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„Eine gute Erinnerung“

Der frühere badische Landesbischof Engelhardt blickt auf Freud und Leid seiner Amtszeiten zurück

Die Kirchen in Deutschland haben weiter mit Mitgliederrückgang zu kämpfen. Einer, der in seiner Zeit als Landesbischof mit Krisen umzugehen wusste, berichtete in Karlsruhe nun aus seinen Erfahrungen: Klaus Engelhardt.

Klaus Engelhardt war von 1980 bis 1998 Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Klaus Engelhardt war von 1980 bis 1998 Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden. Foto: Evangelische Kirche

Klaus Engelhardt hat viel erlebt mit den Kirchen in Baden und Deutschland. Der 89-Jährige war 18 Jahre lang Landesbischof und sechs Jahre lang Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland. Und wie Engelhardt so spricht im Albert-Schweitzer-Saal in Karlsruhe, könnte man meinen, diesen Mann kann keine Krise erschüttern.

In einem Zeitzeugengespräch anlässlich des 200-jährigen Bestehens der badischen Landeskirche erzählte Engelhardt aus freudigen und weniger freudigen Tagen seiner Amtszeiten. Der Kontakt mit den Katholiken im Erzbistum Freiburg beinhaltete beide Seiten.

„Kaum war ich in mein Amt eingeführt, lud mich Erzbischof Oskar Saier ein“, berichtete Engelhardt. Ökumenische Gottesdienste habe man dann zu einer Tradition gemacht. „Das ist für mich eine der guten und gebliebenen Erinnerungen. Wir haben eine starke innere geistliche Verbundenheit gefunden.“

Engelhardt wirbt für die Ökumene

Engelhardt erlebte aber auch, wo Saier Grenzen zog. So habe dieser einmal deutlich geäußert, man könne unmöglich das Abendmahl gemeinsam feiern, weil es ein unterschiedliches Amtsverständnis gebe. Im Zeitzeugengespräch warb Engelhardt für die Ökumene, die auch das Verhältnis zu den Freikirchen einschließe.

Unterdessen gingen die Kirchen am Mittwoch auf eine Krise ein, die Engelhardt zumindest nicht mehr als Amtsträger beschäftigt: der Mitgliederrückgang. Dieser Trend bleibt deutlich bestehen, wie die jüngsten Zahlen zeigen. Die Evangelischen Kirche in Deutschland und die katholische Deutsche Bischofskonferenz stellten die Statistiken vor.

Zahl der Kirchenaustritte ging 2019 zurück

Allerdings haben in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen die katholische oder evangelische Kirche verlassen als noch 2019. Die Zahl der Kirchenaustritte insgesamt ging von knapp 82.000 auf rund 71.000 zurück – ein Minus von mehr als 13 Prozent. Damit sind die Volkskirchen im Südwesten insgesamt um fast zwei Prozent (knapp 130.000 Mitglieder) geschrumpft.

Es gehören gut 6,5 Millionen Baden-Württemberger einer evangelischen Landeskirche oder einer katholischen Diözese an. Das sind fast 59 Prozent der Bevölkerung. Stärkster Faktor für den Mitgliederrückgang dürfte der vorgestellten Statistik zufolge die demografische Entwicklung in Verbindung mit der Corona-Pandemie sein.

Erneut verzeichneten die Kirchen deutlich mehr Sterbefälle als Taufen. So zeigt etwa die Statistik für die württembergische evangelische Landeskirche, dass binnen eines Jahres die Zahl der gestorbenen Mitglieder um mehr als vier Prozent auf über 29.000 stieg, während die Taufen um über 45 Prozent auf gut 9.000 zurückgingen.

Deutschlandweit sank die Zahl der Angehörigen der evangelischen Kirche im Jahr 2020 auf rund 20,2 Millionen (2019: 20,7), rund 22,2 Millionen Menschen gehörten der katholischen Kirche an (2019: 22,6).

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