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Steigende Kosten

Warnung der Diakonie Baden: Kliniken, Kitas und Co. vor Kollaps wegen Kostenexplosion

Wegen der Energiekrise fürchten manche einen kalten Winter. „Dass es nicht kalt wird im Miteinander, wenn wir selbst Hilfe brauchen, dafür sorgen unsere sozialen Sicherungssysteme“, sagt der Chef der Diakonie Baden in Karlsruhe.

Urs Keller, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Baden, vor dem Haus der Diakonie in Karlsruhe.
Urs Keller, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Baden, vor dem Haus der Diakonie in Karlsruhe. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Angesichts steigender Kosten hat die Diakonie Baden vor einem Zusammenbruch sozialer Sicherungssysteme gewarnt. Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen, Beratungsstellen und Hilfsangebote für Menschen mit Behinderungen seien nicht nur wegen des Fachkräftemangels in Gefahr, sagte der Vorstandsvorsitzende Urs Keller in einem jetzt in Karlsruhe veröffentlichten Videoblog. „Bei manchen geht es um die Existenz.“

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) fürchtet ebenfalls Insolvenzen. Die oppositionelle SPD im Stuttgarter Landtag sieht auch die Landesregierung in der Pflicht.

Explodierende Kosten treffen Einrichtungen hart

Die explodierenden Kosten träfen die Einrichtungen hart, sagte Keller. Derartige Steigerungen seien in den Preisvereinbarungen nicht abgebildet. „Alles, was unser Dasein sicher macht, unsere sozialen Sicherungssysteme sind aufs Äußerste belastet“, erklärte er. „Im Extremfall droht das Aus, die Schließung. Das heißt ganz konkret, die Menschen dort können nicht mehr versorgt werden. Und was dann?“

Stattdessen werde über das Ausmaß der Weihnachtsbeleuchtung diskutiert, kritisierte der Diakonie-Chef in Baden. „Wir brauchen wirklich vieles: einen Sozialgipfel, finanzielle Hilfspakete, vor allem mehr gemeinsame Verantwortung für unser soziales Dasein – und nicht die Haltung „Irgendjemand richtet es schon“.“

Viele fürchteten wegen der steigenden Energiepreise einen kalten Winter. „Dass es nicht kalt wird im Miteinander, wenn wir selbst Hilfe brauchen, dafür sorgen unsere sozialen Sicherungssysteme“, so Keller. „Und genau um die müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen.“

Die Vizevorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Dorothea Kliche-Behnke, teilte am Dienstag mit: „Jetzt muss das Land aus seinem Dornröschenschlaf erwachen und seinen Beitrag zum Schutz sozialer Einrichtungen in Baden-Württemberg leisten!“

Insbesondere dort, wo Entgelte für soziale Einrichtungen nicht über Bundesregelungen verhandelt werden, müsse das Land gerade Kommunen stützen. Sozialminister Manne Lucha und Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne) „müssen endlich tätig werden“.

Kliche-Behnke verwies zudem auf Maßnahmen der Bundesregierung, an der ihre Partei beteiligt ist: So werde die Energiepreisbremse auch den Einrichtungen helfen und Mehrbelastungen drosseln.

Die Wohngeldreform werde Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderung bei Wohn- und Heizkosten helfen, selbst wenn sie im Heim oder in einer Wohngemeinschaft leben. Das Bundesgesundheitsministerium arbeite an gesonderten Hilfen für Kliniken und die SPD-Bundestagsfraktion daran, wie soziale Dienstleister, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen oder Tafeln bei Bedarf unter einen Schutzschirm kommen können.

Rote Zahlen laut Krankenhausgesellschaft

Die Krankenhausgesellschaft hatte Mitte September mitgeteilt, 61 Prozent der Teilnehmer einer BWKG-Umfrage schrieben in diesem Jahr rote Zahlen.

Die schon vor der Corona-Pandemie unterfinanzierten Kliniken blieben auf erhöhten Preisen für Energie, Medizinprodukte, Lebensmittel und Dienstleistungen sitzen, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag damals. Die Zusatzkosten beliefen sich auf 640 Millionen Euro im Land. „Das bezahlt niemand aus der Portokasse.“

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