Tausende Schulen in Baden-Württemberg sollen das Hochschulnetz des Landes (Belwü) verlassen. Davon sind nach Angaben von Belwü mehr als 2000 Schulen betroffen. Diese müssen sich nun für ihre Webauftritte neue Anbieter suchen.
Für Mailkonten und digitale Lernplattformen falle die Anbietersuche weg, diese sollen auf eine zentrale Plattform verlagert werden. Dies teilte Belwü den Schulträgern im Südwesten am Freitag in einem Schreiben mit, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Zur Begründung heißt es darin, es gebe „veränderte rechtliche Rahmenbedingungen“. Zudem werde eine „langfristige Perspektive für einen gesicherten Betrieb“ benötigt. Diese könne das Kultus- und Wissenschaftsministerium „aus verschiedenen Gründen nicht verlässlich dauerhaft erbringen“.
Das Landeshochschulnetz nimmt demnach ab sofort keine neuen Schulen mehr auf und möchte mit Beginn im Oktober die bestehenden Auftritte der Schulen im Hochschulnetz einstellen, wie es heißt. Empfehlungen für alternative Dienstleister könne man aus Wettbewerbsgründen keine geben, so Belwü.
Schulen müssen mitten in der Pandemie umstellen
Der Philologenverband Baden-Württemberg übt scharfe Kritik. Mitten im Corona-Lockdown und im digitalen Fernunterricht erfahren tausende Schulen, die den Internetanschluss, ihre Homepage, die Lehrer-Emailkonten und Moodle-Lernplattformen bei BelWü betreiben, dass diese jetzt sukzessive beendet werden sollten, teilte der Landesvorsitzende Ralf Scholl am Montag mit.
Es sei völlig unverständlich, dass zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren eine bestehende Struktur abgerissen werde, ohne dass rechtzeitig ein funktionierender Ersatz bereitstehe. Der Verband forderte die Landesregierung am Montag auf, den Vertrag mit Belwü zu verlängern und in der Zwischenzeit eine landeseigene Lösung zu schaffen.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Timm Kern, teilte zu der Entscheidung mit, sie komme überraschend und zur Unzeit. Die Beweggründe blieben unklar und die Ministerien die Hinweise für den nunmehr notwendigen Anbieterwechsel der Schulen schuldig, so Kern. Das Kultus- und das Wissenschaftsministerium haben sich auf Anfrage dazu zunächst nicht geäußert.