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Baden-Württemberg vor der Wahl

Kommunikationsexperte Brettschneider: „Die Grünen sind eine Volkspartei“

Wie ist die politische Lage im Land, eine Woche vor der Landtagswahl? Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Uni Hohenheim, analysiert die politische Lage im Land.

ARCHIV - Der Medienforscher Frank Brettschneider, aufgenommen am 25.01.2016 in Räumlichkeiten der Universität Stuttgart Hohenheim (Baden-Württemberg). Foto: Marijan Murat/dpa (zu dpa "Politologe: Schmid in Eskalationsspirale mit bitterem Ende" von 16.04.2016) +++ dpa-Bildfunk +++
Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Uni Hohenheim, sieht im nahenden Ende der Ära Kretschmann in Baden-Württemberg eine Chance für die Opposition. Foto: Marijan Murat / dpa

Gelingt den Grünen bei der Landtagswahl am Sonntag ein Durchmarsch? Welche Chancen hat Herausforderin Susanne Eisenmann. Im Interview gibt der Kommunikationswissenschaflter Antworten.

Trotz Kritik an der Arbeit der Landesregierung ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann auch nach zehn Jahren im Amt ungemein populär. Was ist sein Erfolgsrezept?
Brettschneider

Er persönlich wird als kompetent, integer und verlässlich wahrgenommen. Auch sein Politik-Stil wird geschätzt. Dazu gehört die Politik des Gehörtwerdens. Er gilt umweltpolitisch als grün und wirtschaftspolitisch als pragmatisch. Und Brücken zu konservativen Wähler/innen hat er auch gebaut. Denken Sie an Themen wie Heimat, Dialekt, Bewahrung der Schöpfung. Viele Menschen halten ihn für echt und für uneigennützig.

Bildungsministerin Susanne Eisenmann muss als CDU-Spitzenkandidatin Wahlkampf gegen den eigenen Ministerpräsidenten und die eigene Regierung machen. Ist das zum Scheitern verurteilt?
Brettschneider

Nein, den Wahlkampf kann man schon auch aus einem Regierungsamt heraus führen. Allerdings ist das Bildungsministerium dafür denkbar ungeeignet. Bildungsminister/innen werden immer kritisiert – und das von vielen Seiten. Das eigentliche Problem ist aber ein anderes: Frau Eisenmann ist auch unter den CDU-Anhängern deutlich weniger populär als Herr Kretschmann. In einer solchen Situation würde ich keinen personenbezogenen Wahlkampf führen, sondern einen themenbezogenen. Innere Sicherheit, Wirtschaftspolitik, Mittelstand. Das sind klassische CDU-Themen. Und die müssten im Wahlkampf einen breiteten Raum einnehmen. Und schließlich war auch das Agieren von Frau Eisenmann in der Corona-Frage nicht sonderlich geschickt. Vor allem nicht Ende letzten Jahres, als sie sich auch noch gegen die Bundeskanzlerin stellte.

Das Ende der Ära Kretschmann naht. Ist das eine Chance für die Opposition oder haben sich die Grünen im Land strukturell als Volkspartei etabliert?
Brettschneider

Die Grünen haben sich hier in den letzten zehn Jahren zu einer Volkspartei entwickelt. Sie haben Zulauf aus den Anhängerschaften der CDU und der SPD erhalten. Sie haben Erstwähler/innen erreicht. Sie sind in Städten stark und auf dem Land inzwischen auch sehr präsent. Aber das ist keine Erfolgsgarantie. Die Opposition wird es ohne Herrn Kretschmann jedenfalls deutlich leichter haben.

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