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Eine Rose als Dankeschön: Politiker und Unternehmen verschenken immer wieder Rosen zum Weltfrauentag – das kommt mal besser, mal schlechter an.

PR-Aktionen gingen schief

Die größten Fails zum Weltfrauentag: Gutscheine für die Fahrschule und eine Cellulite-Behandlung

Zum Weltfrauentag schenkt man Frauen einen Gutschein für die Fahrschule oder für eine Cellulite-Behandlung. Klingt komisch? Einige PR-Aktionen gingen mächtig schief.
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Wenn die Supermärkte die Preise für Sekt und Schokolade senken und die Bundeswehr mit einer rosa Anzeige für Gleichberechtigung wirbt, weiß man: Es ist Weltfrauentag. Dann gibt es in Parfümerien den Rabatt-Code „Girlpower“ und in sozialen Netzwerken Männer, die einen „Dank an unsere Frauen“ posten.

Wie der Weltfrauentag von Handel, Verbänden und Politik teils interpretiert wird, sorgt immer wieder für Kritik. Für die Autorin Katharina Nocun ist der 8. März „der Tag, an dem wir von der Wirtschaft Gleichberechtigung fordern und statt dessen Rabatt-Codes für Make-up und Schuhe bekommen“.

Ein Blick auf fehlgeschlagene PR-Aktionen zum Weltfrauentag und eine Kampagne, die es besser machen möchte.

Kritik an den Werbe-Aktionen: „Sowas braucht keine Frau“

Zum Weltfrauentag schenkt der Chef allen Mitarbeiterinnen einen Lippenstift, eingraviert ist der Name des Unternehmens. „Sowas braucht keine Frau“, sagt Jasmin Mittag.

Wir zelebrieren ja eigentlich, dass Frauen als Menschen angesehen werden.
Jasmin Mittag, Feministin

Die feministische Aktivistin hält auch nichts davon, an dem Tag Rosen zu verteilen. „Es leitet ein bisschen in die Irre. Wir zelebrieren ja eigentlich, dass Frauen als Menschen angesehen werden.“ Doch dass die Frauenbewegung gleiche Rechte für Frau und Mann erreicht habe, wüssten viele Menschen nicht. „Es ist sehr erschreckend, dass dieses Wissen nicht im Mainstream vorhanden ist“, sagt Mittag.

Mit einer eigenen Kampagne will sie es besser machen. Unter dem Motto „Wer braucht Feminismus?“ sammelt Mittag seit neun Jahren Stimmen, mittlerweile sind es über 3.000, auch Prominente haben sich beteiligt.

Die Kampagne „Wer braucht Feminismus?“ wendet sich gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung.
Die Kampagne „Wer braucht Feminismus?“ wendet sich gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung. Foto: Jasmin Mittag

„Wir verstehen uns als soziale Bewegung gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung“, sagt Mittag. Zum Weltfrauentag ruft sie Frauen auf, Fotos für ihre Kampagne einzusenden.

Kopf der Kampagne: Jasmin Mittag sammelt Statements zur Frage “Wer braucht Feminismus?”.
Kopf der Kampagne: Jasmin Mittag sammelt Statements zur Frage “Wer braucht Feminismus?”. Foto: Jasmin Mittag

Misslungene PR-Aktion: Männer schätzen für Frauen die Lage ein

Der Twitter-Kanal der Immobilienfirma „Engel&Völkers“ aus Schleswig-Holstein hat weniger als 100 Follower. Vor zwei Jahren erreichte die Firma aber mit einem Tweet 640 Likes, 734 Kommentare und 1.305 Retweets. Dahinter steckte ein missglückter Tweet zum Weltfrauentag. „Der Vorstand spricht über weibliche Vorbilder“, schrieben die Verantwortlichen. Dazu ein Foto: fünf Männer im Anzug.

Die Reaktionen der Twitter-Nutzer reichten von der Frage „Ist das ein Witz?“ über „Gänsehäut“ bis hin zur Feststellung: „Für Frauen habt Ihr ja nicht so viel übrig.“

Mittlerweile sitzt eine Frau im Vorstandsteam des Unternehmens. „Wir fördern Frauen in Führungspositionen“, heißt es auf Nachfrage. Aber ein erneuter PR-Fehltritt zum Weltfrauentag scheint ausgeschlossen: „Für den kommenden Weltfrauentag ist keine Aktion geplant.“

Fernsehsender: Zum Weltfrauentag was „Knackiges“

In der Sendung „Der Bachelor“ wählt ein attraktiver Junggeselle aus mehreren Frauen seine künftige Lebenspartnerin aus. RTL wies seine Twitter-Nutzer 2017 auf die Sendung hin: „Zum #weltfrauentag was Knackiges für die Damenwelt.“ Nutzer warfen dem Sender daraufhin Sexismus vor.

Auf die Frage, ob der Sender dies „selbst am Weltfrauentag nicht lassen“ könne, antwortete RTL auf dem Social-Media-Kanal: „Gerade am Weltfrauentag können wir es nicht lassen.“

Auf Nachfrage äußerte sich RTL nicht zum Fall.

Gewinnspiel: Gutschein für die Fahrschule

Die österreichische Zeitung „Heute“ bewarb einmal zum Frauentag ein Gewinnspiel mit „fantastischen Preisen“ für die Leserinnen. Unter den Gewinnen: Gutscheine für eine Cellulite-Behandlung und für eine Fahrschule.

Gutschein für eine Botox-Behandlung: Manche Angebote zum Weltfrauentag stoßen in den sozialen Medien auf starke Kritik.
Gutschein für eine Botox-Behandlung: Manche Angebote zum Weltfrauentag stoßen in den sozialen Medien auf starke Kritik. Foto: Jan Vogel / Twitter

Auch andere Werbeanzeigen gingen krachend schief. Ein Restaurant warb mit einem Foto, auf dem eine nackte Frau an einem rohen Steak lecken wollte („Happy International Womens Day!“).

Besonders der Fokus auf das Äußerliche sorgt für Kritik. Ein Haushaltsgerätehersteller warb zum Frauentag mit einem Haarentferner. Ein Süßwaren-Hersteller zeigte Schminke, Sonnenbrille, ein Handy und einen Schokoriegel und schrieb: „Alles, was Mädels brauchen. Happy Weltfrauentag euch!“

Bei beiden PR-Aktionen gab es kritische Rückmeldungen. Nutzer schrieben, sie würden Produkte dieser Unternehmen künftig meiden. „Ihr habt echt so ungefähr gar nicht verstanden, worum es bei dem Tag geht“, schrieb einer.

Protest in Frankfurt: Mit Damenschuhen demonstrierte Amnesty International am Weltfrauentag 2014 gegen die Diskriminierung von Frauen weltweit.
Protest in Frankfurt: Mit Damenschuhen demonstrierte Amnesty International am Weltfrauentag 2014 gegen die Diskriminierung von Frauen weltweit. Foto: Frank Rumpenhorst picture alliance / dpa

Blumen: Vor allem Osteuropäer setzen auf die Tradition

Rote Nelken zum Frauentag. Diese Tradition rührt noch aus Zeiten des Sozialismus, die rote Nelke gilt als Symbol der Arbeiterbewegung. Vor allem sind es Bürger aus der ehemaligen DDR und aus Osteuropa, die am Frauentag bei ihr Blumen kaufen, berichtet die Pforzheimer Blumenhändlerin Sonja Schäfer. „Italiener kaufen eher gelbe Mimosen“, sagt sie.

„Das wird jedes Jahr ein bisschen mehr.“ Mittlerweile verkaufe sie am Frauentag drei Mal so viele Blumen wie an üblichen Tagen. Die Kunden beschenkten ihre Frau, Mutter, Schwiegermutter, Tochter oder auch mal die Mitarbeiterin im Blumenladen. „Es ist ihnen einfach wichtig, Wertschätzung zu zeigen“, sagt Schäfer.

Es ist weiter wichtig, auf bestehende Probleme hinzuweisen.
Astrid Stolz, Gleichstellungsbeauftragte aus dem Landratsamt Karlsruhe

Die Kritik, das Blumenschenken gehe am Sinn des Frauentages vorbei, kann sie nicht nachvollziehen. „Aber vielleicht bin ich da zu gleichberechtigt“, sagt Schäfer und lacht.

Gleichstellungsbeauftragte: Blumen lieber das ganze Jahr

„Es würde mich freuen, wenn wir nicht alles auf den 8. März reduzieren“, sagt Astrid Stolz. Die Gleichstellungsbeauftragte aus dem Landratsamt Karlsruhe betont aber die Bedeutung des Weltfrauentags. „Es ist weiter wichtig, auf bestehende Probleme hinzuweisen“, sagt Stolz.

Es gehe um große Themen wie den Anteil von Frauen in Parlamenten und Führungspositionen von Unternehmen, um gleiche Bezahlung für gleiche Jobs oder darum, dass Frauen mehr von Altersarmut und häuslicher Gewalt betroffen sind. „In den Bereichen gibt es viel Verbesserungsbedarf.“

Die Angebote von Supermärkten, eigens für den Frauentag Sekt oder Schokolade vergünstigt anzubieten, kritisiert Stolz: „Das hat nichts mit dem Frauentag zu tun.“ Der Tradition mit dem Blumenschenken kann die Gleichstellungsbeauftragte schon mehr abgewinnen. „Das ist natürlich schön“, sagt Stolz. „Aber man sollte nicht nur zum Frauentag Blumen bekommen.“

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