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Sieben-Tage-Index bei 52,3

Kritische Corona-Marke in Esslingen überschritten

Mit dem Kreis Esslingen hat erstmals eine Region im Südwesten den Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen überschritten. Was für Maßnahmen werden nun in der Region ergriffen, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen?

Testsets mit Abstrichstäbchen liegen in einem Testzentrum für Corona-Verdachtsfälle.
Die Anzahl der täglichen Corona-Neuinfizierungen in Baden-Württemberg steigt weiter an. In Esslingen wurde am Mittwoch ein kritischer Wert überschritten. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Der Kreis Esslingen hat als erste Region im Land die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten - am Donnerstag muss der Kreis nun über konkrete Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des Virus entscheiden. Die Region gilt offiziell als innerdeutscher „Hotspot“. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am Vortag bei 52,3. Damit gehen schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz einher.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sprach von einer „besorgniserregenden Entwicklung“. Das Land stehe im engen Kontakt mit dem Landkreis, auch was die anstehenden schärferen Maßnahmen betreffe. Die Infektionen gingen vor allem auf Reiserückkehrende, private Feiern und den Ausbruch in einem Unternehmen zurück.

Insgesamt seien mindestens 26 Schulen, fünf Kindertagesstätten und neun Flüchtlingsheime von Ausbrüchen im Landkreis betroffen, wie Landrat Heinz Eininger am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mitteilte. Pflegeheime seien nicht betroffen. Ein Infektionsherd sei außerdem ein Frachtzentrum der DHL in der Gemeinde Köngen. Dort arbeiteten Flüchtlinge, die in Gemeinschaftsunterkünften in der Nähe wohnen würden.

Wie die Landesregierung am Dienstagabend mitteilte, dürfen an privaten Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen höchstens noch 25 Menschen teilnehmen, wenn in einem Landkreis die Sieben-Tages-Inzidenz von 50 Fällen pro 100 000 Einwohner überschritten wird. In privaten Räumen werden dann nicht mehr als zehn Teilnehmer empfohlen.

Wird in einem Landkreis binnen sieben Tagen die Zahl von 35 Corona-Fällen pro 100 000 Einwohner überschritten, soll die Zahl der Teilnehmer in öffentlichen oder angemieteten Räumen auf maximal 50 Teilnehmer festgelegt werden. In privaten Räumen werden dann 25 Teilnehmer empfohlen. Diese regionalen Maßnahmen werden nicht über die allgemeine Corona-Verordnung des Landes geregelt, sondern von den Gesundheitsbehörden in den Städten und Kreisen.

Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen im Kreis Esslingen

Künftig gilt im Kreis Esslingen eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen. Schutzbedeckungen seien überall dort vorgeschrieben, wo Menschen keinen ausreichenden Abstand halten könnten, sagte Landrat Heinz Eininger. Dazu gehörten Fußgängerzonen und Wochenmärkte.

Eininger appellierte zudem an alle Veranstalter, Termine zu überdenken und beim geringsten Zweifel abzusagen. „Es gilt: Nicht alles, was man tun darf, muss auch getan werden.“ Außerdem würden wie erwartet von Freitag an die Auflagen für Teilnehmerzahlen bei privaten Feiern weiter verschärft, kündigte der Landrat an.

Außerdem sollen mehr Menschen getestet werden. Man habe die Testkapazitäten bereits deutlich aufgebaut. Heinz Eininger berichtete, dass wieder mehr Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf stationär in Kliniken aufgenommen werden müssten. So befänden sich etwa in Kirchheim unter Teck drei Patienten auf der Isolationsstation. In Nürtingen seien fünf Patienten isoliert - zwei davon auf der Intensivstation. Sie müssten beatmet werden.

Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt weiter an

Bereits am Montag hatte der Kreis Esslingen private Feiern und Zusammenkünfte eingeschränkt, nachdem die Vorwarnstufe von mehr als 35 Corona-Neuinfektionen überschritten worden war. Auch Stuttgart (38,4), Mannheim (37,3) und der Stadtkreis Heilbronn (35,5) liegen über der kritischen Marke von 35 Neuinfektionen.

Mit der Verschärfung folgen die Kreise und Kommunen der Empfehlung der Bund-Länder-Kommission von Ende September, die insbesondere der Verbreitung von Infektionen im Rahmen von Feierlichkeiten im Familien- und Freundeskreis vorbeugen soll.

Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen im ganzen Land stieg am Mittwoch im Vergleich zum Vortag um 652 Fälle. Insgesamt haben sich nun 52 222 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt, wie das Landesgesundheitsamt mitteilte. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um vier auf 1898.

Am Dienstag hatte die Landesregierung wegen der steigenden Infektionszahlen die zweite von drei möglichen Corona-Warnstufen ausgerufen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von einer Habt-Acht-Stufe. Die Pandemiestufe zwei gilt, wenn die landesweite „Sieben-Tage-Inzidenz“ von zehn Fällen je 100 000 Einwohner überschritten wird und zusätzlich das Infektionsgeschehen diffus steigt oder sich die landesweiten wöchentlichen Fallzahlen innerhalb von zwei Wochen verdoppeln.

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