Um den derzeit arg gebeutelten Bauern in Baden-Württemberg eine Perspektive zu geben, will das Land nach der Sommerpause auf die Landwirte zukommen und Handel sowie Verbraucher in die Pflicht nehmen. Es gebe „ein Missverhältnis zwischen den Anforderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft einerseits und dem Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher andererseits“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwoch bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbands in Fellbach. „Da klafft eine gewaltige Lücke“, kritisierte er. Das Land wolle daher die seit langem diskutierte Idee eines sogenannten Gesellschaftsvertrags angehen und bis zum Sommer 2024 abschließen.
Regionalität steht im Vordergrund
Ziel sei es, in einem „Strategiedialog“ mit Gesprächen und in Arbeitsgruppen einen breiten Konsens darüber zu erzielen, „wie wir gemeinsam das Beste rausholen für alle“. Kretschmann betonte, auch bei den bisherigen Dialogen zu den Themen „Mobilität“ und „Gesundheitswirtschaft“ habe sich das Format als guter Hebel erwiesen, weil sie alle Akteure eines Thema an einem Tisch versammelten und jeder seine Binnenlogik verlasse. Am Ende des Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft sollten konkrete Modellprojekte stehen, versprach der Ministerpräsident. Themen seien hier zum Beispiel die Regionalität und die Außer-Haus-Verpflegung.
Nach der Auftaktveranstaltung im Sommer sollten im kommenden Jahr die Projekte an den Start gehen. Federführend sei das Staatsministerium. „Das heißt, was in den Strategiedialogen Thema ist, landet früher oder später am Kabinettstisch“, sagte Kretschmann den Bauern zu.
Landesbauernpräsident Joachim Rukwied sagte die Zusammenarbeit zu und forderte „ein klares gesellschaftliches und politisches Bekenntnis zu unserer Landwirtschaft und zur heimischen Lebensmittelerzeugung“.