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Lehrer in Baden-Württemberg stellen Bildungsinstitut ein schlechtes Zeugnis aus

Mit Wissenschaft wollte das Land vor drei Jahren gegen Wildwuchs vorgehen und baute die ganze Schulverwaltung um. Eine Mammutaufgabe, an deren Ende die Schüler profitieren sollten. Ist das bis jetzt gelungen? Die Mängelliste der Lehrerverbände ist lang.

Viele Kinder infizieren sich in der Schule mit dem Coronavirus.
Sowohl das ZSL als auch die IBBW seien noch nicht angemessen integriert worden. (Symbolbild) Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Mit einer umgebauten Schulverwaltung wollte das Land Probleme in den Schulen frühzeitig erkennen und bekämpfen. Zwei neue Bildungsinstitute sollten Impulse setzen und den Schulen helfen, ihre Arbeit besser zu machen.

„Ziel verfehlt“, kritisieren nun die mehrere Lehrerverbände und stellen dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) drei Jahre nach dem Start ein mieses Zeugnis aus. „Vieles läuft auch nach drei Jahren noch nicht rund“, sagte Thomas Speck vom Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg am Freitag in Stuttgart. „Das Kultusministerium muss nachsitzen und die Probleme aufarbeiten.“

Das ZSL und auch das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) waren im Frühjahr 2019 an den Start gegangen. Erklärte Ziele: die Qualität in den Schulen und die Leistungen der Schüler sollten besser werden.

In deutschlandweiten Vergleichstests waren die Schüler damals in baden-Württemberg abgesackt. Die frühere Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte die Reform unter anderem mit einem „Wildwuchs“ bei der Lehrerfortbildung erklärt.

Es fehle an Qualität

Mit dem ZSL seien funktionierende Strukturen zerschlagen und noch nicht ausreichend durch neue funktionierende Strukturen ersetzt worden, kritisierten nun die Verbände der Berufsschullehrer, der Realschullehrer (RLV) und der Philologen. „Der Zugewinn an Qualität steht aber bis heute aus“, sagte die RLV-Vorsitzende Karin Broszat. „Das ZSL ist aber genau für diese Qualität zuständig.“

Gründe seien unter anderem Doppelstrukturen bei Regierungspräsidien und ZSL sowie die Herabstufung der Landesakademien, die zuvor für die Schulentwicklung zuständig waren.

Die Budgets an den Seminaren für Schulpädagogik seien gekürzt und Zuständigkeiten nicht eindeutig geklärt worden, die Versorgung mit Dienstrechner sei schlecht und die Bürokratie überbordend.

Auch die Außenwirkung des ZSL sei mangelhaft, hieß es. „Viele Lehrkräfte wissen immer noch nicht, dass das ZSL überhaupt existiert und welche Aufgaben es erfüllt.“ Weil Schulleitungen aber nicht für Fortbildungsveranstaltungen werben dürften, fielen etliche davon mangels Anmeldungen aus.

In Baden-Württemberg ist Kritik zurückhaltender

„Offensichtlich war dem Ministerium nicht klar, wie komplex es ist, eine neue Behörde in ein bestehendes System zu integrieren“, bilanzierten die Verbände. Eine unabhängige Stelle müsse das Institut auf den Prüfstand stellen. „Wenn die Behörde dieser Evaluation nicht standhält, dann muss es auch denkbar sein, Fehler einzugestehen und das ZSL weiterzuentwickeln oder gar abzuwickeln.“

Auch die baden-württembergischen Unternehmer sehen die Probleme, drücken sich aber zurückhaltender aus: „Die Rangeleien um Zuständigkeiten müssen aufhören“, sagte Stefan Küpper vom Verband UBW (Unternehmer Baden-Württemberg). Das ZSL müsse sich „als leistungsstarkes Strukturelement im Qualitätsdesign der baden-württembergischen Schulpolitik profilieren“ können. Trotz denkbar schlechter Startbedingungen sei es aber in der Schullandschaft angekommen.

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