungsraten konfrontiert.

Auch übergeordnete Stellen geben Entwarnung: „Nach den uns vorliegenden Informationen können die Gesundheitsämter zur Zeit die Kontaktpersonennachverfolgung problemlos abbilden“, erklärt der Landkreistag.

Situation hat sich durch Corona-Regeln geändert

Fast alle Gesundheitsämter sind in den Landratsämtern angesiedelt. „Die Kontaktnachverfolgung ist in Baden-Württemberg derzeit in vollem Umfang möglich“, meldet auch das Landes-Gesundheitsministerium von Minister Manfred Lucha (Grüne).

Das sah im Herbst, zu Beginn der zweiten Welle, anders aus. Ende Oktober, zwei Tage vor der Verhängung der später als „Lockdown light“ bezeichneten Maßnahmen, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) unter Verweis auf das Robert Koch-Institut, 75 Prozent der Corona-Infektionen seien nicht mehr klar nachverfolgbar. Damals lag die Inzidenz bei 95.

Mitte November, die Inzidenz war inzwischen auf 134 gestiegen, schrieb das Gesundheitsministerium im Zusammenhang mit der Nachverfolgung von einer „zum Teil nicht mehr bewältigbaren Herausforderung“. Das bisherige Konzept der KPNV wurde überarbeitet, die Ämter durch interne Umschichtungen von Personal sowie durch Medizinstudenten und Soldaten der Bundeswehr verstärkt.

Auch den wenig später weiter verschärften Lockdown rechtfertigte die Landesregierung stets mit der KPNV. Nur bis etwa zu einer Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in einer Woche seien Gesundheitsämter personell in der Lage, die Nachverfolgung zu gewährleisten. Oberhalb der Grenze, die auch im reformierten Bundes-Infektionsschutzgesetz als Schwellenwert für „umfassende Schutzmaßnahmen“ fungiert, drohe man die Kontrolle zu verlieren.

Das Landratsamt kann auch bei der aktuellen Inzidenz die Kontaktnachverfolgung gewährleisten.
Sprecher des Landratsamtes Schwäbisch-Hall

Doch inzwischen trauen sich die personell verstärkten Gesundheitsämter mehr zu. „Das Landratsamt kann auch bei der aktuellen Inzidenz die Kontaktnachverfolgung gewährleisten“, betont eine Sprecherin des Landratsamtes Schwäbisch-Hall. Der Kreis hatte am Montag eine Inzidenz von 118, die höchste im Land. Auch andere Ämter erklären, die Nachverfolgung sei auch oberhalb einer 50er-Inzidenz möglich.

Lockdown hilft bei Nachverfolgung der Infektionsketten

Ein Grund dafür liegt auf der Hand: der Lockdown. Menschen haben wenig Kontakte, also gibt es wenig nachzuvollziehen. Der Rhein-Neckar-Kreis meldet sogar, meist gebe es pro Fall nur eine Kontaktperson. „Das erlaubt uns auch bei einer 7-Tages-Inzidenz über 50, die Infektionsketten nachzuverfolgen“, schreibt ein Sprecher. Entsprechend loben viele Ämter die geltenden Kontaktbeschränkungen.

Zudem berichten alle, betroffene Bürger kooperierten in der Regel gut. Dies lasse jedoch nach. Der Landkreistag erklärt, dem Vernehmen nach nähmen „die Ausnahmefälle zu, in denen Menschen wohl aus Furcht vor den damit verbundenen Konsequenzen Kontakte verschweigen“.

Man habe „konkrete Hinweise“, dass Personen in einigen Fällen „nicht die ganze Wahrheit“ sagten, berichtet das Landratsamt Karlsruhe. „Wenn Personen sich bei Kontakten, in die sie sich laut der geltenden Corona-Regeln nicht hätten begeben sollen, angesteckt haben, ist die Motivation, dies dem Gesundheitsamt zu offenbaren, sicher geringer“, vermutet der Sprecher des Amtes.

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