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„I hätt do mol e Frog”

Desinfektionsmittel im Fokus: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Die Zahlen der Corona-Infizierten steigen wieder. Ein wichtiger Baustein im Schutz gegen das Virus ist die richtige Hygiene. Gerade Desinfektionsmittel sind seit Beginn der Pandemie ein großes Thema im Alltag geworden. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Eine Krankenschwester reinigt sich ihre Hände mit Desinfektionsmittel in einem Kreiskrankenhaus.
In Krankenhäusern sind die Mitarbeiter den Umgang mit Desinfektionsmittel längst gewohnt. Für viele Bürger ist es im Alltag aber eine Neuheit. Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa

Desinfektionsmittel kam im Alltag vieler Menschen nicht vor - bis zum Beginn der Corona-Pandemie. Plötzlich waren Hygienetipps für die Hände gefragt, ebenso das Mittel selbst. Welche Mittel sind gut und wie binde ich sie in meinen Alltag ein? Wie geht es Behörden, Sportvereinen und Gaststätten, die verstärkt Desinfektionsmittel einsetzen müssen? Redakteur Sebastian Raviol stellt die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Mittel zusammen, das die Verbreitung des Coronavirus verlangsamen soll.



Wie wichtig ist Handhygiene im Alltag?

„Wie bei der Grippe kann ein Griff ins Gesicht im Bereich von Nase, Mund oder Augen ausreichen, um sich mit einem Virus wie dem neuartigen Coronavirus zu infizieren”, sagt Eberhard Kniehl. Der Leiter der Krankenhaushygiene im Städtischen Klinikum Karlsruhe rät zu gründlichem Händewaschen. „Das kann das Risiko einer Ansteckung verringern.” Händewaschen sei nach jeder kontaminierenden Tätigkeit - Toilettengang, Schnäuzen oder Husten in die Hand - wichtig. Das sollte dann auch gründlich erfolgen und kann 20 bis 30 Sekunden dauern.

Wer stellt Desinfektionsmittel her?

Namhafte Alkoholanbieter haben ihre Produktion in der Coronakrise umgestellt und Desinfektionsmittel hergestellt. Auch Apotheken haben Mittel selbst produziert. Die Herstellung und der Verkauf dieser eigenen Mittel ist Apotheken dank einer Ausnahmeregelung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin noch bis 6. Oktober möglich. Ob die Frist verlängert wird, ist noch offen, wie ein Sprecher der Bundesanstalt sagt: „Da gibt es noch keine Entscheidung.” Die werde von Experten und Vertretern der Ministerien wohl im September getroffen.

Gibt es ausreichend Desinfektionsmittel?

Aus Sicht des Landesapothekerverbands gibt es derzeit ausreichend Desinfektionsmittel. „Die industrielle Herstellung von Desinfektionsmitteln und damit deren Lieferfähigkeit hat wieder Fahrt aufgenommen”, teilt Sprecher Frank Eickmann mit. „Zur Zeit sind die Vorlieferanten der Apotheke, insbesondere der Pharmazeutische Großhandel, bei entsprechenden Bestellungen der Apotheken lieferfähig.” Die Nachfrage der Kunden sei wieder gesunken. ”Es ist jedoch nicht unrealistisch, dass die Nachfrage mit der Zahl der Neuinfektionen wieder ansteigt”, so Eickmann.

Wie ist der Einsatz von Desinfektionsmittel sinnvoll?

Im privaten Haushalt ist es nicht notwendig, Desinfektionsmittel einzusetzen - so sieht es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Haut wird durch das Mittel auf Dauer trockener und anfälliger für Erreger. Ausreichend Schutz durch eine Schmierinfektion würden „häufiges und richtiges Händewaschen mit Seife und die regelmäßige Reinigung von Oberflächen und Türklinken” bieten. Wenn allerdings an Covid-19 erkrankte Menschen im eigenen Haushalt betreut werden, kann der Einsatz von Händedesinfektionsmittel angemessen sein. Generell rät Frank Eickmann vom Landesapothekerverband dazu, unterwegs im Auto oder in der Tasche ein Fläschchen Desinfektionsmittel dabei zu haben. „Immer dann, wenn ich keine Möglichkeit habe, mir die Hände zu waschen”, sagt er.

Welche Mittel eignen sich?

Es gibt Desinfektionsmittel für die Hände und für Flächen. Für das Reinigen von Oberflächen und Türklinken empfiehlt das BfR haushaltsübliche tensidhaltigen Wasch- und Reinigungsmittel. Wer Händedesinfektionsmittel nutzt - etwa, weil es einen Corona-Fall im eigenen Haushalt gibt - sollte demnach auf ein hautverträgliches Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis zurückgreifen, das mit mindestens „begrenzt viruzid“ bezeichnet ist. Im Städtischen Klinikum werden alkoholische Händedesinfektionsmittel verwendet. „Diese Präparate sind wirksam gegen Bakterien, Pilze und behüllte Viren wie Influenza- oder Coronaviren”, sagt Hygieneleiter Eberhard Kniehl.

Wie gefährlich ist es, als Laie Desinfektionsmittel selbst zu mischen?

Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, wie Desinfektionsmittel selbst gemischt werden können. Die Anleitungen waren vor allem in Zeiten gefragt, in denen die Mittel knapp wurden. Unter anderem die Berliner Apothekenkammer warnte aber dringend davor, dass Laien selbst tätig werden. „Für die Herstellung werden feuergefähr­liche Chemikalien benötigt, deren Verwendung aus guten Gründen reguliert ist“, betonte Präsidentin Kerstin Kemmritz. Außerdem ist zu hinterfragen, ob es Laien treffsicher gelingt, ein reines und wirksames Desinfektionsmittel herzustellen.

Wie setzen Gaststätten und Hotels Desinfektionsmittel ein?

„Mittlerweile hat es sich in den Betrieben eingespielt”, sagt Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) über den Umgang mit Desinfektionsmittel. „Der Verbrauch ist groß, aber finanzielle Probleme gibt es aus vielen Gründen.” Die Mehrkosten für Desinfektionsmittel spielten da eine untergeordnete Rolle. Bei den Restaurants seien die Außenbereiche gut gefüllt, die Innenbereiche aufgrund des Sommers und der Abstandsregelung dafür eher leer. Die Hotels klagen über ausbleibende Geschäftsreisende.

Wie setzen Sportvereine Desinfektionsmittel ein?

Die Sportvereine sind es gewohnt, ihre Nutzflächen zu reinigen. „Aber Desinfektionsmittel in dieser Menge ist für sie neu”, sagt Michael Titze, Geschäftsführer des Badischen Sportbunds Nord. „Der organisatorische und finanzielle Aufwand ist für sie enorm.” Vor allem bei der Organisation von Wettbewerben, bei denen die Sportler ein Gerät nutzen - beim Turnen etwa - müsse viel beachtet werden. Für kleine Vereine sei der finanzielle Aufwand beim Desinfektionsmittel überschaubar. „Bei Vereinen mit mehreren tausend Mitgliedern reden wir von einer anderen Größenordnung.” Doch die hätten eben auch mehr Einnahmen. Generell seien die Vereine dankbar, überhaupt Sport ausüben zu dürfen.

Wie viel Desinfektionsmittel wird von den Behörden nachgefragt?

Das lässt sich ganz gut für die Polizei Baden-Württemberg sowie deren Dienststellen beantworten. Für deren Bedarf ist das Logistikzentrum Baden-Württemberg (LZBW) als zentrale Beschaffungsstelle zuständig. Laut Innenministerium wurden seit Beginn der Pandemie in dem Zusammenhang 30.500 Liter Hände- und 12.900 Liter Flächendesinfektionsmittel geordert - natürlich auch in Zeiten, in denen die Mittel knapp und teuer waren. Insgesamt haben die Desinfektionsmittel etwa 800.000 Euro (Händedesinfektion) bzw. 300.000 Euro (Flächendesinfektion) gekostet.

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