Interaktive Zeitreise

Diese sieben Grafiken zeigen, wie sich Baden-Württemberg in 70 Jahren verändert hat

Baden-Württemberg wird 70 Jahre alt. Wie hat sich das Land seitdem entwickelt? Ein Überblick in interaktiven Grafiken.

Wie hat sich Baden-Württemberg in den letzten 70 Jahren verändert? Sieben Grafiken zeigen es. Foto: Maxim/Adobe Stock/BNN

Das hat es so noch nie in Deutschland gegeben: Baden-Württemberg ist das einzige der 16 Bundesländer, das bei einer Volksabstimmung aus drei eigenständigen Bundesländern entstanden ist - nach hitzigen Debatten. Schließlich gibt es bis heute durchaus eine gewisse Rivalität zwischen Badenern und Württembergern.

Sie wollen wissen, ob ihr Heimatort badisch oder württembergisch ist? Das zeigen wir Ihnen hier.

Trotz aller Rivalität - am 25. April 1952, also vor genau 70 Jahren, kam es schließlich zum Zusammenschluss. Wie hat sich das zusammengewachsene Baden-Württemberg seitdem verändert?

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Aus drei Ländern wird eines

Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das aus einem Volksentscheid entstand. Zuvor waren 1949 aus den französischen und amerikanischen Besatzungszonen drei eigenständige Bundesländer hervorgegangen.

Das änderte sich am 9. Dezember 1951, als die Bürger in einer kontrovers diskutierten Volksabstimmung für einen Zusammenschluss stimmten. In drei der vier Abstimmungsbezirke gab es dafür eine Mehrheit.

Mit der Bildung einer einzigen Landesregierung am 25. April 1952, um 12.30 Uhr, war das Land Baden-Württemberg schließlich offiziell gegründet.

Immer weniger selbstständige Gemeinden

Nach dem Zusammenschluss von Württemberg-Hohenzollern, Baden und Württemberg-Baden gab es im neuen Bundesland noch mehr als 3.000 selbstständige Gemeinden. Während sich Wirtschaft und Gesellschaft in den Nachkriegsjahren wandelten, passte sich die öffentliche Verwaltung zunächst kaum an neue Anforderungen und Herausforderungen an.

Erst in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gewann der Gedanke, die Verwaltung umfassend zu reformieren, und der Wunsch nach größeren Verwaltungseinheiten zunehmend Fürsprecher. Letztlich kam es zu Beginn der 1970er Jahre zu einer umfassenden Gebietsreform.

Immer weniger Menschen unter einem Dach

1952 kamen auf 100 Wohnungen noch 420 Einwohner. Das heißt: Im Schnitt teilte sich jeder Bewohner sein Zuhause mit drei weiteren Menschen.

Ende der 1960er Jahre war der Drei-Personen-Haushalt die Norm: In einer Wohnung lebten im Schnitt noch 3,2 Menschen.

Und heute? Nur noch etwa zwei Menschen teilen sich eine Wohnung - ziemlich genau halb so viele, wie vor 70 Jahren.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

In Baden-Württemberg wird immer später geheiratet. Im Durchschnitt sind Frauen in Baden-Württemberg heute 31,6 Jahre alt, wenn sie erstmals den Bund der Ehe eingehen - und Männer sogar 34 Jahre. Vor 70 Jahren waren Männer und Frauen noch etwa sechs Jahre jünger.

Jetzt sind Sie dran! Wie hat sich die Zahl der Eheschließungen und Scheidungen in Baden-Württemberg verändert? Schätzen Sie selbst und zeichnen Sie eine Linie bis zum Jahr 2020 ein.

Die Hunderttausenden, die ins Ländle kamen

Vor allem Kriegsheimkehrer, DDR-Flüchtlinge und und Gastarbeiter aus Italien, der Türkei, Griechenland oder Jugoslawien sind es, die in den 1950er und 60er Jahren nach Baden-Württemberg kommen.

1973 wird die Anwerbung von Gastarbeitern in Folge der Ölkrise gestoppt - die Zahl der Zuzüge nach Baden-Württemberg bricht ein.

Danach verlassen mehr Menschen Baden-Württemberg, als neu zuziehen - eine Seltenheit in Baden-Württemberg. Zwischen 1974 und 1976 liegt das Minus bei rund 132.000 Menschen.

Das ändert sich erst Ende der 1980er Jahre wieder. Spätaussiedler aus dem Ostblock, Bürger der ehemaligen DDR und Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien finden in Baden-Württemberg eine neue Heimat.

Nach 1994 geht die Zahl der Zuwanderer über viele Jahre deutlich zurück. Mit der Flüchtlingskrise 2015 erreicht die Zuwanderung jedoch ihren vorläufigen Höhepunkt.

Der Aufstieg des Autos

Das Auto, das liebste Fortbewegungsmittel im Daimler-Ländle? Das war nicht immer so. 1952 wurden in Baden-Württemberg fast doppelt so viele Motorräder, Mopeds und Motorroller neu zugelassen wie Pkw. Bis heute hat sich das drastisch gewandelt: Mittlerweile ist die Zahl der neu zugelassenen Autos mehr als zehn Mal so hoch wie die der neuen motorisierten Zweiräder.

1952 wurden in Baden-Württemberg fast doppelt so viele Krafträder - Motorräder, Mopeds und Roller - zugelassen, wie Autos.

Der Siegeszug der Autos im Ländle sollte erst 1955 beginnen. Knapp 63.000 Pkw wurden damals neu zugelassen und nur noch 37.000 Zweiräder.

Die Ölkrise 1973 kann den Autoboom nur kurz unterbrechen. Schon 1975 erreicht die Zahl der Neuzulassungen wieder das Niveau von 1973.

Anfang der 80er Jahre feiert das Zweirad ein kurzes Comeback. 1982 werden knapp 44.000 Mopeds und Motorräder neu zugelassen - fast so viele, wie 1954.

Nach der Wiedervereinigung steigt die Zahl der Pkw-Neuzulassungen sprunghaft an. So viele wie 1991 sollte es bis heute nicht mehr geben.

Jetzt sind Sie dran! Wie hat sich die Zahl der Neuzulassungen seit 1990 in Baden-Württemberg verändert? Schätzen Sie selbst und zeichnen Sie eine Linie ein.

Die Gefahren des Straßenverkehrs

Technischer Fortschritt, besser ausgebaute Straßen und strengere Straßenverkehrsregeln - man denke beispielsweise an die Gurtpflicht seit dem 1. Januar 1976 - haben das Autofahren im Ländle sicherer gemacht - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.

In den vergangenen Jahrzehnten ist nicht nur das Verkehrsaufkommen deutlich gestiegen, sondern auch die Zahl der Verkehrsunfälle.

Nach einem Rückgang Mitte der 1990er Jahre haben die Verkehrsunfälle fast in jedem Jahr zugenommen - bis zum bisherigen Höchststand 2019.

Die Zahl der verunglückten Personen aber geht seit Mitte der 1970er Jahre tendenziell zurück. Nach dem Allzeithoch 1972 ist die Zahl der Verunglückten in der Corona-Pandemie 2021 sogar auf den niedrigsten Stand seit 1952 gefallen.

Noch deutlicher ist der Trend bei Schwerverletzten: 2021 wurden noch 6.601 Menschen bei Verkehrsunfällen schwer verletzt - rund ein Viertel dessen, was die Polizei im Rekordjahr 1972 vermeldete. 1952 lag die Zahl der Schwerverletzten immerhin noch drei Mal so hoch wie heute.

1952 starben auf baden-württembergischen Straßen noch 1330 Menschen - gut vier Mal so viele, wie im Jahr 2021.

Sie wollen noch mehr über 70 Jahre Baden-Württemberg erfahren? In einer Serie beleuchten die BNN jedes Jahrzehnt ausführlich: