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Forderungen ans Land

Wegen hoher Belastung: Unzufriedenheit bei Schulleitern in Baden-Württemberg wächst in der Corona-Krise

Schulleiter sind Manager des Unternehmens Schule. Die Fülle ihrer Aufgaben ist in der Corona-Krise gewachsen, doch die Zeit, sie zu erfüllen, nimmt nicht entsprechend zu. Das führt zu Frust.

Eine Lehrerin in Baden-Württemberg schreibt in einer Schule an eine Tafel.
Schulleiter in Baden-Württemberg sind frustriert. Die Belastung hat in der Corona-Pandemie zugenommen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Fast jeder dritte Schulleiter im Südwesten übt in Corona-Zeiten seinen Job nur ungern oder eher ungern aus. Vor der Pandemie – also im Jahr 2019 – empfand nur jeder Zwanzigste der vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragten Schulleiter diese Unlust, teilte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Freitag in Stuttgart mit.

Zu der miesen Stimmung trägt der Lehrkräftemangel bei, den 52 Prozent der Schulleiter als eines der größten Probleme beklagen. Bundesweit gaben dies 46 Prozent der Befragten an.

VBE-Landeschef Gerhard Brand sagte, diese Werte seien keine Warnsignale mehr. „Nein, das Haus brennt lichterloh.“ Die Qualität des Bildungssystems sei in Gefahr. Das Land habe seine Hausaufgaben nicht gemacht. Das Kultusministerium hingegen verwies auf Schritte zur Entlastung der Pädagogen.

Unzufriedenheit hat in der Corona-Krise stark zugenommen

In der Corona-Krise haben die Rektoren und Rektorinnen laut der Umfrage ihre eigene Arbeit zunehmend kritischer bewertet. Im Jahr 2019 gaben noch 69 Prozent von ihnen an, zufrieden mit der Erfüllung ihrer Aufgaben zu sein. 2021 war das nur noch rund jeder oder jede zweite (52 Prozent); und 43 Prozent erklärten, nur gelegentlich ihren Aufgaben gerecht werden zu können. Zum Vergleich: 2019 gaben das zwölf Prozent an.

Die ständig wachsenden Herausforderungen während der Pandemie haben nach Worten Brands die Belastung der Schulleiter noch verschärft. Schulen hätten mit der Notbetreuung der Kinder und Überwachung von Corona-Tests Aufgaben der Kommune beziehungsweise der Gesundheitsämter übernehmen müssen.

Die Digitalisierung habe die Führungskräfte überdies in Atem gehalten. Und nicht zuletzt gebe es fast an jeder Schule Impfgegner unter den Eltern, die den Kollegien das Leben schwer machten.

VBE-Landeschef: Erleichterung kommt nicht mit höherem Gehalt

Schulleiter brauchen nach Überzeugung des VBE nicht unbedingt mehr Geld, sondern mehr Leitungs- und weniger Unterrichtsstunden. Eine Reduzierung der Lehrverpflichtung sei bereits unter der Vorgänger-Regierung beschlossen, aber nie umgesetzt worden. Bei der Leitungszeit besteht aus Sicht von 88 Prozent der Befragten der größte Veränderungsbedarf.

Die schwindende Identifikation der Schulleiter mit ihrem Job zeigen die Antworten auf die Frage, ob sie ihren Beruf weiter empfehlen würden. 48 Prozent würden dies in keinem Fall oder wahrscheinlich nicht tun. 2019 waren das nur 26 Prozent.

Wenn sich da nichts ändert, gehen die Schulleiter in die innere Kündigung.
Gerhard Brand, VBE-Landeschef

Erleichterung könnten Schulverwaltungsassistenten oder mehr Sekretärinnenstellen bringen. „Wenn sich da nichts ändert, gehen die Schulleiter in die innere Kündigung“, betonte Brand. Nicht wenige von ihnen trügen sich mit dem Gedanken, das Amt abzugeben. Im Südwesten waren Stand Juli dieses Jahres 179 Schulleiterstellen vakant.

Das Ministerium betonte, 160 Stellen zur Entlastung der Schulleitungen im Haushalt für 2022 verankert zu haben. „Das ist ein weiterer Schritt in unserem Konzept zur Stärkung der Schulleitungen, in dem es in einer ersten Stufe schon Gehaltsaufbesserungen und zusätzliche Konrektorenstellen gegeben hat“, erklärte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Es seien auch Anrechnungsstunden für die Umsetzung von Lernen mit Rückenwind gewährt worden.

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