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Drosten für Modellversuch

Inzidenz steigt weiter: Fortgang des Tübinger Modellprojekts offen

Wie geht es weiter mit dem Tübinger Modellprojekt und - geht es überhaupt weiter? Die Infektionszahlen gehen auch in der Stadt stabil nach oben. Hab-Acht-Stimmung macht sich breit.

Ein Schild mit Informationen zum Tübinger Tagesticket steht auf dem Rathausplatz.
Ein Schild mit Informationen zum Tübinger Tagesticket steht auf dem Rathausplatz. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Angesichts stetig steigender Infektionszahlen ist eine Fortsetzung des Tübinger Corona-Modellprojekts bis Mitte April offen. „Sollte Tübingen weiterhin steigende Inzidenzen haben und stabil auf die 100 zugehen beziehungsweise diese Marke pro 100 000 Einwohner sogar überschreiten, muss geprüft werden, inwieweit das Projekt ausgesetzt werden muss“, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch in Stuttgart mit.

Vor diesem Hintergrund und auch aufgrund der steigenden Infektionszahlen mitten in der dritten Pandemiewelle denke das Ministerium momentan auch nicht an die Ausweisung weiterer Modellprojekte. Der Inzidenzwert in der Stadt Tübingen lag am Dienstag bei 78,7, landesweit bei 125,7.

Verlängerung des Models bis 18. April

Am 26. März hatte das Land dem Antrag zugestimmt, den Tübinger Modellversuch bis zum 18. April zu verlängern und die Ticketausgabe an Auswärtige zu begrenzen und über Ostern auszusetzen. Zu diesem Zeitpunkt lag der Inzidenzwert in der Stadt Tübingen bei 42,6. Zum Vergleich: Der Wert betrug am 18. März noch 19,7. Seit dem 16. März können sich Menschen in Tübingen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen, mit der Bescheinigung des negativen Ergebnisses können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen.

Meine Intention war es, den Menschen einen anderen Weg aufzuzeigen
Pandemiebeauftragte Lisa Federle

Die Tübinger Pandemiebeauftragte Lisa Federle sagt: „Die Entwicklung, die das jetzt eingenommen hat, habe ich mir nicht als Teststrategie vorgestellt.“ Sie zielt damit auf die „Invasion von Touristen“ ab, die die Stadt seit Einführung des Modellprojekts „Öffnen mit Sicherheit“ überlaufen. „Wir kriegen das Tourismus-Problem nicht in den Griff.“ Selbst wenn das Projekt abgebrochen oder ausgesetzt werden sollte, sieht Federle darin kein Scheitern. „Meine Intention war es, den Menschen einen anderen Weg aufzuzeigen. Ich bin mir sicher, dass es bundesweit eine Teststrategie geben wird, damit wir nicht in die nächste Welle unvorbereitet hineinrauschen“.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) zog am Mittwoch wegen des großen Zustroms auswärtiger Gäste in seine Stadt und steigender Corona-Zahlen erneut die Reißleine: Menschen, die nicht im Landkreis Tübingen wohnen oder in der Stadt Tübingen arbeiten, erhalten bereits ab Donnerstag (1. April) keine Tagestickets mehr an den Teststationen.

Die Regelung gilt aber nur bis Ostermontag. Ursprünglich sollte die Osterregelung des Modellprojekts „Öffnen mit Sicherheit“ ab Karfreitag gelten. „Es kommen momentan einfach zu viele Personen von auswärts in die Stadt“, sagte Palmer. Dadurch verliere der Modellversuch an Aussagekraft.

Drosten für bestimmte Abbruchkriterien

Modellprojekte wie in Tübingen sollten nach Auskunft des Berliner Virologen Christian Drosten eine gute wissenschaftliche Begleitung haben. Das Ziel, Menschen zu motivieren sich testen zu lassen und etwa einkaufen zu gehen, sei vorerst gut. Das sollte man punktuell durchaus mal ausprobieren. Wichtig seien aber auch Abbruchkriterien und eine Vergleichsstadt ohne Modellprojekt.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte am Vortag einen Stopp solcher Versuche wie in Tübingen gefordert. „Sie geben das falsche Signal“, schrieb Lauterbach am Dienstag auf Twitter. Das Tübinger Projekt zeige, dass unsystematisches Testen mit Öffnungsstrategien die schwere dritte Corona-Welle nicht aufhalten werde. „„Testen statt Lockdown“ ist Wunschdenken, genau wie „Abnehmen durch Essen“.“

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